Peter Ohneck (1817-1867), Georg Dewald (1831-1899) und Georg Englert (1831-1881)

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Viernheim (HE) – Im September wird der 72-jährige Bryce Ohneck und sein Sohn Forest aus Edmonton in der Provinz Alberta in Kanada Deutschland besuchen. Sie wollen die Heimat ihres Vorfahren und vor allem Viernheim kennen lernen.

Direkte Verwandte haben sie hier nicht. Der Auswanderer Peter Ohneck war das einzige Kind des Maurers und Bauern Matthäus Johann II. Ohneck und dessen Ehefrau Barbara, geb. Eppel. Peter ist am 26.11.1867 in Amerika gestorben. Sein Urgroßvater, der Maurer Anton Franz Ohneck, war erst seit 1725 in Viernheim ansässig und hat um 1749 Katharina geheiratet, deren Familiennamen im Familienbuch Viernheim nicht genannt ist.

Die Ohneck’s stammen wahrscheinlich aus Lorsch. Dort hießen sie Ohnacker. Der Urahn Balthasar Ohnacker war Klosterschütz.

Aus amerikanischen Internetseiten ist mehr über den zwischen 1848-1850 aus Viernheim ausgewanderten Peter Ohneck zu erfahren[1]. Er hat im März 1848 in St. Louis einen Antrag auf Einbürgerung gestellt. Wahrscheinlich ist er dort mit dem Schiff angekommen.

Am 12. Mai 1850 hat er in Fort Wayne, Allen County, Indiana, USA geheiratet. Trauzeugen waren Georg Dewald und Georg Englert. Der Bräutigam Peter Ohneck scheint es in Fort Wayne zu einem gewissen Wohlstand gebracht zu haben. Bei einer Volkszählung im Jahr 1860 ist sein Vermögen mit 13.000 Dollar angegeben. Das Foto seines Wohnhauses und der Grabstätte lassen vermuten, dass er mit diesen Angaben nicht übertrieben hat.  Es hat sich herausgestellt, dass diese prächtige Haus nur gemietet war. Im April 1899 hat der Rechtsanwalt Daniel Nide den mit Peter’s Sohn George Daniel Ohneck geschlossenen Pachtvertrag für das Vorstadthaus gekündigt. Der Anwalt wollte mit seiner Braut selbst in diese Residenz einziehen. Das junge Ehepaar Ohneck beabsichtigte ihren ständigen Wohnsitz in das Randall Hotel verlegen. Daraus ist wohl nichts geworden. Die vielfältigen Tätigkeiten dieses Sohnes in dem großen Land haben das verhindert.  

In der Fort Wayne Daily Gazette vom 27. November 1867 stand folgender Bericht:

Herr Peter Ohneck, ein Maler dieser Stadt, wurde gestern Opfer eines tödlichen Unfalls. Er war auf einem Jagdausflug hier in New Hafen. Während er über einen Zaun kletterte  wurde seine Waffe versehentlich entladen. Eine Kugel hat sich gelöst und ging durch, oder in die Nähe des Herzens. Er starb in wenigen Minuten. Seine sterblichen Überreste wurden nach Hause gebracht. Herr Ohneck war einer unserer würdigsten Bürger. Seine Familie trauert mit vielen Freunden um seinen frühen Tod. Er hinterlässt sieben minderjährige Kinder.

Ein Weinheimer Familienforscher hat viele genealogische Daten von Viernheimer Auswanderern aus dem Familienbuch Viernheim abgeschrieben und in die kostenlose Datenbank GEDBAS gestellt. Damit hat er mehrfach interessante E-Mail Kontakte zu amerikanischen Kollegen gefunden.

Der am 14. Mai 1831 geborene Georg Dewald, ein Sohn des Schuhmachermeisters Jakob Dewald II. und seiner Frau Margarete Geiger, hat es in der gleichen Stadt zu noch größerem Erfolg gebracht. Im Internet findet man einen Bericht über die Geschichte der Stadt Fort Wayne, der schon 1905 geschrieben wurde[2]. Kevin Leininger hat dieses Wissen im Mai 1982 ergänzt[3].

Der wesentliche Inhalt dieser Internetseiten kann so zusammengefasst werden: Ohne die Leistung des fortschrittlichen, prominenten und einflussreichen Geschäftsmannes Georg Dewald könnte die Geschichte der Stadt Fort Wayne nicht geschrieben werden. Er hat in der Pionierzeit viel geleistet um das materielle Wachstum der Stadt zu fördern.

Als Junge äußerte er oft den Wunsch in die Neue Welt zu kommen. Mit 18 Jahren hat er diesen Plan verwirklicht. Nachdem er nur kurz in Fort Wayne gewesen ist, hat er eine Stelle in einem Dry Goods Store angenommen. Wir würden das heute als Textilwarengeschäft bezeichnen. In dem kleinen Laden hat er sich nach und nach bis zur Geschäftsführung hoch gearbeitet. Mit dem wachsenden Geschäft gründete er die Firma Townley, DeWald und Bond. Innerhalb weniger Jahre wurde er alleiniger Gesellschaft und Geschäftsführer.

Das dreistöckige Geschäftsgebäude war ursprünglich im Besitz der Firma Hartman & Jones. Es wurde 1846 errichtet und drei Jahre später an die Townley Brothers verkauft. 1870 hat es die neu gegründete Firma George DeWald & Company von Herrn R.W. Townley übernommen

Georg Dewald war ein sympathischer Mann von wenigen Worten. Für seine Mitarbeiter hatte er immer ein gutes Wort. Obwohl er Interesse an lokalen Angelegenheiten zeigte, suchte er nie nach offizieller Bevorzugung. Er war ein kommunikatives, eifriges Mitglied der katholischen Kirche St. Patrick, zu deren Unterstützung er großzügig beitrug.

Unter seiner Leitung hat sich der Einzel- und Großhandel mit Konfektionskleidung großartig entwickelt. Bis zwei Jahre vor seinem Tod war er uneingeschränkt aktiv. Ohne Vorwarnung ist er einer Lungenblutung erlegen. Er hinterließ fünf Kinder.

Im Fort Wayne Journal vom Donnerstag, den 28. Juni 1899 steht geschrieben: Nur wenige Ereignisse der letzten Jahre haben mehr Bedauern hervorgerufen als der Tod von Georg Dewald. Er wurde lange mit Wirtschaftswachstum der Stadt identifiziert. Das Geschäft stand als Säule und Stärke der Geschäftswelt. Sein Leben war ehrlich und aufrichtig, sodass sein unerwarteter Tod als ein öffentliches Unglück empfunden wurde. Eine andere Zeitung ehrte ihn mit folgenden Worten: George Dewald wurde nicht nur in Fort Wayne, sondern im ganzen Land geliebt und geachtet.

Das Jahr 1899 war kein gutes Jahr für die Familie. Am 27. Dezember 1899, nur sechs Monate vor dem Tod des Geschäftsmanns Dewald zerstörte ein katastrophaler Brand das Geschäft.

Die beiden um die 30 Jahre alten Söhne Robert W. und George Louis Dewald haben den Betrieb fortgeführt. Der ältere als President, der Jünger als Vice-President.

Der Wohlstand des Unternehmers Georg Dewald wird sich bis nach Viernheim herumgesprochen haben. Sein 1809 geborener Onkel Georg Dewald[4], ein Kammmacher und dessen Ehefrau Sophie, geb. Effler haben deshalb 1857 ebenfalls Viernheim verlassen und auf eines besseres Leben in Fort Wayne gehofft. Initiator war wohl Tante Katharina Dewald, eine Tochter des Schuhmachers Philipp Dewald. Sie war in erster Ehe mit dem Taglöhner Adam Johann Englert verheiratet, der im März 1840 in Viernheim gestorben ist. Zwei Jahre später hat sie sich mit dem Ackersmann Jakob Hoock II. vermählt. Sie haben vier Jungs aus der ersten Ehe im Alter von 10 bis 18 Jahren mitgenommen.

Der dritte Auswanderer war Georg Englert[5], ein Sohn des Taglöhners Adam Johann Englert und der oben erwähnen Tante Katharina, geb. Dewald, hat sich schon zehn Jahre vor seiner Mutter auf die Reise in die USA gemacht und ebenfalls in Fort Wayne gelebt. Sein Lebenslauf war in keiner der kostenlosen Internetseiten zu finden.

Der Familie Dewald werden diese Informationen schon mehr als 120 Jahren bekannt sein. Im Familienbuch Viernheim ist das Heiratsdatum ihres erfolgreichen Sohnes und der Namen seiner Braut Sophia Angelina, geb. Laselle genannt.

Die Auswanderer Peter Ohneck, Georg Dewald und Georg Englert sind möglicherweise um 1848 gemeinsam in die USA ausgewandert. Es waren gewiss keine Feld- und Forstfrevler oder Arbeitsscheue wie der Bürgermeister Peter Minnig die Auswanderer bezeichnet hat[6]. Sie haben bewiesen wie man mit Mut und Einsatzbereitschaft der Armut entrinnen kann.

[1] https://www.findagrave.com/memorial/49565197/peter-ohneck

[2]https://www.findagrave.com/memorial/85059309/george-dewald

[3] http://fwn-egen2.fortwayne.com/ns/projects/history/scapes20.php

[4] https://www.findagrave.com/memorial/122487871/george-dewald

[5] https://www.findagrave.com/memorial/79713278/georg-j_-englert

[6] Peter Prey in Viernheimer Hefte. Band 3. Die Holzstraße