Schade, dass es der CDU im Schulterschluss mit UBV und FDP nun doch gelungen ist, Herrn Bolze mürbe zu machen und wegzuekeln.

Erstaunlich war es schon, wie lange sich Herr Bolze gegen den Wind, der ihm entgegenblies, hielt. Eine Standfestigkeit, die man nur bewundern kann. Und ein Indiz dafür, dass es Herrn Bolze doch sehr um die Sache ging. Umso trauriger, dass er nun geht!

Als Nur-Bürger, ohne die vielen Querelen in der Stadtverordnetenversammlung oder den Ausschüssen direkt miterlebt zu haben, konnte ich dennoch mitverfolgen, wie oft es in den Auseinandersetzungen zwischen Herrn Bolze und der CDU / UBV nicht primär um die Sache, sondern in erster Linie um das Feindbild, das Herr Bolze für diese Parteien darstellte, ging.

Ein Beispiel, das mir immer noch sehr am Herzen liegt: der Dauerbrenner Versickerungsmulden.

Da konnten noch so viele rationale Gründe für die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme vorgebracht werden: ökologische, ästhetische, regenwasser- und abwassertechnische, mikroklimatische usw. Dutzende Male vorgebracht, durchdiskutiert, nie widerlegt! Und auch so scheinbar banale, dass es einfach schön ist, wenn man, nicht nur ich als Kunde, aus der Apotheke hinausblickt und – kein parkendes Auto sieht, sondern Pflanzen! Aber für solch Überspannt-Ästhetisches haben so Leute wie die von CDU und UBV natürlich kein Sensorium.

Nein, CDU und UBV – ihre Lokalhymne, vermute ich mal: „Auto, Auto, über alles, über alles in der Welt“ – konnten es einfach nicht verwinden, dass ihre heiligen Blechdosen auf vier Rädern dadurch eine Einschränkung erfahren würden: Der Verkehrsfluss werde gestört, Parkmöglichkeiten würden wegfallen! Natürlich gab es noch ein Notbremseargument, um mit diesem Häppchen auch Fußgänger an die Antisickerungsmuldenfraktion zu binden: Die Mulden seien fußgängergefährdend! Ein recht durchschaubares Argument! Alle sogenannten Gefährdungen ließen sich mit einfachen Mitteln beseitigen!

Hauptgrund der Ablehnung – so die Hypothese des Betrachters – war aber wohl: Herr Bolze hatte die Aktion „Versickerungsmulden“ initiiert, also mussten CDU/UBV dagegen sein, schon aus Prinzip!

Nun gut, Punkt eins: Herr Bolze geht, Punkt zwei: die Versickerungsmulde bei der Apotheke am Königsacker wird zurückgebaut werden. So ein Beschluss in der letzten Stadtverordnetenversammlung! CDU und UBV haben ihren Kopf durchgesetzt und dürfen glücklich sein!

Soweit ich als Stadtpolitikbeobachter mir ein Urteil erlauben darf, möchte ich mich Herrn Oliver Höflich zustimmend anschließen, der in seinem Kommentar schreibt: „Jens Bolze hat Viernheim gutgetan, das werden einige wohl erst mit der Zeit bemerken.“

Als Bürger Viernheims danke ich jedenfalls Herrn Bolze sehr für seine Arbeit, vor allem auch für die Versickerungsmulde unter meinem Fenster als gelebte Mikroutopie und Ahnung, wie schön das mit den Versickerungsmulden sein könnte, und Dank für sein aufreibendes Engagement.

Bernd Lukoschik