Über 4000 Schüler erreichte die Stadt in der Corona-Zeit mit Projekten zum sozial-emotionalen Lernen – Bericht im Kinder- und Jugendbeirat

Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim) – „Ich war mutig.“ „Wir mussten miteinander reden und Rücksicht nehmen.“ „Wir haben uns gegenseitig geholfen.“ „Als wir angefangen haben, zusammenzuarbeiten, kamen viel bessere Sachen raus.“

Das sind nur einige Zitate von Weinheimer Schülerinnen und Schülern, die in den zurückliegenden Monaten an einem Projekt oder einer Aktion zum sozial-emotionalen Lernen teilgenommen haben. Wie der Kinder- und Jugendbeirat der Stadt am Mittwoch, 9. November, 16 Uhr im Rolf-Engelbrecht-Haus in einem Bericht des Amtes für Bildung und Sport erfährt, hat die Stadt als Schulträger besonders ambitioniert das Projekt „Selbstwirksamkeit und soziales Miteinander“ umgesetzt. Das Projekt richtete sich im Rahmen der Bundesinitiative „Aufholen nach Corona“ unter anderem an Schulen.

Im Rahmen des Projektes fanden von Januar bis August 2022 insgesamt 67 einzelne Projekte an 15 Schulen statt. Erreicht wurden rund 4300 Kinder und Jugendliche. Fast 200 Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter sowie pädagogische Fachkräfte haben außerdem an Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen. Über 4000 Eltern konnten über Präsenz- und online-Veranstaltungen erreicht werden und dabei über Medienpädagogik und digitale Kommunikation informiert werden.

Damit hat Weinheim seinem Ruf als Bildungsstandort, an dem auch im sozial-emotionalen Bereich keine Kinder verloren gehen soll, alle Ehre gemacht: „Eine logistische Meisterleistung und Ausdruck des sehr hohen Engagements aller Beteiligten“, heißt es entsprechend in der Vorlage an den Beirat. Die Bandbreite der Projekte reichte von Sozialtrainings und Trainings zur Konfliktbewältigung über erlebnis-, abenteuer-, theater- und medienpädagogische Angebote bis hin zu „Classroom-Management“ und Fortbildungen für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte.

Dass Weinheim bei diesem Projekt besonders erfolgreich sein konnte, lag an einer Besonderheit bei der Umsetzung:  Damit nicht jede Schule einen eigenen aufwändigen Projektantrag stellen musste, und um Doppelungen konkurrierender Angebote zu vermeiden, hat die Geschäftsführung der Weinheimer Bildungskette unter Federführung des kommunalen Übergangsmanagements und des Bildungsamtes die Antragstellung, Steuerung und Koordination sowie finanzielle Abwicklung des Gesamtprojektes übernommen. Die Stadt beauftragte in Abstimmung mit den Schulen und

Schulsozialarbeitern Fachkräfte sowie Referenten  auf Honorarbasis, die

unterschiedliche außerschulische Angebote zur Förderung sozial-emotionalen Lernens

realisiert haben.  So konnten für Weinheim insgesamt 340 000 Euro eingeworben werden. Weil der Zeitraum begrenzt war, ist sogar noch Geld übrig geblieben; 276 000 Euro wurden bislang für die Projekte ausgegeben.

Es war jeden Euro wert, finden die Akteure der Weinheimer Bildungskette. Denn die Fachleute sind sich einig: Corona und die Schulschließungen haben in drastischer Weise bestehende Defizite in der gezielten Förderung von Resilienz, Selbstwirksamkeit, sozial-emotionalem Lernen, Selbstlernkompetenzen sowie sozialem Miteinander verdeutlicht. Vielen benachteiligten Kindern und Jugendlichen fehlten und fehlen die Alltagsstrukturen und die sozialen Kontakte. Nun dürfe man in den Bemühungen nicht nachlassen, finden die Weinheimer Bildungsexperten. Schon jetzt zeige das Projekt nachhaltige Wirkungen.

In ihrem Resümee schlagen sie vor, für die Fortführung von Maßnahmen und Angeboten das im Programm bereits genehmigte und wegen der kurzen Laufzeit nicht ausgegebene Geld zu verwenden. Mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sei das Amt dazu bereits im Gespräch. „Wir dürfen auf keinen Fall nachlassen“, erklärt Bildungsamtsleiterin Carmen Harmand auch angesichts neuer Studien über die Versäumnisse von Kindern durch due Corona-Zeit.

Auch bei den KiTas konnte die Stadt in den zurückliegenden Jahren seit 2017 eine beachtliche Menge an Fördermitteln sinnvoll einsetzen, nämlich insgesamt fast eine halbe Million im Programm „Kita-Einstieg: Brückenbauen in frühe Bildung“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Programm hatte zum Ziel, die Integration geflüchteter Kinder sowie von Kindern mit besonderen Zugangsschwierigkeiten in das frühkindliche Bildungssystem aktiv zu gestalten. Die Angebote seien auch deshalb so erfolgreich umgesetzt worden, weil sie sich „in die Zielsetzung der Weinheimer Bildungskette sowie in die bestehende Förder-, Beratungs- und Unterstützungsstruktur in Weinheim einfügen“. Die Projektmittel sind überwiegend in Personal- und Projektstellen geflossen. Während des gesamten bisherigen Projektzeitraums konnten insgesamt rund 200 Familien (zumeist mit Fluchterfahrung) beraten und begleitet werden.

Hier muss das Fachamt allerdings das Programmende mit Bedauern akzeptieren: „Die Information, Beratung und Begleitung geflüchteter Menschen ist jedoch nach Projektende ohne die zusätzlichen Ressourcen nicht mehr zu leisten. Dies ist umso mehr bedauerlich, als die Projektlaufzeit gerade in einer Zeit endet, in der viele Menschen aus der Ukraine vor dem Krieg nach Deutschland fliehen und auch die Zuwanderung aus anderen Krisen- und Kriegsgebieten in der Welt wieder zunimmt.“

Im Kinder- und Jugendbeirat am 9. November wird außerdem ein umfassender Bericht der Netzwerkpartner in der „Fachgruppe Kinder und Jugend“ vorgelegt, aus dem die Fülle der Angebote für Kinder und Jugendliche deutlich wird, es geht weiter um die Fortsetzung des Projektes TEMA, um ein neues Angebot für so genannte entkoppelte Jugendliche, Berichte des Stadtjugendrings über den 8er-Rat und die Stadtteildetektive. Der Beirat berät auch eine Grundsatzentscheidung zum Bau einer Sport-KiTa im Sepp-Herberger-Stadion durch die TSG, die Fortschreibung des Kinderbetreuungsbedarfsplans nach 2022 sowie über die Einführung einkommensgestaffelter Gebühren für KiTas und für die Schulbetreuung – Entscheidungen zu diesen Punkten trifft aber der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung.