Sehr geehrter Herr 1.Stadtrat Jörg Scheidel,

 

besten Dank für ihre Antwort auf die Protestnote der Anwohner*innen betreffs des seit Januar 2022 anliegenden Schadenfalls am hiesigen Adolf Loos Weg (Höhe Einmündung Hausnummer 49/51). Inzwischen wurde der Schaden nach Eingabe der Protestnote zeitnah Mitte Mai behoben. Dafür bedanken wir uns ungeachtet der langen Verweildauer des Schadens aufrichtig.

 

Die Reparaturarbeiten waren sehr aufwendig: Mehrere Arbeiter waren über mehrere Tage mit viel Aufwand an Material und nötigen Vorbereitungen beschäftigt. Dies ergibt sicherlich eine deutlich vierstellige Schadensumme zu Lasten der Stadt. Diese hätte wohl vermieden werden können, wenn zeitnah auf die Schadensmeldungen über die digitale AEM-App reagiert worden wäre. Ursache der Schäden sind anzunehmender Weise lose Eisenplatten der Regenrinne, die bei jeden Überfahren mit PKWs wie ein kleiner Amboß auf die Betonträgerplatten aufschlagen und diese sukzessive zerbröckeln lassen.

 

Deshalb ist die Kontrolle der Befestigungen der Eisenauflagen der ökologisch sinnvollen Regenrinne (Oberflächenentwässerung) wichtig. Anbieten würde sich dies entweder anlässlich der jährlichen Durchspülungen der Regensammelschiene als Teil der Auftragsvergabe an das externe Unternehmen (kostet), Inspektionen durch den Bauhof (kostet) oder uns Bürger*innen als Betroffene vor Ort (kostenlos). Dafür wurden ja o.g. Applikationen erfunden als Ausdruck der Bürgernähe einer Verwaltung. Basis dafür ist jedoch das Vertrauen der Bürger*innen in die zeitnahe Behebung und stetige Information zum Fortgang der Bearbeitung. Mancher Schadensfall könnte sich ja als schlimmer als erhofft zeigen und mehr Aufwand und Zeit benötigen.

 

War bei uns die lange Bearbeitungsdauer des Schadenfalles von Januar 2022 bis Mitte Mai 2022 zunächst der kritische Punkt für dieses Vertrauen, könnte man/frau nach der Behebung guter Dinge sein. Leider wurde gänzlich die weitere Fehlermeldung missachtet, dass auch bei angrenzenden Eisenplatten die Befestigungsschrauben fehlen! Auch dies wurde der Stadtverwaltung mitgeteilt. Denn wir (Bürger*innen) hatten auf die formale Mitteilung zur Auftragsvergabe zur Schadensbehebung am 15.02.2022 der Stadtverwaltung zeitnah geantwortet, uns dafür bedankt und den Vorschlag unterbreitet, die fehlenden Schrauben an den anderen Eisenplatten anzubringen, um ein Ausweiten des dortigen Schadens zu verhindern. Dies ist nicht geschehen, war nach Angabe des beauftragten Unternehmens nicht Gegenstand der Beauftragung (was uns alle ratlos zurückließ) und ist vollkommen unverständlich. Offensichtlich müssen in Viernheim Fehler sich zigfach wiederholen, damit einfachste Lernprozesse bei der Verwaltung bezüglich Prophylaxe und vorausschauende Planung einsetzen.

 

Kommunikation miteinander wird schwierig, wenn das Vertrauen auf der ganzen Linie schwindet: In die Seriosität der Bürgernähe, in die Kompetenz der beteiligten städtischen Akteure wie auch in Verantwortlichkeit der Verwaltung für sinnvollen Umgang mit öffentlichen Mitteln und Infrastruktur. Ebenso könnte ein Missverständnis bezüglich der digitalen Schadensmelder (AEM-App) vorliegen. Denn diese sind bidirektionale (interaktive) Kommunikationsmedien, also man (Bürger) meldet nicht nur, sondern erwartet auch Antworten zum Sachstand und Fortgang.

 

Monatliche Bürgersprechstunden sind sicherlich ein probates Mittel, um interessierte Bürger*innen anzusprechen. Wir danken für Ihre Einladung hierfür. Allerdings ist es kein modernes Format. Schon im Mittelalter hielten Fürsten Hof, d.h. Bürger*innen konnten vorsprechen mit ihren Anliegen. Historische Dokumente zeigen auf, sogar mehrfach im Monat. Dies auch, weil nebenbei gleich vom Fürsten Recht gesprochen wurde über das Anliegen. Immerhin haben wir mit der Gewaltenteilung in modernen zivilgesellschaftlichen Demokratien die Unabhängigkeit der Justiz eingeführt. Ein Fortschritt – ohne Zweifel.

 

Moderne Bürgerbeteiligungsformate wie aufsuchende Bürgerbeteiligung vor Ort, früher auch Ortstermin genannt, erscheinen angebrachter, um sich eben offen, fair, im gegenseitigen Respekt und im Augenschein der beanstandeten Sache auf Augenhöhe zu begegnen. Auch hilft es in der Sache wenig weiter, sich öffentlich in der Presse über diese Missstände auszubreiten. Auch ich bevorzuge das persönliche Gespräch. Deshalb unterbreiten wir sehr gerne an Sie das Angebot für einen baldigen Ortstermin um die o.g. wie auch weitere (konstruktive) Aspekte (wie z.B. Patenschaften für verwaiste Baumscheiben oder Bienenweiden im Bereich der Ausgleichsflächen u.a.) der Bürgerbeteiligung in unserem Wohnquartier zu besprechen und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Wenn sie in diesem Sinne die fehlenden Schrauben mitbringen könnten, könnten wir diese sodann auch gleich anbringen. Das entsprechende „Gerät“ (Schraubenschlüssel) haben wir hier vor Ort.

 

Ich gehe davon aus, dass zur gegenseitigen Erreichbarkeit die aktuellen Adressdaten von Ehrenstadtverordneten der Stadtverwaltung vorliegen und gepflegt werden. Das wäre ja auch ein Aspekt von Seriosität und Ernstcharakter von politischem Engagement.

 

Mit besten Grüßen

Uwe Pfenning, Ehrenstadtverordneter