RICHTIG, WICHTIG, LEBENSWICHTIG
Der Tag der Organspende findet jedes Jahr am ersten Samstag im Juni statt. Er soll danken, aufklären und ein Zeichen setzen für die Wichtigkeit einer persönlichen Entscheidung.
Sterben und Tod sind Themen, zu denen uns oft die Worte fehlen. In den vergangenen von Corona geprägten Monaten kam keine Nachrichtensendung und kaum ein persönliches Gespräch ohne eigene Erfahrungen oder Berichte aus dem Verwandten- oder Freundeskreis aus, ohne das Verunsicherung, Unwissenheit, Angst und Trauer zu spüren waren.
Krankheit, Sterben und Tod sind Themen denen wir, mitten im Leben, aktiv und gesund, gerne aus dem Weg gehen. Darüber nachzudenken, dass das eigene Leben endlich ist, ist nicht leicht. Darüber mit der Familie oder Freunden zu sprechen fällt noch schwerer, vielleicht weil man niemandem zu nahe treten möchte. Ich selbst habe mehrere plötzliche Todesfälle in meiner engsten Familie erlebt und im Freundeskreis begegneten mir Unfälle und Krankheiten, die das Leben von jetzt auf gleich total auf den Kopf gestellt haben. Wie schrecklich wäre es, solche Erlebnisse vorherbestimmt zu kennen. Aber sich ab und zu „mitten im Leben“, an einem sonnigen Tag mit dem Partner, den Kindern oder einer guten Freundin mit der eigenen Endlichkeit auseinander zusetzen und laut zu sagen, was man für sich selbst in einer solchen Situation wünschen würde, tut gut. Ein solches Gespräch würde einen Rahmen schaffen in dem Angehörige im Falle eines Falles agieren könnten, ohne alleine Verantwortung für Entscheidungen, womöglich gegen den Willen eines schwer erkrankten oder sterbenden Angehörigen, zu tragen.
Entscheide dich, dass kann Leben retten!
So ist es auch mit dem Organspendeausweis. Seit dem Unfalltod meines Vaters trage ich einen Organspendeausweis mit mir. Seit dem Tod unserer Tochter vor sieben Jahren weiß ich, wie unerwartet ein Leben zu Ende sein kann. Sie hat vergeblich auf ein rettendes Spenderherz gehofft.
Manche Menschen haben Bedenken ihre Organe zu spenden, weil sie vielleicht der Begriff „Hirntoddiagnostik“ verunsichert. Sterbe ich oder bin ich schon tot? Für mich spricht alles dafür einen Organspendeausweis auszufüllen. Im Falle eines Hirntods wäre ich nicht mehr in der Lage ein Leben zu führen wie ich es als lebenswert empfinde. Meine Organe aber könnten ein Leben retten, vielleicht sogar mehrere. Ich kann Bedenkenträger verstehen und ich glaube es gibt kein Richtig oder Falsch. Doch! Falsch ist es, sich nicht mit dem Thema auseinanderzusetzen und keine persönliche Entscheidung zu treffen.
Ich hoffe, dass mein Text den ein- oder anderen Menschen wachrüttelt, sich zu informieren und ein Kreuzchen auf einem Organspendeausweis zu machen. Man kann auch ankreuzen, keine Organe spenden zu wollen. Auch das ist eine legitime Entscheidung, aber eine dokumentierte!
Meine Familie und ich haben uns entschieden unsere Organe zu spenden- in der Hoffnung, dass so ein Sinn im Tod entsteht und Menschenleben gerettet oder erleichtert werden können.

– Wencke Stülpner