Sehr geehrte Damen und Herren,

wie in einem Zeitungsartikel zu lesen war, wird die Sanierung des Viernheimer Rathauses mit 2,9 Mio. Euro unterstützt. Im Rahmen des Förderprogrammes „Modernisierung zum Passivhaus im Bestand“. Somit sollen die Energiekosten nachhaltig reduziert werden. Es ist löblich, wenn Nachhaltigkeit bei der Sanierung berücksichtigt werden soll. Es stellt sich
allerdings für mich die Frage, ob dies beim Rathaus in seiner jetzigen Form überhaupt möglich ist. Bevor saniert wird, muss der Grundriss des Gebäudes und die Höhe betrachtet werden. Die Aufteilung des Rathauses ist meiner Meinung nach ungünstig (ca. 188 Fenster im Gang). Somit hat das Rathaus eine viel zu groß zu sanierende Gebäudehülle im Verhältnis zu den Büroflächen. Dies wird sich immer negativ bei den Betriebskosten und Instandhaltungskosten niederschlagen. Oberstes Gebot bei einer Sanierung sollte daher sein, die Außenfläche des Rathauses im Verhältnis zur Bürofläche gering zu halten und durch An- und Umbauten oder Teilabriss zu verringern.Daher ist bei der Sanierung auch zwingend ein Anbau in Richtung neuer Markt um eine Bürozeile zu prüfen. Für das Erreichen des Zieles ,,Passivhausstandard“ soll ein Fahrstuhl als Schacht für Versorgungsleitungen dienen. In Anbetracht der Höhe des Gebäudes und der an nur einer Seite des Gebäudes gelegenen Büros ist meiner Meinung nach der finanzielle Aufwand, z. B. der Leitungen, je höher das Gebäude ist, unwirtschaftlicher. Außerdem ist durch den Anbau eher ein Sanieren im Bestand möglich (keine höheren Kosten durch vorübergehende Auslagerungen der Verwaltung).

In der neuen Hessischen Verfassung § 26 c ist das Prinzip der Nachhaltigkeit erwähnt. Darin heißt es: Interessen künftiger Generationen dürfen nicht durch Gestaltungsspielräume heutiger Generationen zu Lasten künftiger Generationen ausgenutzt werden. Dies scheint hier der Fall zu sein, falls sich beim Verhältnis der Außenflächen zu den Büroflächen nichts ändert. Die vorgelegten Pläne der Architektin sehen allerdings noch eine Vergrößerung eines Ganges / Treppenhauses vor. Somit kann man nicht von Nachhaltigkeit sprechen. Es wurde nie berücksichtigt, dass das Rathaus aus 3 Gebäudeteilen besteht. Eine nähere Betrachtung des Mittelteils ist daher nötig.

Die Größe des Rathauses sollte sich nicht nur an den Erfordernissen der Verwaltung richten. Es sollte die Wirtschaftlichkeit sein. Wenn dies nur mit einem Anbau zu erreichen ist, sollten höhere Kosten nicht abschrecken. Das Rathaus wird auch bei der Sanierung viel kosten. Viel wichtiger ist allerdings das Rathaus zukunftssicher zu renovieren. So gibt es z.B. einen Umbruch in der Arbeitswelt (Digitalisierung). Was das für Auswirkungen auf das Rathaus hat, kann man noch nicht abschätzen. Viernheim sollte daher anderen Städten z. B. wie Weinheim folgen. Das Rathaus müsste so gestaltet sein, dass auch andere Nutzungen möglich wären (Teile abtrennbar). So könnte ein Café
/ die Post im Eingangsbereich integriert werden. Auch eine Nutzung als fremde Büros wäre möglich. Somit könnte auch ein ganzjährig barrierefreier Eingang entstehen. Der Plan der Architektin zeigt keine Lösungsmöglichkeiten. Vielmehr ist zu erkennen, dass ihr Ansinnen ein anderes ist. Nur das Rathaus in seiner jetzigen Form zu erhalten. So wird z.B. nicht
berücksichtigt, dass sich nur ca. 11 Parkplätze in der Tiefgarage befinden. Erhalt wirtschaftlich? Weitere Kosten wie Auf- und Abfahrt, Tor, Außenanlagen werden gar nicht oder kaum
berücksichtigt. Zu integrierende Nachbarbebauung wird nicht beachtet. Der Eingang des Rathauses vom Apostelplatz ist nur schwer zu erkennen.

Auch finde ich es schade, dass nicht über andere Nutzungen des Grundstücks nachgedacht wurde, weil Informationen, z.B. über eine neue Schule, erst so spät auftauchten. Ich finde Viernheim kann sich nur ein Großprojekt leisten und dies dann richtig durchführen. Daher wäre eine weitere Innenstadtschule auf dem Grundstück des Rathauses möglich gewesen. Auch ist nicht nachvollziehbar/warum eine relativ spät gebaute Schule saniert werden soll oder gar noch vergrößert werden soll, wenn es auf der anderen Seite eine Schule ohne Gymnasial-Zweig gibt, während auf der anderen Seite Viernheims zwei weiterführende Schulen existieren. Muss der Fahrradverkehr im Kreuzungsbereich der Wasserstrasse noch verstärkt werden?

Ich bitte daher über das „wie“ saniert wird nachzudenken., um eine nachhaltige Sanierung, die auch von künftigen Generationen verstanden wird, zu ermöglichen.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Schmidt