Karsten Krug begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Fachtagung „Wohnraum für Menschen mit Behinderung“.
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Kreis Bergstraße (kb) –  Zu einem neuen Format des Austauschs hat der Vorsitzende der Kreisteilhabekommission und Hauptamtliche Kreisbeigeordnete Karsten Krug in die Einrichtung der Behindertenhilfe Bergstraße (BHB) nach Lorsch eingeladen. Unter dem Motto: „mit betroffenen Menschen ins Gespräch kommen“ und nicht über sie und ihre Bedürfnisse reden, wurde in Kooperation mit der BHB, der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) und der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) eine Plattform geschaffen, die es den Anwesenden ermöglichte, sich und ihre Anliegen aktiv einzubringen und mit dem Dezernenten und Fachleuten direkt ins Gespräch zu kommen.

Einleitend benannte Krug einige Daten und Fakten zu Rahmenbedingungen in Bezug auf Wohnraum allgemein im Kreis Bergstraße. Ebenfalls ging er auf die Anzahl schwerbehinderter Menschen im Kreis Bergstraße ein. Immerhin knapp 10 % der Bevölkerung haben einen Grad der Behinderung von 50. In kurzen Referaten gaben Eva Epple von der BHB, Dr. Christa Gengenbach von der NRD, Anja Ostrowski von AdiNet Südhessen (Antidiskriminierungs-Netzwerk Südhessen) und Rolf Sax von der Baugenossenschaft Viernheim unterschiedliche Impulse, um sich dem Thema zu nähern.

Ein erfreulich gemischtes Publikum war der Einladung gefolgt. Vertreten waren mehrheitlich Eltern und Großeltern sowie Jugendliche mit unterschiedlichen Einschränkungen selbst. Unter der Moderation von Petra Thaidigsmann (EUTB) entwickelte sich rasch ein lebhafter Dialog und Austausch zum Thema. Konkrete Fragen wurden unter anderem gestellt zu: bürokratischen Hemmnissen bei Antragsstellungen, mit der Bitte, darauf hinzuwirken, dass diese vereinfacht werden sollten; Fragen zur Umsetzung der neuen Konzeption der Kosten der Unterkunft im Kreis Bergstraße, zum Beispiel zur neu festgelegten Brutto-Kaltmiete und der vorgegebenen Maximalgröße der Wohnung/bzw. der Zimmer oder auch: Wie konkret ein Wohnhaus entsprechend umgebaut oder ein vorhandenes leer stehendes Bauernhofgelände umgestaltet werden kann? Gibt es kreative „Spielräume“ bei der barrierefreien Umgestaltung von vorhandenem Wohnraum?

Obwohl zu Beginn der Schwerpunkt auch auf den Schwierigkeiten und Hürden lag konnte dennoch ein Perspektivwechsel erreicht werden, der durch diese neue Form des Dialoges mit Betroffenen auch angestrebt war. Allen Anwesenden war klar, dass der Weg zu „neuen, alternativen Wohnformen“ für Menschen mit Behinderung im Kreis Bergstraße steinig werden kann, so hat man sich doch dafür entschieden diesen beschreiten zu wollen. Wie man Hemmnisse bei potentiellen Vermietern abbauen könnte, ihre Wohnungen grundsätzlich zu vermieten aber auch an Menschen mit Einschränkungen, nahm hierbei einen relativ breiten Raum ein.

In anderen Landkreisen gibt es weitere Ideen, die auf einem zweiten Fachtag im Frühjahr 2020 konkret vorgestellt werden. „Wir müssen das Rad ja nicht neu erfinden“ merkte treffend ein anwesender Vater an. Wie ernst Karsten Krug den weiterführenden Dialog mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern nimmt zeigt sich auch daran, dass auf Anregung aus dem Publikum die Öffentlichkeitsarbeit für den zweiten Fachtag verstärkt werden soll, um noch gezielter vor allem Eltern und bereits bestehende Selbsthilfeorganisationen und Soziale Institutionen zu informieren. Die Teilnehmenden des ersten Fachtages, die sich auf einer Liste eingetragen haben, werden selbstverständlich auch zu diesem zweiten Austausch eingeladen; ihre Vorstellungen, Wünsche, Bedürfnisse und auch ihre Sachkenntnis sollen eine tragende Säule der Weiterarbeit sein.