Die Initiative der CDU für die Gründung eines Bauernhofkindergartens soll die Vielfalt der Betreuungsangebote in Viernheim erweitern und die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder durch die Einbindung von Tieren in das pädagogische Geschehen unterstützen. Das Ziel, umweltbewusstes Verhalten von Kindern durch den unmittelbaren Kontakt mit der Natur zu stärken, ist richtig, aber eben nicht neu. In Viernheim ist der AWO-Waldkindergarten seit über 18 Jahren diesem Grundsatz verpflichtet. Trotz unbestritten guter Arbeit hätte die Anzahl der Anmeldungen von Viernheimer Eltern in den vergangenen Jahren aber nicht die Öffnung einer zweiten Gruppe gerechtfertigt – ob die Gründung eines Bauerhofkindergartens am Ende nicht zwei nur teilweise belegte Einrichtungen zur Folge hätte, muss zumindest gefragt werden. Zielführender scheint es mir, die Begegnung von Kindern mit der Natur in den bereits bestehenden Einrichtungen zu vertiefen, ob über regelmäßige Waldspaziergänge, feste Wandergruppen oder dauerhafte Kooperationen mit örtlichen Agrarbetrieben.

Eines lässt die Initiative der CDU aber leider vermissen: Ein beherztes Eintreten für eine weitere Kindertagesstätte, mit einem ausreichenden Angebot an Ganztagesplätzen, und das tut wegen vermehrter Zuzüge junger Familien nach Viernheim wirklich Not. Dazu braucht man nicht einmal in den vorliegenden Kindergartenentwicklungsplan zu schauen, sondern es reicht völlig aus, sich mit Eltern zu unterhalten, die unter dem Jahr mit noch nicht schulpflichtigen Kindern nach Viernheim gezogen sind. Regelmäßig sind ab dem Jahreswechsel kaum noch Kindergartenplätze verfügbar – von Krippenplätzen ganz zu schweigen. Es genügt eben nicht, wenn im Jahresdurchschnitt ausreichend Plätze vorhanden sind, denn einer Familie, die im März vergeblich eine Betreuung für ihr Kind nachsucht, nützt ein Platz, der im vorangegangenen August noch frei war, gar nichts mehr. Von politischer Seite müssen die Fachleute auf dem Rathaus endlich den klaren Auftrag erhalten, die sich aus den vorliegenden Zahlen ergebenden Mangel an Betreuungsplätzen in Krippen und Kindertagesstätten so bald wie möglich abzuschaffen, so wie es Magistrat und Bürgermeister bereits seit März 2020 wollen.

Zukunftsweisend wäre aus meiner Sicht eine Einrichtung, die Kinder auf die Gesellschaft vorbereitet, in die sie hineingeboren wurden – mit allen Vor- und Nachteilen, die die zunehmende Digitalisierung und Globalisierung mit sich bringt. Ich wünsche mir eine Kindertagesstätte, die allen Kindern die Förderung ihrer Persönlichkeit zuteilwerden lässt, die sie brauchen, gleich welcher sozialen oder kulturellen Herkunft, gleich welcher entwicklungsmäßigen Voraussetzungen, und die die Stärkung sozialer Gemeinschaft durch die intensive Förderung unmittelbarer Sozialkontakte in der pädagogischen Arbeit zum Markenzeichen hat.

 

 

Peter Lichtenthäler