Apotheken vor Ort bieten einen lebensnotwendigen Dienst, den Versandapotheken so nicht leisten.

An den Apotheken gibt es Informationen, welches Ge-schäft gerade Notdienst hat. Diese Daten gibt es auch im Internet.
Foto: Stadt Viernheim
Apotheker Wolfgang Kempf und sein Team verbringen täglich zwei Stunden damit, um nach Medikamenten zu recherchieren.
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Viernheim (Stadt Viernheim) – Präsenzapotheken ermöglichen mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Notdienst einen Service an, den die meisten Bürger schon einmal in Anspruch genommen haben dürften. „Wir haben zusammen mit den Kollegen in Heddesheim, Ladenburg, Schriesheim und Hirschberg den Notdienst geregelt, und das länderübergreifend. Jeder ist alle 16 Tage dran“ lobt Apotheker Kempf die gelungene Zusammenarbeit. Natürlich sei es für manche Menschen nicht immer möglich in eine andere Stadt zu fahren. Je weniger Apotheken vor Ort sind, umso eingeschränkter wird dieser Notdienst beziehungsweise werden die Wege immer weiter. „Mit jedem Einkauf entscheide ich, wie ich die Welt haben möchte. Wenn ich die Internet- Apotheken den lokalen Apotheken vorziehe, entscheide ich mich langfristig gegen einen Notdienst in der Nähe, der lebenswichtig sein kann, auch für einen selbst“, so Wirtschaftsförderer Alexander Schwarz. Die Viernheimer Präsenzapotheken bieten neben der persönlichen Beratung oftmals auch einen Lieferservice an, der die Medikamente innerhalb von wenigen Stunden besorgen kann.

„In ganz Deutschland gibt es derzeit nur noch etwas mehr als 18.000 Apotheken, täglich wird es eine weniger, die Tendenz ist fallend“, so Wolfgang Kempf. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Ganz schlecht beurteilt Kempf die Nachwuchsfrage. „Auszubildende wandeln meist in die Großindustrie ab. Wer Apotheker werden möchte braucht Abitur oder Hochschulreife, muss danach acht Semester Pharmazie studieren und kann nach einem Praktikum das Staatsexamen machen“ beschreibt der Viernheimer Apotheker die langwierige Ausbildung. Aber auch die Pharmazeutisch Technischen Assistenten (PTA) ziehen die Arbeit in der Industrie der Tätigkeit in einer Apotheke vor.

 

Vor einigen Monaten ist mit der Arzneimittelknappheit ein weiteres Problem aufgetreten, Medikamente wie Schmerzmittel, Antibiotika, Fiebersäfte für Kinder oder gegen hohen Blutdruck sind sehr rar. „Bei den meisten Händlern steht hinter den Wirkstoffen ein rotes X, sind also nicht vorhanden. Wir müssen täglich recherchieren, ob sich etwas finden lässt“ beschreibt Wolfgang Kempf den zusätzlichen Aufwand bei der Suche nach Alternativen. Schuld seien die unterbrochenen Lieferketten und die Verlagerung der Produktion ins Ausland. „Manchmal scheitert es sogar an fehlenden Verpackungen, um die Medikamente transportieren zu können.“

 

Die Apotheker stießen an ihre Grenzen, zumal sich seit gut 18 Jahren der Anteil an den Einnahmen nicht erhöht hat. „Stattdessen schließen die Krankenkassen mit den Herstellern Rabattverträge von bis zu 90 Prozent ab. Gestiegen seien dagegen die Personalkosten und zuletzt auch die Ausgaben für Energie, „so der Viernheimer Apotheker.

„Dabei können deutsche Präsenzapotheken nur auf der Basis einer funktionierenden Mischkalkulation wirtschaftlich geführt werden. Wenn ganze Sortimente an den Versand abwandern, kann der Kalkulationsmix nicht mehr funktionieren. Versandapotheken agieren dabei wie Rosinenpicker in diesem System, da sie keine Gemeinwohlaufgaben für die Patienten leisten und so Arbeitsplätze in Viernheim gefährden,“ ergänzt Alexander Schwarz.