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Weinheim (Stadt Weinheim) – Es sind herrliche Geschichten, die sich im Weinheimer Schloss ereignet haben. Manche tatsächlich und wahr, manche ein bisschen sagenumwoben. War Kurfürst Ottheinrich, der im 16. Jahrhundert dort lebte, wirklich so dick, dass er in einem stufenfreien Nebenbau leben musste, weil er die Treppen nicht mehr hochschaffte? War Lady Jane Digby, die als Gattin des Barons von Venningen 1935 in die Schlossmauern zog, wirklich so unsagbar hübsch, dass ihr die Männer verfallen sind – zuallererst der französische Schriftsteller Honoré de Balzac? Klar überliefert ist, dass Kurfürstin Elisabeth Auguste am 17. August 1794, im Weinheimer Schloss ihren letzten Atemzug nahm – sie war so beliebt, dass ihr Sarg von einem langen Fackelzug bis zur letzten Ruhestätte in Heidelberg begleitet wurde.

Jedenfalls erfährt diese Geschichte(n) und ihre realhistorische Einordnung aus profunder Sicht, wer sich am Sonntag, 11. September, dem europaweiten „Tag des offenen Denkmals“ an einer Führung durch das  Weinheimer Schloss beteiligt, das seit 1938 als Rathaus dient.

Die Weinheimer Stadtarchivarin Andrea Rößler wird durch das Gebäude (und durch seine Geschichte) führen, jeweils um 14 Uhr und um 16 Uhr (hierzu sind Anmeldungen erforderlich). Ohne Anmeldungen kann unter Führung von Kathrin Feißt von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt der fast 40 Meter hohe Schlossturm bestiegen werden (hierzu ist keine Anmeldung erforderlich). Jede volle Stunde von 13 Uhr bis 17 Uhr geht es aufwärts.

Das Schloss besteht aus mehreren Teilen in verschiedenen Baustilen und aus verschiedenen Epochen. Der älteste Teil ist das Obertor, Teil der nach 1250 angelegten und befestigten Neustadt Weinheims. Der nördliche Teil (im heute vorderen Schlosshof) wuchs ab 1537 als Kurpfälzisches Schloss, nachdem Pfalzgraf Ludwig III.  den Hof im Jahr 1423 der Weinheimer Adelsfamilie Swende abgekauft hatte.

Der südliche Teil wurde als Adelshof der Familie Ulner von Dieburg errichtet, immer wieder erweitert und umgebaut. Gräfin Waldner von Freundstein erwarb 1837 diesen Teil und errichtete das Berckheimsche Stammgut für ihren ältesten Sohn aus der Ehe mit Freiherrn von Berckheim. 1849 und 1853 vereinte Freiherr Christian von Berckheim beide Schlossteile und ließ 1968 den Turm und den Zwischenbau im Stil des Historismus bauen.

Freiherr Christian von Berckheim war 1872 auch der Gründer des Exotenwaldes und der Schaffer des Schlossparks in seiner heutigen Form.  Er erweiterte den Bestand zum Landschaftspark und sorgten für den Artenreichtum mit wertvollem Baumbestand.

In den Jahren 1908 bis 1913 entstand das Mausoleum der Familie von Berckheim in der Südostecke des Schlossparkes, es ist auch heute noch in Besitz der Familie, wird in Weinheim aber von einem Verein betreut, dem „Freundeskreis der Kapelle im Schlosspark e. V.“.

Die letzte Beerdigung fand im Oktober 1984 statt, als Philipp Constantin Graf von Berckheim in der Familiengruft seine letzte Ruhestätte fand. Besonders eindrucksvoll sind die Stuckapplikationen im Inneren, die als Imitation von Mosaiksteinchen gestaltet wurden. Die Steinchen wurden mit Farbe gefasst oder auch vergoldet.

100 Jahre nach Fertigstellung des Mausoleums konnte das Mausoleum im Rahmen des „Tag des offenen Denkmals 2013“ das erste Mal von der Allgemeinheit besichtigt werden. Am 11. September werden der bekannte Stadtführer Franz Piva und Frank Berner als Vorsitzende des Fördervereins und persönlich Bekannte des zuletzt noch lebenden Grafen Constantin von Berckheim jeweils um 14 Uhr, 15 Uhr und 16 Uhr für Besucher die Kapelle des Mausoleums öffnen (auch hierfür sind Anmeldungen erforderlich).

INFO: Am Tag des offenen Denkmals in Weinheim am Sonntag, 11. September 2022, finden auch im Ehemaligen Gasthaus mit Saalbau in der Hauptstraße 118 (am Amtshausplatz) mit Silvia Wagner vom Stadtarchiv statt – wie im Schloss und für das Mausoleum bitte bis zum 8. September anmelden unter 06201-82 283 oder per Mail an bauordnung@weinheim.de. Außerdem bietet Dr. Alexander Boguslawski um 13 Uhr und um 15 Uhr Führungen auf dem Alten Friedhof an der Peterskirche an, hierfür sind keine Anmeldungen erforderlich. Ein Infostand im Schlosshof ist von 13 Uhr bis 17 Uhr durchgängig besetzt.  Alle Angebote sind kostenfrei.