„Ohne aktives Handeln droht die City als identitätsstiftende Stätte ihre Lebensqualität zu verlieren“

Foto: SPD

Viernheim (SPD) – Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der zunehmende Online-Handel gefährden kleine bis mittelgroße Innenstädte sehr, deshalb so Sven Wingerter, Bundestagskandidat der Bergsträßer SPD, „wollte ich mir in Viernheim ein Bild vor Ort machen und erfahren, wie man mit dieser Herausforderung umgeht.“

So nutzte Wingerter seinen Antrittsbesuch als Bundestasgkandidat bei Bürgermeister Matthias Baaß um sich aus erster Hand zu informieren. „Mir ist wichtig, dass ich mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Bergstraße ins Gespräch komme“, so Wingerter

 

Gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Alexander Schwarz begann der Rundgang bei Klaus Bunte im Kunsthaus. „In diesen Räumlichkeiten hat sich einmal eine Bankfiliale befunden. Gemeinsam mit der Stadt Viernheim ist es gelungen statt eines Lehrstands einen Platz für Kunst zu schaffen, der mittlerweile überregional bekannt ist“, so Klaus Bunte. Räumlichkeiten in solcher Größe, merkte Matthias Baaß an, seien für Banken heute nicht mehr attraktiv. Was vor 20 Jahren noch nötig war, sei heute nicht mehr zeitgemäß. An diesem Beispiel könne man erkennen, weshalb sich Innenstädte „ganz automatisch“ verändern werden und müssen. 

 

Die Kommune kann nur dort aktiv werden, wo sie selbst Eigentümer oder Mieter ist. So wurde die Fußgängerzone vor wenigen Jahren neugestaltet. Hierbei erweist sich das Wasserspiel als wahrer Publikumsmagnet. Überall wo Privateigentum vorhanden ist, kann die Kommune maximal mit Förderprogrammen Anreize bieten oder z.B. mit der Gewerbeimmobilienbörse Anfrage und Angebot zusammenbringen.

Die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden verändern sich im Laufe der Zeit und haben damit direkten Einfluss auf das Kaufverhalten oder die Inanspruchnahme von angebotenen Leistungen.

 

Das aktuelle Förderprogramm „Lokale Ökonomie“ möchte helfen, sich diesen veränderten Bedürfnissen anpassen zu können. Ziel dieses Förderprogrammes ist die gezielte Förderung der lokalen Wirtschaft, von Existenzgründungen und Neuansiedlungen kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU) zur Strukturerhaltung, Strukturstärkung und insbesondere wirtschaftlicher Belebung der City. Hierdurch soll auch Funktionsverlusten und Leerständen entgegengewirkt werden. Inhaltlich richtet sich das Förderprogramm an die Branchen Einzelhandel, Dienstleistungen, Handwerk, Gastronomie, Kultur- und Kreativwirtschaft sowie freiberuflich Tätigen. Diese sollen in ihrer Wettbewerbs- und Anpassungsfähigkeit gestärkt und neue Arbeitsplätze geschaffen bzw. vorhandene gesichert werden.

 

Die Sicherung bestehender Unternehmen soll durch Hilfe bei der Ausrichtung auf die aktuellen und zukünftigen Kundenbedürfnisse unterstützt werden. Hierbei gibt es einen maximalen Zuschuss von aktuell 50 Prozent. Mehrere Unternehmen der City haben von diesem Angebot bereits Gebrauch gemacht. Noch bis Mitte nächsten Jahres kann die Förderung in Anspruch nehmen, wirbt Wirtschaftsförderer Alexander Schwarz. Es sei für die Zukunft aber wichtig, dass man bei der Förderung nicht nur den monetären, sondern auch den personellen Mehrbedarf zur Umsetzung von Maßnahmen mitdenke, merkte Matthias Baaß an.  

 

Soll es auch in Zukunft funktionierende Innenstädte geben, da sind sich Experten längst einig, gilt es die vorhandenen Aktivitäten mit neuen Ideen und Akteuren zu verbinden sowie die Nutzungsvielfalt zu erhöhen. Es ist wichtig, dass Innenstädte als Ort verstanden werden, an dem ganz unterschiedliche Angebote ihren Platz haben, betont Bürgermeister Matthias Baaß. „Ohne aktives Handeln droht die City als identitätsstiftende Stätte ihre Lebensqualität zu verlieren.“ Bewusst sind deshalb schon heute zahlreiche kommunale Einrichtungen im Kernbereich angesiedelt. Von kommunaler Seite wurde die aktiven Kernbereichen der Fußgängerzone städtebaulich und funktional umgestaltet.

 

Ebenfalls kümmert sich die Stadt Viernheim um wiederkehrende Events. So veranstaltet die Kommune jährlich in der City mehrere Feste wie die Sommerbühne als 6-wöchiges Musikfestival und die Kerwe. Ebenfalls findet zweimal in der Woche der Wochenmarkt statt. In Zusammenarbeit mit Vereinen wird der Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerkerausstellung, der Eine-Welt-Citylauf, das 4nheimer Stadtfest und die Fastnacht durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der City-Gemeinschaft werden Feste und Aktionen wie das Sommergewinnspiel, die verkaufsoffenen Sonntage mit großem Straßenfest, das Glühweinfest, die Nikolausstiefelaktion mit rund 600 Kindern, das Weihnachtsgewinnspiel und der lebendige Adventskalender an 24 Tagen durchgeführt. Coronabedingt kann aber aktuell nicht alles im gewohnten Umfang angeboten werden.

 

Am Ende des Rundgangs, bei dem der Bundestagskandidat auch mit einer Reihe Ladenbesitzerinnen und Besitzern ins Gespräch gekommen war, bedankte sich Sven Wingerter für die interessanten Eindrücke. „Man kann die Arbeit, die vor Ort geleistet wird gar nicht hoch genug einschätzen, denn in den Städten und Kommunen findet das statt, was für die Bürger tagtäglich den Unterschied macht.“ Abschließend erinnerte Wingerter daran, dass die Städtebauförderung einst durch Willy Brandt und der SPD auf Bundesebene eingeführt wurde und vor kurzem ihr 50-jähriges Jubiläum feierte. Damit sich Innenstädte auch in Zukunft in die richtige Richtung entwickeln brauche es laut Wingerter unbürokratischere Fördermöglichkeiten, auch dies sei etwas, was er aus den Gesprächen mitgenommen habe.