Geothermie nicht auf dem Programm

„Das Thema Geothermie steht für die Stadt aktuell nicht auf dem Programm“ – sagt der Bürgermeister. Eine kleine Gruppe politisch Interessierter arbeitet gerade daran, zu einigen spannenden kommunalen Themen Infoveranstaltungen zu organisieren. Geothermie soll den Anfang machen. Schön wäre es gewesen, wenn die Stadt als Co-Gastgeber mit an Bord wäre. Es ist gut, wenn die Zivilgesellschaft solche Themen diskutiert, aber besser ist es, wenn die kommunal und politisch Verantwortlichen gleich mit von der Partie sind. Aber das Thema Geothermie steht eben nicht auf dem Programm.

In den vergangenen Monaten habe ich mich öfter in Leserbriefen zur Energiewende in Viernheim geäußert. Überwiegend kritisch, denn außer Sparaufrufen passiert nicht so wirklich viel. Es gibt zwar einige nette Aktionen, doch in den Zahlen schlägt sich eine positive Entwicklung nicht nieder. So kommen in Viernheim aktuell nur 6,5 Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus lokalen und regenerativen Quellen. Letzter Platz im südhessischen Städtevergleich. Bundesweit sind es über 40 Prozent. Und jetzt geht uns noch das Gas aus.

Über meine Leserbriefe hat sich eine kleine Gruppe zusammengefunden, die sich Gedanken macht, recherchiert, mit Experten spricht, sich austauscht und mögliche Lösungen erarbeitet. Wir wollen jetzt eine Reihe von Informationsveranstaltungen für interessierte Bürgerinnen und Bürger anbieten, u.a. eben zum Thema Geothermie. Wir wollen, dass sich mehr Leute ein Bild machen können vom Thema Geothermie, was damit gemeint ist, wie sie funktioniert, welche Chancen und Risiken damit verbunden sind. Damit mehr Leute mehr Ahnung haben und mitreden können.

Geothermie ist für Viernheim in zweierlei Hinsicht ein spannendes Thema. Zum einen betreiben die Stadtwerke ein eigenes Gaskraftwerk und liefern über ein Fernwärmenetz im Stadtgebiet Wärme an eine stattliche Zahl öffentlicher Gebäude sowie Privathäuser. Wie kriegen die Fernwärmekunden in Zukunft wohl ihre Häuser warm? Viele Städte denken über eine Nutzung von Geothermie nach und über den Auf- und Ausbau von Fernwärmenetzen als Ersatz für Gasheizungen. Manche Bundesländer geben hierfür bereits Zuschüsse.

Der zweite Vorteil liegt in der Region, denn man muss bei uns gar nicht so tief bohren wie in anderen Region Deutschlands. Einige Städte der Region haben das erkannt, manche nutzen diese Erdwärme bereits, andere prüfen und machen Probebohrungen. Mannheim überlegt, ob das große Kohlekraftwerk in Zukunft durch ein Geothermiekraftwerk ersetzt werden kann. Abwegig ist die Idee also ganz und gar nicht.

Für Viernheim steht nach Aussage des Bürgermeisters Geothermie nicht auf dem Programm. Was steht aber stattdessen auf dem Programm? So viele weitere Möglichkeiten gibt es ja gar nicht. Biogas? Dafür braucht es landwirtschaftliche Abfälle in den entsprechenden Mengen. Heizen mit Holz aus lokaler „Ernte“? Da dürfte uns schnell der eigene Wald ausgehen.

Ich hoffe ja, das Thema steht für den Bürgermeister heimlich doch auf dem Programm und es sollte bloß nicht so aussehen, als arrangiere er sich mit Kritikern zu einer Neuausrichtung der bisherigen Politik. Und vielleicht zaubert er ja demnächst eine tolle Lösung für die Energiewende in Viernheim aus dem Hut?

Es gibt so viele spannende Themen in diesem und anderen Bereichen, die sich in der Region und anderswo gerade entwickeln. Vielleicht gelingt es uns ja ein paar davon, als Lösung für die Probleme unserer Stadt auch nach Viernheim zu holen. Wir bleiben dran!

 

Wolfram Theymann

https://lust-auf-viernheim.de