Viernheim (Selma Emekci, Forum der Religionen) – Das „Viernheimer Forum der Religionen“, das den interreligiösen Dialog im Gemeinwesen pflegt, entstand aus einem Beteiligungsforum der Stadt Viernheim im Jahre 2014. Mittlerweile ist dieses Forum eines der acht Handlungsfelder der „Steuerung der Viernheimer Integrationsarbeit“ unter dem Vorsitz von Bürgermeister Matthias Baaß.

Sie kennen sicherlich die größten muslimischen Feiertage, wie das Ramadan Fest oder das Opferfest, doch haben Sie schon einmal etwas von der Kandil-Nacht oder den gesegneten drei Monaten gehört?

Kandil stammt von dem lateinischen Wort candela und wurde über das arabische qindīl (قنديل)ins Türkische entlehnt, was übersetzt Öllampe bedeutet. Aus eben diesen Öllampen wird wiederum die Festbeleuchtung der Moscheen an bestimmten Feiertagen gemacht. Diese Tradition kommt aus dem Osmanischen Reich seit Sultan Selim II (1524-1574), daher spielen insbesondere in der Türkei die Kandil-Nächte eine wichtige Rolle im religiösen Leben vieler Muslime.

Die gesegneten drei Monate bestehen  aus dem Monat Radschab, dem auf ihn folgenden Monat Schaban und dem anschließenden Fastenmonat Ramadan und werden von Muslimen als eine intensive Zeit der spirituellen Besinnung gesehen. Es wird zum Beispiel überliefert, dass der Monat Radschab der Beginn einer ganz besonderen  Barmherzigkeit und Gnade Allahs, des Erhabenen, ist. Er läutet eine Zeit der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit ein, eine Zeit der Reue und des Neuanfangs.

Der Monat Radschab beginnt traditionell mit der Regaib-Nacht bei Anbruch der Dunkelheit vom ersten Donnerstag auf Freitag (dieses Jahr am 07. März 2019) – und dauert bis zum nächsten Tag an. Die Regaib-Nacht wird auch die „Nacht der Wünsche“ genannt und bedeutet „das Erwünschte“, „das Ersehnte“ und es heißt, dass Allah in dieser Nacht den Gläubigen besondere  Barmherzigkeit, Segen, Gnade und Wohltaten zuteilwerden lässt. So darf man sich also nicht wundern, wenn am Abend des 7. März 2019 die Moscheen in der Nachbarschaft plötzlich etwas voller als sonst sind. Denn nicht wenige Viernheimer Muslime werden diesen Abend mit gemeinsamen Gebeten in den Moscheen verbringen. Unsere muslimischen MitbürgerInnen erhoffen sich hierbei spirituelle Läuterung von eigenen Sünden und Unzulänglichkeiten, damit sie reinen Herzens die Gebote der Religion befolgen können, um in Frieden mit sich selbst und ihren Nächsten leben zu können. Auch sind Muslime während der gesegneten drei Monate besonders bemüht, sich mehr um ihre Mitmenschen zu kümmern, also etwa alte und kranke Menschen in der Umgebung zu besuchen, Bekannte nach ihrem Befinden zu erkundigen, nach Wegen zu suchen, Zerstrittene wieder zu versöhnen oder Arme und Waisen mit Geschenken und Spenden bedenken. So entstand traditionell auch der Brauch, in der Regaib-Nacht und am darauffolgenden Tag Süßigkeiten und Lokma, ein mit Zucker bestreutes Öl- Gebäck (vergleichbar mit Krapfen) an die Nachbarn zu verteilen.

Das Forum der Religionen wünscht unseren muslimischen Mitbürgern/-Innen eine gesegnete Regaib- Nacht und einen gesunden Start in die gesegneten drei Monate!