Viernheim (M.Weidner) – „Eines Tages kamen bewaffnete Männer in unser Dorf und schossen auf die Bewohner. Entweder nahmen sie die Männer als Geisel oder erschossen sie. Die Terroristen nahmen alles mit, was wir hatten, unsere Rinder, Schafe, Ziegen und das Getreide“, berichtet stockend Tahirou Koura aus Arbinda in Burkina Faso. „Man konnte nur weglaufen, egal wohin. Die Terroristen hatten alles geplündert, die Häuser niedergebrannt. Die Dorfbewohner sind geflohen, doch keiner wusste, wo die anderen sind. Ich weiß, meine Eltern leben noch. Anfangs konnte ich sie noch telefonisch erreichen, aber nun ist die Verbindung abgerissen.“ Tahirou ist bei seiner Flucht in Viernheims Partnergemeinde Silly angekommen und hat sich erfolgreich um einen Ausbildungsplatz im Berufsbildungszentrum in Silly beworben.

Auch Béatrice Sawadogo aus Dablo kommen die Worte nur schwer über die Lippen, als sie von ihren schrecklichen Erlebnissen erzählt. „Beim ersten Vorfall stürmten bewaffnete Truppen in unser Dorf, stürmten die Kirche und erschossen den Pfarrer und seine Kinder. Beim zweiten Mal erschossen sie während des Gottesdienstes fünf Personen und einen weiteren Priester, der zu fliehen versuchte. In dieser Zeit setzte eine andere Gruppe den Markt in Brand und stahl Rinder, Schafe und Ziegen. Beim dritten Überfall erschossen sie 22 Menschen und nahmen alles mit, was brauchbar war. Wir flohen überstürzt und konnten nichts mitnehmen. Nun stehe ich mit leeren Händen da.“

Jugendliche werden psychologisch betreut

Inzwischen haben die beiden zusammen mit weiteren 15 jugendlichen Flüchtlingen und 28 Jugendlichen aus der Region rund um Viernheims Partnergemeinde Silly einen Ausbildungsplatz am Berufsbildungszentrum angetreten. Die psychologische Betreuung der traumatisierten jungen Menschen wurde schnellsten veranlasst.

Seit 2018 sind bedingt durch die terroristischen Überfälle dschihadistischer Gruppen 1 Million Menschen in Burkina Faso auf der Flucht, davon haben sich über 1.000 in Silly angesiedelt, meist Frauen und Kinder. Ihre Väter und Männer wurden von den Terrorgruppen getötet, bei der Flucht von ihren Familien getrennt oder als Geiseln genommen. Die Solidarität der Menschen ist groß und es wird alles Mögliche getan, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Der Verein Focus e. V. hat im Frühjahr 2020 ebenfalls reagiert und Mittel bereitgestellt für Nahrungsmittel, Wasserversorgung und Gesundheitsfürsorge.

17 zusätzliche Ausbildungsplätze neu eingerichtet

Die Mitarbeiter des Berufsbildungszentrums beteiligen sich an der Integration der Flüchtlinge und haben die Aufnahmekapazitäten deutlich erhöht um den Jugendlichen durch eine landwirtschaftliche Ausbildung eine berufliche Perspektive zu ermöglichen. Die zusätzlichen Ausbildungsplätze verursachen erhebliche Mehrkosten. Sophie Bamago: „Ich werde mich sehr anstrengen beim Lernen, nur so habe ich die Hoffnung auf ein besseres Leben.“

Spenden und Patenschaften

Insbesondere folgende Dinge werden benötigt: Hygieneartikel 15 EUR, Matratzen und Moskitonetz 30 EUR, Werkzeuge 50 EUR, Gesundheits-Vorsorge 60 EUR, Förderunterricht 120 EUR, Getreidemühlen 500 EUR, Patenschaft  10 EUR pro Monat

 

Spenden unter dem Stichwort „Ausbildung“ an Focus e. V., IBAN: DE18 5095 1469 0013 2365 62 bei der Sparkasse Starkenburg.      

Formulare für Patenschaften für 10 EUR pro Monat unter www.focus-viernheim.de/spenden