Gemeinsam die Krise bewältigen: Thomas Buttler (links) und seine Frau Iris (rechts) von „Küchen mit Biss haben sich mit den Metzgereien Rudi Bugert und Gerda Kempf (Mitte) sowie der Bäckerei Grimminger in der Corona-Krise zusammengeschlossen und bieten nun einen Lieferservice an.
Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Viernheim) – Die Innenstadt bei traumhaftem Frühlingswetter wirkt sichtlich ungewohnt. Wo normalerweise die Menschen an der Eisdiele verweilen oder die Angebote in den Schaufenstern betrachten, herrscht seit geraumer Zeit eher Stille. Wegen der Corona-Krise dürfen einige Branchen vorerst nicht mehr öffnen. Damit will die Hessische Landesregierung erreichen, dass die Ausbreitung des neuartigen Virus weiterhin verlangsamt wird. Aus diesem Grund sind die Geschäftsinhaber in Viernheim mit einer völlig neuen, herausfordernden Lage konfrontiert. Spontan richtete „Küchen mit Biss“ in Kooperation mit den Metzgereien Kempf und Bugert sowie der Bäckerei Grimminger einen Lieferservice ein.

Nach drei Wochen ziehen die Beteiligten eine positive Resonanz. „Alles klappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Und schließlich spricht sich dieses Angebot schnell herum“, freuen sich Iris und Thomas Buttler, die sich auch in ihrem „Küchen mit Biss“ den aktuellen Gegebenheiten anpassen. So wurde auf Beratung im Laden umgestellt und insbesondere die digitalen Möglichkeiten finden eine noch größere Bedeutung. „Die Kunden halten sich perfekt an die Hygienestandards“, lautet das erfreuliche Zwischenfazit. Direkt am Eingang steht ein Tisch mit Desinfektionsmittel. Ebenso stehen Handschuhe zur Verfügung. Installationspläne für Küchen können über E-Mail oder via Skype eingesehen werden. Telefonisch ist das Küchenstudio für die Kunden natürlich erreichbar. Trotz der Umstände versuchen die Verantwortlichen, das Beste aus der Situation zu machen. Kreative Wege und der gemeinsame Zusammenhalt helfen, die schwierige Zeit zu meistern.

Ein sehr vorbildliches Verhalten legen die Kunden in der Metzgerei Kempf an den Tag. „Das ist schön zu sehen und unser Personal leistet einfach großartige Arbeit. Dieses Engagement gehört auch einmal angesprochen, denn dies ist nicht selbstverständlich“, so der Inhaber Manfred Kempf. Für den Lieferservice durch „Küchen mit Biss“ ist er sehr dankbar, ermöglicht dieser doch, insbesondere die Menschen der Risikogruppe und ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Wurst, Fleisch, Käse und weiteren Produkten zu versorgen. „Etwas schwammig ist leider die Rechtslage zu den Verordnungen. Bei uns dürfen nur zwei Kunden im Laden trotz großer Fläche sein, auf der auch drei bis vier Kunden unter der Einhaltung der Hygienestandards bedient werden könnten“, nennt Kempf die eher

 negative Seite der Situation. Auch Seniorchefin Gerda Kempf unterstützt weiter mit vollem Engagement den Familienbetrieb. Als zusätzlicher Schutz für die Verkäuferinnen erfolgte das Abhängen der Theke mit Folie. Für die Kunden wird zudem eine Bestellabholstelle eingerichtet. Diese ist abgetrennt, denn auch dort muss der Abstand eingehalten werden.

„Da der Partyservice und die Belieferung von Kindertagesstätten und Schulen wegfallen, sind wir sehr froh, dass die Eltern uns die Treue halten und ihre Einkäufe weiterhin bei dem Metzger ihres Vertrauens beziehen und somit helfen, die Krise zu bewältigten“, lobt Rudi Bugert und bedankte sich in diesem Zusammenhang auch bei seinem Personal. „Die Bestellungen für Ostern können am Eingang seitlich zum Partyservice abgeholt werden. Damit sollen größere Warteschlangen vermieden werden“, so der Inhaber der Metzgerei. Auch seine Kunden seien „sehr diszipliniert“ und nutzen aufgestellte Desinfektionsspender.

Welch unmittelbare Folgen für ARTee – der Teeladen die Krise mit sich bringt, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar. „Wir wissen nicht, wie sich die Lage nach Ostern entwickelt. Normalerweise stehen dann für uns die christlichen Feiern wie Erstkommunion, Firmung und Konfirmation im Mittelpunkt unserer Arbeit“, erzählen Edith Kempf und Alexandra Thomas. Die Ware, welche bereits bezahlt ist, ist bereits auf Lager. Wann aber die Feste nachgeholt werden, ist nicht absehbar. Der bei vielen Viernheimern beliebte Teeladen im Herzen der Stadt Viernheim zählt als sogenannter Mischbetrieb, weshalb er nun -nach anfänglicher Einschränkung auf ausschließlich Tee und Lebensmitteln- wieder sein vollständiges Sortiment zum Verkauf anbieten darf. „Das freut uns sehr. Wie alle anderen auch, müssen wir selbstverständlich die Hygienevorgaben einhalten und haben für entsprechende Abstandsanzeigen sowie einen geregelten Zugang zu unserem Geschäft gesorgt“, sagen die Geschäftsinhaberinnen.

Uneingeschränkt geöffnet bleibt weiterhin Obst- und Gemüsegarten Aslaner. Die Kunden können also ihre Einkäufe von frischen, regionalen und saisonalen Produkten durchführen. Erhältlich sind seit einigen Tagen verschiedene Variationen an Spargel, der aus Deutschland stammt.

Inzwischen 19 Seiten lang ist die Angebotsliste der Viernheimer Unternehmen und Gastronomie, die auf www.viernheim.de zum Download bereit steht und täglich aktualisiert wird. Ein Blick in die Liste zeigt auf, dass die Bürgerinnen und Bürger trotz Corona-Krise nicht auf alles verzichten müssen und viele Angebote in Viernheim weiterhin verfügbar sind, teilweise sogar mit Lieferservice. Wichtig ist, diese Unternehmen gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. „Jeder kann dazu beitragen, dass in Viernheim während und auch nach der Krise das vielfältige Angebot erhalten bleibt“, wünscht sich Wirtschaftsförderer Alexander Schwarz. „Und bitte helfen Sie mit, diese Liste zu verbreiten“, appelliert Schwarz weiter. Denn finanzielle Verpflichtungen der Betriebe müssen trotz allem gestemmt werden. Alle Geschäftsinhaber hoffen, dass bald wieder Normalität einkehrt.