Ok, die Geothermie steht doch auf dem Programm!

 

Replik auf die Stellungnahme des Bürgermeisters auf meinen Leserbrief „Geothermie nicht auf dem Programm“ von vor wenigen Tagen

Da hat uns der Bürgermeister doch überrascht. Die Stadt Viernheim denkt über das Thema Geothermie nach und ist bereits mit Firmen im Austausch. Das ist schon mal sehr gut. Da Thema Geothermie lag auch in Viernheim fühlbar in der Luft, obwohl Politiker und auch Aufsichtsräte der Stadtwerke sich auf Nachfrage sehr bedeckt gehalten haben. Manche wussten nichts, andere beriefen sich auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Das lässt dann schon etwas ahnen.

 

Der Bürgermeister hat auf meinen Leserbrief zur Geothermie reagiert. Bisher war über Geothermie in Viernheim nichts zu lesen, dabei kann sie nach Ansicht einer kleinen Gruppe Aktiver eine mögliche Lösung für die Energiewende in Viernheim sein. Geplant hatten wir eine öffentliche Infoveranstaltung mit der Firma Vulcan Energy, die uns spontan im Frühsommer ihre Zusage zu einer solchen Veranstaltung gegeben hatte. Gerne hätten wir die Stadt als Co-Gastgeber dabei gehabt. Leider hat der Bürgermeister Mails dazu nicht beantwortet und in einem Telefonat sagte er dann, „das steht nicht auf dem Programm“. Ich habe das so interpretiert, als meinte er damit die Geothermie. Er meinte aber offenbar die Zusammenarbeit mit uns als Initiative.

 

Er schreibt in seiner Stellungnahme, dass die Stadt im April 2022 bereits Gespräche mit Vulcan Energy geführt hat, im Spätherbst eine Untersuchung des Untergrunds in der Gemarkung Viernheim vorgesehen ist und auch die Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Nutzung der Geothermie für das Viernheimer Fernwärmenetz wurden ausgelotet. Zudem wird eine Zusammenarbeit mit den umliegenden badischen Gemeinden geprüft. Alle Achtung, das klingt schon ziemlich nach einem Plan und einem guten Weg, die Geothermie zeitnah auf ihre Eignung für Viernheim zu überprüfen.

 

Die Frage ist, warum die Geheimniskrämerei? Warum gab es bisher keine Information über dieses wichtige Thema? Wie sollen sich Bürgerinnen und Bürger sinnvoll an politischen Entscheidungsprozessen beteiligen oder sich eine Meinung dazu bilden, wenn die Befassung mit dem Thema im Verborgenen passiert? Bürgerbeteiligung ist mehr als Müllsammeln mit dem Bürgermeister. Über jede Kleinigkeit wird in der Presse ausführlichst berichtet, diese als Erfolg gefeiert und den Stolz auf das Ergebnis betont. Bei Bauprojekten wird jeder kleine Schritt mit Fotos der gemeinsamen Begehungen jedes noch so kleinen Bauabschnitts in der Presse veröffentlicht.

 

Nur über das strategisch für die Energieversorgung der Stadt möglicherweise elementare Thema Geothermie, lässt sich der Bürgermeister nicht aus. Dass uns das mit dem Leserbrief gelungen ist, verbuchen und feiern wir, ich und die Mitstreiter im Umfeld, gerne als Erfolg unserer Bemühungen.

 

Wo das Thema nun in der Welt ist, wie wäre es mit einer Informationsveranstaltung zum Thema? So können sich die Viernheimerinnen und Viernheimer ein informiertes Bild machen von den Chancen und Risiken der Geothermie. Mitstreiter aus unserem Kreis haben vor ein paar Wochen eine solche Infoveranstaltung der Firma Vulcan Energy in Haßloch besucht. Die machen das gut, neutral und hoch informativ. Hätten wir schon am 24. August haben können. Jetzt haben wir den Termin gecancelt und planen einen zweiten Anlauf. Oder die Stadt macht es selbst.

 

Was lernen wir als Zivilgesellschaft aus der Reaktion des Bürgermeisters? Transparenz tut in Viernheim Not! Die Information, dass sich die Stadt mindestens seit einem halben Jahr mit dem Thema Geothermie befasst, wäre hilfreich gewesen. Warum die Geheimniskrämerei? Was ist das denn für ein Verständnis von Politik und Bürgerbeteiligung?

 

Mit meinen Leserbriefen geht es mir eigentlich nicht um Kritik an einzelnen Personen oder die „Schuldfrage“. Bisher habe ich auch vermieden, einzelne Personen direkt zu benennen. Andererseits sind es aber manchmal tatsächlich einzelne Personen, die dem Fortkommen im Weg stehen. Schwierig damit umzugehen. Aber offenbar ist der Effekt eines Leserbriefs viel größer, wenn man die Verantwortlichen klar benennt. Man erhält nicht nur Zuspruch von Bürgerinnen und Bürgern, sondern sogar eine Reaktion des Angesprochenen. In Bezug auf die Geothermie sind wir nun tatsächlich einen Schritt weiter.

 

Das Risiko ist, dafür Respektlosigkeiten und falschen Unterstellungen, wie die des Bürgermeisters, aushalten zu müssen. Für mich ist das noch lange kein Grund, einem lohnenden Konflikt aus dem Weg zu gehen. Aber vielleicht sollten wir mal darüber sprechen, welchen Anteil die Reaktionen von Politikern daran haben, dass sich immer weniger Menschen kommunal einbringen und politisch engagieren wollen. Oder auch der Einfluss auf die Entwicklung von Hass, Hetze und Rücksichtslosigkeit? Bei der Geothermie geht es nun voran. Die weiteren Fragen, die jetzt aufgepoppt sind, sind noch offen.

 

Wolfram Theymann

https://www.lust-auf-viernheim.de