Für die kurzfristige Erstellung weiterer Betreuungsplätze spricht sich die Viernheimer SPD für einen Anbau an die Kindertagesstätte „Am Kapellenberg“ aus. Langfristig erscheint eine Bauernhof-KiTa, wie von der CDU gefordert nicht als Alternative.
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Viernheim (S.Lubkowski) – SPD-Spitzenkandidatin Alicia Hanf wollte der Sache auf den Grund gehen: Ist eine Bauernhof-KiTa, wie sie gerade auf Plakaten als innovative und familienfreundliche Alternative angepriesen wird, tatsächlich eine sinnvolle Sache? Was bedeutet das überhaupt? Das Ergebnis ihrer Prüfung ist mehr als interessant.

Alicia Hanf: „Bereits seit Beginn des Jahres 2020 zeichnet sich ein steigender Bedarf an KiTa-Plätzen in Viernheim ab und das trotz Eröffnung der KiTa in der Lorscher Straße. Nach längerem Hin- und Her hat die Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2020 einen SPD-Antrag beschlossen, der 100.000€ für die Planung einer neuen KiTa vorsieht – ergebnisoffen bezüglich des Standortes.

Schon bei einer Runde der Fraktionsvertreter*innen aller Parteien mit Bürgermeister und 1. Stadtrat im Januar zeichnete sich ab, was zu erwarten war. Von der zuvor hoch angepriesenen Bauernhof-KiTa mit Naturbezug und Tierkontakt war schon zu diesem Zeitpunkt nichts mehr übrig außer einem Gebäude außerhalb des Stadtgebiets mit einem Hasengehege und Streichelzoo im Garten.

Seit letzter Woche ist nun auch klar, welchen konkreten Ort die CDU meint, wenn sie eine Bauernhof-KiTa verspricht. Es ist kein Bauernhof, sondern ein früherer Pferdestall am Alten Weinheimer Weg. Auf diesem Grundstück muss komplett neu gebaut werden. Es gibt keinen Anschluss an das Wassernetz (weder Kanalisation noch Anschluss ans Trinkwasser), was es schwierig macht, die Erfordernisse einer Betriebserlaubnis für eine Kindertagesstätte überhaupt zu erfüllen. Noch dazu muss zunächst der Bebauungsplan geändert werden, das dauert 12 – 18 Monate, ohne dass überhaupt ein Bau begonnen wurde. Vor Mitte 2024 ist da kein Kind in der KiTa.

Den„süßen“ Bauernhof von früher, mit allerhand Tieren, teils sogar zum Streicheln, Füttern und Kümmern, gibt es so (leider) schon lange nicht mehr. Landwirtschaftliche Betriebe sind heute keine Orte für Kinder. Insofern ist allein schon die Bezeichnung irreführend und mehr Marketing als gute Lösung. Man müsste einen Bauernhof wieder entstehen lassen, wobei völlig unklar ist, wie dieser betrieben werden würde. Klar ist: wirtschaftlich wäre das nicht.

Was also bleibt von der wohl angepriesenen Bauernhof-KiTa? Ein ehemaliger Pferdestall mit zwei Schafen im Garten einige Kilometer außerhalb des Stadtgebietes, zu dem die Kinder morgens von ihren Eltern mit dem Auto gebracht werden und wo es keinen Wasseranschluss gibt. Abgesehen von Fragen der baurechtlichen Machbarkeit: Sieht so die frühkindliche Bildung der Zukunft aus?

Vor allem: Welche Kosten kämen auf die Stadt für Erstellung und Unterhaltung zu? Für gerade einmal 40 Plätze?

Wir halten die Idee für ein Versprechen, das zu halten nach der Wahl schier unmöglich ist. Den Beweis des Gegenteils müssten die Urheber in der CDU und ihr FDP-Kandidat vor der Wahl führen. Ansonsten wäre es ein großer Bluff.

Die Position der SPD zu einer neuen KiTa ist indes klar:

Der stetig steigende Bedarf an KiTa-Plätzen muss zuallererst gedeckt werden, in Zukunft darf keine Familie ohne KiTa-Platz bleiben – immerhin besteht ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag des Kindes.

Die SPD bevorzugt langfristig den Neubau einer KiTa am Heinrich-Lanz-Ring. Die Pläne existieren ebenfalls seit Beginn des Jahres 2020 und könnten schon in der Umsetzung sein. Mit dem Neubau eines Gebäudes könnten zwei Nutzungsmöglichkeiten kombiniert werden: eine KiTa und der Zubau von Wohnraum.

Darüber hinaus zeichnet sich dieser Standort durch eine gute Erreichbarkeit, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und eine gute Einbindung in den Sozialraum aus. Der Familiensportpark und auch ein Spielplatz wären beispielsweise gut erreichbar.

Kurzfristig sollte auch der Anbau an die Kindertagesstätte Kapellenberg in Betracht gezogen werden. Hier könnten zwei weitere Gruppenräume angebaut und somit etwa 50 neue Plätze geschaffen werden.

Weiterhin ist es der Viernheimer SPD auch ein Anliegen, stetig in die Qualität schon bestehender Einrichtungen zu investieren. So könnten bereits bestehende Einrichtungen beispielsweise in ihrer Entwicklung hin zu einer Familien-KiTa mit Beratungs- und Begegnungsangeboten für die ganze Familie unterstützt werden. Auch die kommunale Sprach- und Bewegungsförderung in bestehenden wie neuen Einrichtungen ist eine Herzensangelegenheit der SPD, genauso wie die Organisation regelmäßiger Waldspaziergänge.