Häuser bauen

Foto: Dr.I.Dannemann

Jesus spricht davon, dass vernünftige Leute ihr Haus auf Felsen bauen und nicht auf Sand. Damit es einen festen Grund hat und Stürmen und starkem Regen standhält (Matthäus 7).

Christinnen aus Vanuatu, einem kleinen Inselstaat zwischen Australien und Neuseeland, haben diesen biblischen Gedanken im diesjährigen Weltgebetstag auf sich und ihr Leben übertragen. Sie fragen: „Worauf bauen wir unser Leben auf?“ und „Was sind die Grundfesten unseres Glaubens?“

Die Frauen aus Vanuatu beschreiben, dass sie ihr Leben meistern, indem sie sich auf das besinnen, was sie haben. Verantwortungsvoll und mit Hilfe der ihnen geschenkten Fähigkeiten „bauen“ sie an ihrem Leben. Sie sind Baumeisterinnen ihres Lebenshauses.
Was sehen sie als ihr „Baumaterial“? Ihren Willen, das Gebet und das Hören auf Gottes Wort. Sie gestalten ihr Lebenshaus und gleichzeitig ihr Glaubenshaus.

Die Bilder vom Lebenshaus und Glaubenshaus sprechen mich an. Sie zeigen, dass wir uns unser ganzes Leben lang verändern und nie gleich bleiben – so wie Häuser innen und außen immer wieder renoviert werden, Anbauten bekommen oder größere Fenster für mehr Licht. Im Leben lernen wir immer Neues hinzu, geben Überholtes auf, arbeiten weiter an uns. Jeden Tag werkeln wir am Haus unseres Lebens herum, bis es am Ende unseres Lebens – wie unvollständig auch immer – so sein wird, wie es dann ist, sichtbar für andere Menschen und für Gott. 

Auch unseren Glauben verändern wir das ganze Leben lang – mal arbeiten wir bewusst an ihm, mal geschieht dies unbewusst. Der Glaube wächst und gedeiht in manchen Zeiten, ist beim Lachen und Feiern mit dabei oder wird in Wüstenzeiten klein, gerät bei Unglück ins Wanken.
Mein Bild vom Glaubenshaus sieht so aus: Es ist Teil meines Lebenshauses – vielleicht wie eine Küche: eng verbunden und doch ein wichtiger eigener Bereich.

Zu meinem Lebenshaus gehört auch die Gemeinde. Sonntag wählen wir in den evangelischen Kirchen Viernheims die neuen Gemeindeleitungen, bei uns heißen sie Kirchenvorstände. Diese ehrenamtlich Engagierten brauchen wir, um am Haus Kirche und Gemeinde weiterzubauen. So wie Zimmer sich in einem Haus verändern – zum Beispiel mit den Kindern mitwachsen oder eine andere Funktion bekommen, wenn die Kinder ausziehen oder zu Hause ein Arbeitszimmer benötigt wird – so verändert sich auch die Gemeinde: frühere Kindergottesdienst-Kinder gehen zum Konfirmations-Unterricht, neue Gruppen finden sich oder Projekte wie Konfi-Eltern-Gottesdienste entstehen.

Das Haus Gemeinde ruht nicht auf kirchlichen Regeln, sondern auf Christus, dem Grundstein, der dieses Haus trägt und zusammenhält (Brief an die Gemeinde in Ephesus Kapitel 2, 20). Das finde ich sehr tröstlich: Wir bauen an dem Haus Gemeinde und an unserem Lebenshaus, aber die Last liegt nicht vollständig und ausschließlich auf unseren Schultern. Christus ist das Fundament und hilft beim Tragen, wenn unser Leben ins Wanken gerät. Gott sei Dank!

Ihre Pfarrerin  Dr.  Irene  Dannemann, Evangelische Christuskirchengemeinde, Bezirk Friedens