Freuen sich über den erfolgreichen Abschluss der pädagogischen Qualifizierungsmaßnahme: (v.l.n.r.): Helin Ahmad, Dr. Melanie Marysko (Leiterin des Eigenbetriebs Neue Wege), Landrat Christian Engelhardt, Fatema Helal und Dyala Hasan Ahmad Haj Jasem.
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 (v.r.n.l.) Fatema Helal und Helin Ahmad erzählten Landrat Christian Engelhardt von ihren Erfahrungen im Qualifizierungskurs.
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Kreis Bergstraße (KB) – Vor einem Jahr hat das Pilotprojekt „Qualifizierung zur pädagogischen Mitarbeiterin als Zusatzkraft“ begonnen, initiiert und konzipiert vom Eigenbetrieb Neue Wege Kreis Bergstraße – Kommunales Jobcenter. Dieses qualifiziert Frauen mit Migrationshintergrund und Bleibeperspektive für eine Beschäftigung im Ersten Arbeitsmarkt. Das Projekt wird über das Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, aus Mitteln des Landes Hessen, finanziert. Die Umsetzung erfolgt durch das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. in Bensheim.

Mit der Übergabe der Zertifikate durch Dr. Melanie Marysko, Betriebsleiterin von Neue Wege Kreis Bergstraße, fand der erste Kurs nun sein erfolgreiches Ende. Bei der feierlichen Überreichung der Zertifikate war auch Landrat Christian Engelhardt vor Ort. „Es ist mir ein Herzensanliegen, Frauen mit Migrationserfahrung durch Qualifizierungsmaßnahmen wirtschaftliche Unabhängigkeit zu ermöglichen. Dadurch können sie sich selbstbewusst und gleichberechtigt in unserer Gesellschaft einbringen“, betonte der Landrat. „Ich freue mich sehr, dass einige von Ihnen bereits eine Anschlussbeschäftigung gefunden haben und wünsche Ihnen allen für ihre zukünftige Arbeit alles Gute.“

„Wir wollen mit dieser Maßnahme vor allem Frauen mit Fluchthintergrund durch eine pädagogische Qualifizierung bei ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Integration in Deutschland unterstützen und ihnen eine berufliche Perspektive im Bildungssystem in Deutschland eröffnen“, berichtete Gundra Simon, Teamleiterin Förderinstrumente bei Neue Wege Kreis Bergstraße, bei dieser Gelegenheit über das Angebot.

Zwölf zugewanderte Frauen, die in der Regel pädagogische Vorerfahrungen als Lehrerinnen, Erzieherinnen oder ähnlichem aus ihren Heimatländern Syrien, Afghanistan, Iran, Libanon und Aserbaidschan mitbrachten, wurden nun für eine pädagogische Tätigkeit in Deutschland qualifiziert. Wichtig war hier vor allem das Vertraut machen mit dem deutschen Erziehungs- und Bildungssystem sowie mit Lerntheorien und -methoden, Inklusion und weiteren pädagogischen Themen. In der Qualifikation erworbenes Wissen und praktische Erfahrungen wurden immer vor dem Hintergrund der Erfahrungen und Ausbildungen aus dem Heimatland reflektiert. In diesem sehr lebendigen Kurs, geprägt vom Lernen miteinander und voneinander, standen nicht nur theoretische Inhalte sondern auch praktische Erfahrungen im Mittelpunkt. „Die Hauptziele der Maßnahme waren neben der Verbesserung der Deutschkenntnisse, die stark fachbezogen ausgerichtet war, das Erlernen pädagogischen Wissens, praktischen Erfahrungen in pädagogischen Einrichtungen, das Bestehen der Abschlussprüfung sowie die Vermittlung in Arbeit“, so Anja Fasmers, die als Coach den Qualifizierungskurs betreut hatte. Gemeinsam hatten Dr. Torsten Saalfrank und sie durch ihre Arbeit maßgeblich zum Erfolg des Projektes beigetragen. „Durch die Hospitationen in Kindergärten und Schulen wurden viele Kontakte in der Praxis geknüpft und so bereits Anschlussbeschäftigungen für die Hälfte der Teilnehmerinnen gefunden.“

Norbert Schultze, zuständiger Teamleiter des Bildungswerks Bensheim, sieht dadurch viele Chancen für Erziehungs- und Bildungseinrichtungen im Raum Bergstraße, die durch eine Beschäftigung der Absolventinnen entstehen: „Gerade Frauen mit Migrationserfahrung und pädagogischer Kompetenz können in unserem Bildungssystem eine wichtige Brückenfunktion zwischen Migrantenfamilien und Einrichtungen erfüllen.“

Einen großen Einschnitt stellte, wie in vielen anderen Bereichen auch, die Coronapandemie dar. Die erste Hospitationsphase endete durch den Lockdown im März abrupt und der Präsenzunterricht verwandelte sich von heute auf morgen in Online-Lernen. Im Laufe des Sommers konnten die Teilnehmerinnen wieder im direkten Kontakt lernen und auch die letzte wichtige Hospitationsphase durchführen. In der Maßnahme wurden auch Lernorte außerhalb pädagogischer Einrichtungen angesprochen und in der Praxis erfahrbar gemacht. So planten und organisierten die Teilnehmerinnen im Sommer, noch unter Coronabedingungen, einen Ausflug in den Zoo nach Heidelberg, bei dem auch die Kinder der Teilnehmerinnen mit dabei waren.

In einer Abschlussprüfung, in der die Frauen ein Thema ihrer Wahl präsentierten und Vertiefungsfragen beantworten mussten, konnten sie zeigen, was sie über das Jahr hinweg gelernt haben. Auf die Frage, wie sie den Kurs erlebt hatte, antwortete eine Teilnehmerin: „Wir haben viel gelernt, alle waren nett. Der Unterricht hat Spaß gemacht und er war informativ. Es war ein schöner Kurs. Wir waren wie eine Familie.“

Der nächste Qualifizierungskurs hat am 01.12.2020 gestartet.