Foto: M.Falkenstein

Viernheim (K.Miedniak) – Dagegen halten – so gut es eben geht. Das versucht der Viernheimer Hobbyimker Michael Falkenstein gerade mit aller Kraft. Sein Gegner: Die eingewanderte asiatische Hornisse, die sich derzeit wie von Experten befürchtet im Ried ausbreitet. Und zwar rasant. „Im Jahr 2023 haben wir schon 17 Nester allein in Viernheim entfernt“, erzählt Falkenstein. 62 Nester seien im ganzen Kreis Bergstraße gefunden worden. Und das sei nur die Spitze des Eisbergs.

 

Falkenstein weiß sicher, es gibt noch mehr Nester. Denn bei dem Imker, der in seiner Freizeit 15 Bienenstöcke betreut, meldeten dieses Frühjahr schon etliche Bürger, dass sie die großen asiatischen Hornissen gesichtet haben. „Für diese neue Meldungen, aber auch besonders die vom letzte Jahr bin ich sehr dankbar“, sagt er. Doch beim Versuch, den Insekten in Viernheim zu folgen, wird er meistens von Zäunen gestoppt. „Ich habe letztes Jahr Kreuzpeilungen gemacht und die asiatischen Hornissen verfolgt, aber ich kam oft nicht weiter, weil sie im Garten von Einfamilienhäusern verschwinden. Dort vermute ich mindestens sechs weitere Nester“, erklärt er. Deshalb wendet er sich jetzt an die Bevölkerung mit einer dringenden Bitte: „Helfen Sie bei der Suche!“

 

Vermutlich über den Seeweg zusammen mit Importwaren wurde das Insekt mit dem lateinischen Namen Vespa Velutina aus Südostasien nach Frankreich eingeschleppt – und verbreitete sich von dort in den vergangenen Jahren über Mitteleuropa. Bis ins Ried. Schon im vergangenen Jahr erklärte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie auf Nachfrage, die invasive Insektenart mache sich besonders in Südhessen breit. „Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Region Heppenheim“, betonte Landesamt-Mitarbeiterin Katharina Albert. Der Grund: Die Vespa Velutina mag es warm, auch im Winter. Damit ist das Ried eine attraktive Gegend für die asiatische Hornisse. Und die Honigbiene ist ihr Hauptbeutetier.

 

Ganze Bienenstöcke können von den asiatischen Hornissen aufgefressen werden. Imker Falkenstein musste bereits zusehen, wie die großen Insekten auch in einen seiner Bienenstände krabbelten, um zu jagen. Seitdem hat er die Eingangslöcher in das sichere Zuhause seiner Bienen mit engmaschigen Gittern gesichert, die nur die fleißigen Honigproduzenten durchlassen, nicht aber ihre sehr viel größeren Fressfeinde. Aber wenn seine Bienen losfliegen, um Blumen zu bestäuben und Pollen zu sammeln, sind sie schutzlos gegen die großen Eindringlinge aus Asien. Und dass die sich weiter ausbreiten, will Falkenstein nicht tatenlos hinnehmen. Schon seit letztem Jahr ist er regelmäßig zusammen mit Imkerkollegen und Hornissenexperten aus der Region unterwegs, um Nester des eingewanderten Insekts zu suchen und diese dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie zu melden. Das beauftragt daraufhin oft Imkerin Nicole König aus Bürstadt als Expertin damit, das Nest fachgerecht zu entfernen und so zumindest die Verbreitung der asiatischen Hornisse etwas einzuschränken.

 

Entdeckt haben die Imker schon Nester in Sträuchern, an Carports, auf Balkonen, eingequetscht in Vogelnistkästen und sogar schon zweimal in Kisten zum Lagern von Gartenstuhlauflagen. Um noch mehr Wohnstätten der Insekten aufzuspüren, bittet Falkenstein die Menschen im Ried, in ihren Gärten Ausschau nach den kugelförmigen Gebilden zu halten. Sein Mitstreiter, der Viernheimer Hornissenexperte Hans Bugert, betont aber: „Wer ein Nest der asiatischen Hornisse sieht, sollte bitte nichts selbst gegen sie unternehmen.“ Nicht nur, um keine Stiche zu riskieren. Sondern auch, weil für den Laien der Unterschied zwischen der invasiven und der heimischen, unter Naturschutz stehenden Hornisse nicht leicht zu erkennen sei. Stattdessen helfe eine Meldung bei örtlichen Fachleuten wie Falkenstein oder König, die sich um alles weitere kümmerten. „Natürlich kann man eine Hornissensichtung auch direkt ans Landesamt melden“, erklärt Falkenstein und seufzt. „Aber die kommen momentan kaum noch hinterher.“ Und die asiatische Hornisse legt gerade erst so richtig los in Viernheim.

 

Infokasten: Nest entdeckt?

. Kontakt aufnehmen zum Viernheimer Imker Michael Falkenstein unter Telefon 06204/6708127 und per Mail: info@imker-viernheim.de

– Oder ein Foto und die Koordinaten des Nests über das offizielle Meldeportal an das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie schicken: www.hlnug.de/?id=18688

Infokasten: Die asiatische Hornisse

 

Die asiatische Hornisse „Vespa velutina“ ist 24 bis 30 Millimeter groß und dunkler gefärbt und weniger gelb als die europäische Hornisse.

Beide Hornissenarten sind friedfertig. Sie greifen den Menschen nicht grundlos an und stechen nur zur Verteidigung. Ihre Nester können problemlos beobachtet werden.

Erstmals fotografiert wurde eine Vespa velutina in Deutschland 2014 nahe Karlsruhe. In Südhessen wurde sie zum ersten Mal 2019 in Lorsch entdeckt.

Die Vespa velutina wird in Mitteleuropa zum Schutze der heimischen Biodiversität bekämpft, weil sie als fremde, invasive Art gilt. Die europäische Hornisse als einzige heimische Hornissenart ist dagegen vom Aussterben bedroht.