Foto: Martin-Buber-Haus/Wikimedia Commons
Martin-Buber-Haus/Wikimedia Commons

Viernheim (Stadt Viernheim) – Der Magistrat der Stadt Viernheim lädt die Bevölkerung zur Gedenkstunde anlässlich der Pogromnacht vom 9. November 1938 ein. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 9. November 2022, um 18.00 Uhr am Mahnmal vor der Stadtbibliothek am Satonévri-Platz 1 statt. Wie in den Jahren zuvor, wird auch die diesjährige Feierstunde mit einem gemeinsamen Glockengeläut aller Viernheimer Kirchen begonnen.

 

Gastrednerin ist Birgit Meurer M.A., regionale Bildungsreferentin des Internationalen Rates der Christen und Juden ICCJ e.V. im Martin-Buber-Haus in Heppenheim, die auf die persönlichen Eindrücke der Familie Buber aus den Jahren unter der nationalsozialistischen Herrschaft eingehen wird.

 

Martin Buber, der berühmte jüdische Gelehrte und Schriftsteller (1878-1965), lebte mit seiner Familie von 1916 bis 1938 in Heppenheim an der Bergstraße. Die rassistischen Repressalien der Nationalsozialisten machten auch vor den prominenten Bubers nicht Halt. Hausdurchsuchungen, Beleidigungen und Handgreiflichkeiten auf der Straße sowie Einschränkungen in der Lebenshaltung gehörten für die Familie in den Jahren von 1933 bis 1938 zum Alltag. Den vorläufigen Kulminationspunkt dieser Misshandlungen, das Pogrom vom 9./10. November 1938, erlebten die Bubers allerdings nicht mehr in Heppenheim. Im März 1938 war es Paula und Martin Buber gemeinsam mit den Enkelinnen Barbara und Judith, für die die Großeltern das Sorgerecht hatten, gelungen, nach Palästina auszureisen. Jerusalem war das neue Zuhause der Familie. So ist es für die Bubers bei Sachbeschädigungen in ihrem Haus in Heppenheim, das sie eigentlich weiterhin für mehrere Monate im Jahr bewohnen wollten, denn das Ehepaar war nach wie vor in Heppenheim gemeldet geblieben. Sie mussten nicht wie viele deutsche Juden an diesem Abend um Leib und Leben fürchten. Wenig bekannt dürfte die Tatsache sein, dass Martin Buber in einem offenen Brief zu den November-Geschehnissen Stellung bezogen hatte. Adressat dieses Briefes war niemand geringerer als der legendäre indische Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi, der bereits am 26. November 1938 in seiner Zeitung „Harijan“ ein Interview zu den Vorgängen in Deutschland gegeben hatte.

 

 

Die musikalische Umrahmung des Abends übernimmt die städtische Musikschule Viernheim. Der Abend endet mit einer Schweigeminute.

 

Die Gedenkstunde ist eine Kooperation des jüdischen Religions- und Kulturvereins Viernheim „Schalom“, des Forums der Religionen und der Stadt Viernheim.