Foto: Vo
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Viernheim (Vo) – Aus den umliegenden Bäumen sticht sie richtig heraus, die über zweihundert Jahre alte Stieleiche. „Wie stehen vor ihr in Ehrfurcht, da sie viel länger lebt als wir“, betonte Bürgermeister Matthias Baaß. Dem Forstamt Lampertheim und dem BUND war es gemeinsam gelungen, ein neues Exemplar als Widmung für den früheren Leiter der Viernheimer Oberförsterei Ludwig Wilhelm Wilbrand zu finden beziehungsweise auszuwählen.

Bei dem Begehungstermin am Samstag (15.10.22) wurde das schöne Exemplar offiziell vorgstellt und die Beteiligten wurden über den Werdegang der berühmten Perrsönlichkeit und die Entwicklung des dortigen Waldgebiet informiert. „Es ist einfach ein wunderschöner Baum, der keine erkennbaren Mängel hat. Trotz der Trockenheit habe ich die Hoffnung, dass die Eiche weiterhin stabil bleibt“, so Dr. Peter Dresen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.

Gerade in heutigen und schnelllebigen Zeit ist es nicht falsch, sich mit Themen aus der Vergangenheit auseinanderzusetzen und sich diesen Themen anzunehmen, so Bürgermeister Baaß.

Das Forsthaus errichtete Wilbrand damals im Berliner Ring, heute befindet sich in diesem Gebäude das Museum der Stadt Viernheim. „Erinnern möchte ich an die Titel, die er zu Lebzeiten trug wie Geheimer Oberforstrat oder Geheimer Staatsrat. Er legte Wert  auf die ökologischen Grundlagen und 1908 gründete er den Vogelschutzverein des Großherzogtum Hessen“, erläuterte Baaß.

Dem ehemaligen Oberförster wurde vor langer Zeit schon mal eine Eiche gewidmet, diese hat leider den starken Sturm nicht überstanden, also musste eine neue Eiche zur Widmung her. Der neue Standort liegt unweit von dem ehemaligen Standort, kurz vor Hüttenfeld. Dies ist der vierte Baum zum Gedenken an Wilbrand. Werner Kluge vom Forstamt Lampertheim erläuterte die Entwicklung des Waldgebiet. Die Eichen einfach weiter wachsen zu lassen oder die Bestände stabiler zu bekommen, diese Frage stand damals im Raum.„Die Entscheidung fiel darauf, die Eichenbestände mit Buchen zu unterbauen. Dies hier ist also ein ausdrückliches Zeichen von jahrezehntelangem forstlichem Wirken“, so Kluge. Rechz gut ist der Standort geschützt und auch weitgehend intakt. „Denn die Umweltbedingungen wurden schlechter, hinzu kommt die Grundwasserabsenkung, die aber im westlichen Bereich deutlich schlimmer ist. An diesem Standort sind wir davon verschont“erläuterte der Mitarbeiter von HessenForst. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Stichwort und gerne haben wir zur Erinnerung an Ludwig Wilhelm Wilbrand diese Eiche gewidmet“, betonte Kluge.

Peter Dresen vom NABU-Ortsverband Viernheim ging auf das Thema Eichen ein. „Manche Eichen sind besonders resistent gegen Trockenheit und diese haben sich bislang gut entwickelt. Im Vergleich zu anderen Baumarten, halten diese sich durchaus und so kann es ein Baum der Zukunft sein“, so Dresen. Wilbrand setzte sich schon damals für den Naturschutz ein und gab so manche Anstösse, man könne ihn als Ur-Ur-Großvater vom Naturschutz bezeichnen, so Dresen.

Der 1842 geborene Ludwig Wilhelm Wilbrand wurde am 12. Mai 1870 zum Oberförster ernannt. Nach 56 Dienstjahren ging Wilbrand in seinen wohlverdienten Ruhestand, während seiner Dienstzeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen  des Darmstädter Großherzog.

Die Teilnehmer der Exkursion bedankten sich recht herzlich für die interessanten Informationen.