Mannheim (Stadt Mannheim) – Gebündelte Informationen zu relevanten Ereignissen und aktuellen Entwicklungen am Wirtschaftsstandort, die wichtigsten Zahlen und Fakten auf einen Blick sowie eine Rückschau auf die Aktivitäten und Projekte des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturförderung – darum geht es im Jahresbericht der Wirtschaftsförderung, den sie jedes Jahr im Frühjahr der Öffentlichkeit präsentiert.
 
In diesem Jahr gibt der Jahresbericht einen Rückblick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Mannheim unter Pandemiebedingungen. In allen Bereichen sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie spürbar und zeigen zum Teil einen sichtbaren Einschnitt in der langjährigen Statistik. Dennoch präsentiert sich der Wirtschaftsstandort mit einer weiterhin soliden Entwicklung und erfolgreichen Fortführung wirtschaftlich relevanter Projekte. So gibt es viele Neuansiedlungen und Investitionen – vor allem von Mannheimer Unternehmen – sowie erfolgreich abgeschlossene Projekte zu vermelden, die Unterstützungsangebote für Mannheimer Betriebe wurden an die aktuellen Bedingungen angepasst und neue Informations- und Beratungsleistungen aufgelegt.
 
„Die Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie ist auch für den Wirtschaftsstandort Mannheim eine Herausforderung. Unsere Bemühungen zur Existenzsicherung von Unternehmen und Arbeitsplätzen wirken sich auch in den Wirtschaftszahlen aus. So konnten unsere Maßnahmen zur Gegensteuerung beitragen“, erläutert Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch.
 
2020 arbeitete die Wirtschaftsförderung gezielt an der Fortschreibung der Wirtschaftsstrategie für Mannheim. Zukunftschancen liegen insbesondere in den neuen Schwerpunktthemen Green Tech, Social Economy und Smart Economy. „Damit bleibt Mannheim am Puls der Zeit und kann sich im Standortwettbewerb ausgezeichnet positionieren“, so Christiane Ram, Leiterin des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturförderung.
 
Auswirkungen der Pandemie durch Förderprogramme abgemildert
 
Die Auswirkungen der Pandemie spiegeln sich zahlenmäßig in der Statistik wider. Eine gestiegene Arbeitslosenquote gegenüber dem Vorjahr von 5,3 auf 7,2 Prozent und die Halbierung der Zahl der Übernachtungen verdeutlichen dies. Der leichte Rückgang in den Beschäftigtenzahlen nach dem wirtschaftlich extrem guten Jahr 2019 umfasst insgesamt 2.262 Personen – somit liegt die Zahl der Beschäftigten am Arbeitsort Mannheim bei 189.353 und ist auf einem ähnlich hohen Niveau wie in 2018 (189.940). Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen betrifft dabei vor allem das verarbeitende Gewerbe mit 1.728 Personen. Im Baugewerbe blieb die Beschäftigtenzahl annähernd unverändert mit 60 Mitarbeitenden weniger als in 2019. Der Bereich Verkehr und Logistik verzeichnete sogar einen leichten Zuwachs von 96 Beschäftigten. Die absolute Zahl der Mannheimer Betriebe verringerte sich um 40 und liegt aktuell bei 9.034 Unternehmen (2019: 9.074, 2018: 9.002).
 
Die Unterstützung der Mannheimer Firmen und Selbstständigen stand seit Beginn der Corona-Pandemie über das gesamte Jahr hinweg im besonderen Fokus der Wirtschaftsförderung. Die Neuauflage von eigenen Corona-Unterstützungsprogrammen als Ergänzung zu den Bundes- und Landeshilfen wurde seitens der Stadt forciert, wodurch 264 Arbeitsplätze durch eigene Förderprogramme geschaffen oder gesichert werden konnten.
 
Über die sofort zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 eingerichtete Telefon-Hotline der Wirtschaftsförderung wurden bis Ende des Jahres Gespräche mit insgesamt 1.223 Firmen geführt. Insbesondere die Beratung und Unterstützung rund um das Sofort- und Überbrückungshilfeprogramm des Landes Baden-Württemberg und kommunale Soforthilfen der Stadt Mannheim standen auf der Agenda, daneben Themen wie Kurzarbeiterregelungen, Quarantänebestimmungen, Arbeit im Homeoffice, Fortführung des Geschäftsbetriebs, Digitalisierungsfragen sowie Unterstützung von Start-ups in der Krise.
 
Im Existenzgründungsbereich zeigen die Zahlen keine wesentlichen Unterschiede zu dem Vorjahr. So ist die Bindungsquote von Start-ups, also der Anteil der beratenen Unternehmen, die drei Jahren nach ihrer Gründung noch am Markt und in Mannheim angesiedelt sind, zwar von 86 auf 80 Prozent leicht gesunken, es wurden mit 49 erfolgreichen Vermittlungen in Gründerzentren gegenüber 51 im Jahr 2019 jedoch ähnlich gute Werte erzielt. 120 Existenzgründungen und Jungunternehmen wurden 2020 betreut (2019: 115) und die Existenzgründungsquote ist mit 7,7 Prozent (Baden-Württemberg: 6,4 Prozent) gleich hoch geblieben.
 
Von dem Büro- und Immobilienmarkt gibt es gute Nachrichten. Das Vermarktungsvolumen im Gewerbeimmobilienbereich blieb mit 71.000 Quadratmetern vermarkteter Fläche auf demselben hohen Niveau von 2019. 2020 wurden zudem 73.000 Quadratmeter Bürofläche fertiggestellt (2019: 18.000 Quadratmeter). Dadurch ergibt sich der leichte Anstieg bei der Leerstandsquote von 4,6 auf 4,9 Prozent.
 
Mannheimer Wirtschaft hält trotz Corona-Pandemie an Investitionsprojekten fest
 
Dr. Wolfgang Miodek, stellvertretender Fachbereichsleiter und Key Account Manager bei der Wirtschaftsförderung, bestätigt die positive Entwicklung im Bereich Investitionen: „Ungebremst durch die Corona-Einschränkungen wurden zahlreiche Investitionsprojekte am Standort Mannheim fortgeführt und die Mannheimer Gewerbeflächen weiterentwickelt.“ So legt ABB seine Standorte Ladenburg und Mannheim zusammen in einem neuen Firmengebäude in Mannheim-Käfertal. Fuchs Petrolub investiert in ein neues Verwaltungsgebäude. Auf der Friesenheimer Insel investiert die MVV Energie rund 50 Millionen Euro in eine innovative Phosphor-Recycling-Anlage. Zahlreiche Ansiedlungen sind auf den Gewerbeflächen in Mannheim zu verzeichnen. Spitzenreiter ist „Das E“ im Taylor Green Business Park mit insgesamt zehn neuen Mietern bis Jahresende 2020.
 
Im Glückstein-Quartier wurden das Neue Technische Rathaus an die Stadt und das Quartier Hoch4 an die SV Versicherung übergeben, der neue Lindenhofplatz entsteht. Für den Büro- und Wohnkomplex LIV konnte die Deutsche Bahn mit einem Schulungszentrum, für die Büroimmobilie LOKSITE Hays und KPMG als Mieter gewonnen werden. Der Anbau des MAFINEX-Technologiezentrums mit Acceleration Center, Makerspace und Business-Gastronomie schreitet voran. Der Mannheimer Bodenfonds ermöglicht eine mittel- bis langfristige Vergrößerung des städtischen Immobilienportfolios.
 
Starke Kompetenzfelder: Medizintechnologie sowie Energie, Mobilität und Produktion
 
Das Mannheim Medical Technology Cluster wurde als eine von neun Clusterorganisationen mit dem renommierten Qualitätslabel „Cluster-Exzellenz Baden-Württemberg“ des Landesministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau ausgezeichnet und erhielt zudem das europaweit gültige „Clustermanagement Excellence Label GOLD“. Mit rund 1,5 Millionen Euro wird zudem der Aufbau eines Anwendungszentrums für intelligente Maschinen in der Medizintechnik, kurz ANIMMED, der Fraunhofer-Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie (PAMB) durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg gefördert.
 
Die erfolgreiche Beratung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu Digitalisierungsprojekten durch den Digi-Paten wurde im Rahmen des Netzwerks Smart Production erfolgreich fortgesetzt. Im neu eröffneten Smart Production Demonstrator können KMU nun konkrete Anwendungsszenarien für Industrie 4.0-Projekte erfahren.
 
Gründungsförderung, Bildungs- und Einkaufsstandort sowie Standortmarketing auf hohem Niveau
 
Im Rahmen des neuen Gründungsschwerpunkts „Social Economy“ fördert Mannheim verstärkt Gründungsaktivitäten im Bereich der Sozialwirtschaft. So wurde das KREATECH-Zuschussprogramm um die Zielgruppe Social Economy erweitert zum KreaSocTech-Programm. Am 26. und 27. Mai 2021 wird Mannheim gemeinsam mit der EU-Kommission den virtuellen „European Social Economy Summit“ ausrichten, der im Vorfeld mit insgesamt acht digitalen Roadmap-Veranstaltungen und hochkarätigen Sprechern thematisch vorbereitet wurde. Als einer der Spitzenreiter bei der Anzahl der Gründungen wurde Mannheim im Wettbewerb Startup BW Local als „Gründungsfreundliche Kommune 2020/2021“ bestätigt.
 
Auch 2020 bleibt Mannheim anhaltend starker Bildungsort: Das Welcome Center Rhein-Neckar erhielt für seine Arbeit weitere Fördergelder in Höhe von 493.600 Euro und kann somit seine Bemühungen, internationale Fachkräfte zu gewinnen und zu integrieren, bis 2023 fortführen. Gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Südmetall initiierte die Wirtschaftsförderung das Azubihaus Mannheim mit der GBG als Bauherrn und Vermieter.
 
Die Bereiche Handel und Gastronomie standen ebenfalls im Fokus. Die Wirtschaftsförderung gab einen hohen Investitionskostenzuschuss für die Weihnachtsbeleuchtung an 20 neuen Beleuchtungsmasten in den Planken-Seitenstraßen, führte erstmalig den Schaufensterwettbewerb „Weihnachtszauber in Mannheim“ durch und setzte zusammen mit der Klimaschutzagentur ein Förderprogramm zur Einführung von Mehrweg-Essensboxen für die Gastronomie um.
 
Weiterhin positiv entwickelte sich das Standortmarketing der Wirtschaftsförderung mit Aktivitäten in den sozialen Medien, insbesondere über die Businessnetzwerke LinkedIn und XING sowie im Bereich Social Economy erstmalig auch über Twitter. Der Internet-Auftritt der Wirtschaftsförderung wurde hinsichtlich seiner Struktur, der zielgruppengerechten Ansprache und der Textoptimierung überarbeitet. Die Aktualisierungen werden derzeit umgesetzt. Ebenso wurde eine Kurzfilmreihe gestartet, um die Arbeit der Wirtschaftsförderung zeitgemäß zu präsentieren.
 
Wirtschaftspolitische Strategie 2020 und neue Schwerpunktthemen
 
Einstimmig im Gemeinderat beschlossen wurde die Wirtschaftspolitische Strategie (WPS) 2020 für Mannheim. Damit wird die bislang gültige Strategie mit ihren Zielen und Schwerpunkten aktualisiert, an die aktuellen Entwicklungen angepasst und fortgeschrieben. Als Ziele gelten weiterhin die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, das Halten und Anwerben von Fachkräften und Talenten, die Steigerung der Standortattraktivität sowie die Erhöhung der Anzahl von Gründungen. Im Fokus der WPS 2020 stehen die Betreuung der Mannheimer Unternehmen und die Förderung von Neugründungen, die Entwicklung von Potenzialen mit den inhaltlichen Schwerpunkten Gesundheitswirtschaft, Menschen und Kompetenzen, Flächen und Immobilien sowie Standortmarketing. Neue Impulse werden durch Themen wie Green Tech, Social Economy und Smart Economy gesetzt.