Ein neuer Weinheimer Verein widmet sich dem Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten – Erster öffentlicher Auftritt am Internationalen Kulturfest

Foto: Stadtverwaltung Weinheim

Weinheim(Stadtverwaltung Weinheim) – Das Wort hat Symbolkraft: „Begegnungsbrücke“. So nennt sich der jüngste Weinheimer Verein, der seit Anfang des Jahres gegründet ist und seine Arbeit aufgenommen hat. Er widmet sich einer großen gesellschaftlichen Aufgabe, einer der wichtigsten, die es im Moment gibt: „Der Verbesserung der gegenseitigen Akzeptanz und des Zusammenlebens von Einheimischen und zugewanderten Menschen.“ So steht es in der Vereinssatzung, die noch Ende 2018 vom Amtsgericht Mannheim anerkannt worden ist. Seitdem trägt der Verein „Begegnungsbrücke Weinheim“ als Zeichen seiner Gemeinnützigkeit den Zusatz „e.V.“.

Zu den Gründern des Vereins gehören neben Dr. Hans Schlabing, Rainer Mutschler-Burghard und Inga Burghard auch Ayse und Ahmet Yeter. Die beiden kennen sich mit der Balance von Geben und Nehmen besonders gut aus. Vor vier Jahren wurde ihr neu erworbenes Haus in der Weinheimer Nordstadt nach einem Wasserschaden vorübergehend unbewohnbar, ohne dass sie daran eine Schuld getroffen hätte. Damals rollte eine riesige Hilfewelle an, bis Yeters in ihr saniertes Haus einziehen konnten. Der Vorfall hat das Paar mit türkischem Migrationshintergrund geprägt.

Sie konnten Hilfe in Anspruch nehmen – und wollten etwas dafür zurückgeben. Ahmet Yeter ist aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr geworden, beide arbeiten ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. Yeter ist auch Vorsitzender der „Begegnungsbrücke“.

Rund 40 Mitglieder hat der Verein schon gewinnen können. Es ist eine bunte Mischung aus Menschen, die mit Migrationshintergrund schon lange in Weinheim leben, aus Flüchtlingen und aus Einheimischen, denen das interkulturelle Zusammenleben in einer Stadt wichtig ist.

Yeters Stellvertreter ist der frühere Birkenauer Hausarzt Dr. Hans Schlabing, Kassenwart ist Rainer Mutschler-Burghard, Schriftführerin Nevros Yesiltepe. Beisitzer sind Walter Hebling, Yaman Zeki, Inga Burghard und Ayse Yeter. Von Anfang an war es den Akteuren wichtig, dass Menschen mit und ohne Migrationshintergrund auch in der Vorstandschaft auf Augenhöhe miteinander arbeiten.

Eine Triebfeder des Vereins ist die Dankbarkeit, die viele der Mitglieder in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit gespürt haben. Viele geflüchtete Menschen sind dankbar für eine gastfreundliche Aufnahme in Weinheim und sie wollen dies auch beweisen: Der neue Verein will für dieses Anliegen Projekte und Wege aufzeigen. Geflüchtete Menschen sollen sich gemeinsam mit Einheimischen in soziale Projekte einbringen können, die einem guten Zweck oder der Allgemeinheit zugutekommen: Ob das Musik- oder Sprachunterricht ist, eine Weihnachtsbäckerei im Altersheim oder ein ökologisches Projekt oder auch nur eine Gesprächsrunde oder ein Spieletreff : In der Begegnung der Kulturen kann jeder helfen, finden die Brückenbauer, die sich einmal in unregelmäßigen Abständen, je nach Erfordernis und Anlass in den Räumen des AK Asyl in der Zeppelinstraße treffen.

Eine Homepage (www.begegnungsbruecke-weinheim) und Visitenkarten gibt es schon.

Wichtig ist den Mitgliedern, dass es keine Barrieren zwischen den Generationen und Kulturen gibt; das würde dem Satzungszweck der Akzeptanz und Toleranz ja widersprechen. „Jeder hat ein bestimmtes Talent, das er einbringen kann“, berichtet Ahmet Yeter. Für viele Flüchtlinge sei das ehrenamtliche gesellschaftliche Engagement eine neue Erfahrung. „Das gibt es nicht überall so wie in Deutschland“, weiß er.

Stärkung der sozialen Kompetenzen,  Motivation und Anleitung zum bürgerschaftlichen Engagement, Begegnungen zwischen Deutschen und Ausländern, Austausch von Informationen über die deutsche Kultur und ausländische Kulturen, Interesse für Weinheim wecken, Zugehörigkeit zu Weinheim stärken – so steht es in der Vereinssatzung, wenn es um die Beschreibung der Vereinsziele geht.

Die Stadt als kommunale Gemeinschaft ist dabei die Klammer der Mitglieder und ihres Wirkens. „Wir alle zusammen können Weinheim noch schöner machen“, glaubt Yeter. Auch Kooperationen mit weiteren Vereinen sind möglich. Öffentlich wird sich die „Begegnungsbrücke“ am Sonntag, 30. Juni 2019 beim Internationalen Kulturfest im Schlosshof vorstellen, unter anderem mit Gesellschaftsspielen aus unterschiedlichen Kulturkreisen.