Endlich – auch wir Viernheimer kriegen Indoor Skydiving!

Viernheim wird endlich ein neuer Hightechstandort!

Viernheim strebt weiter aufwärts! Wird endlich wer!

Bald darf sich der südhessische Wurmfortsatz mit der allerneuesten Bedürfnisbefriedigung brüsten: dem Indoor Skydiving. 

Das Bedürfnis: sich bewegen im freien Fall. Die Befriedigungsmethode: ein eigenes Gebäude mit den verschiedensten Freifallapparaturen indoor – und zwar an der Stelle, wo früher das Bauhausgebäude zwischen Bürgermeister-Neff-Straße und Heidelberger Straße stand.

Pro

Eigentlich gibt es nur ein Argument für diese neue Einrichtung: Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich mit solchem Unsinn viel Geld wird verdienen lassen, vor allem bei der männlichen und jungmännlichen Kundschaft, die ja bekanntermaßen auf jeden nur möglichen Reiz anspringt, wenn es nur mit Geschwindigkeit, dem Flair des Gefährlichen und Exotischen und der Möglichkeit, sich vor einem weiblichen Publikum profilieren zu können, zu tun hat!

Kontra

Gegen das neue Projekt gibt es hingegen recht viele Argumente:

Erstens muss nicht jedes Bedürfnis befriedigt werden, zumal anzunehmen ist, dass vor der Existenz des Indoor Skydiving noch gar kein Bedürfnis danach vorlag. Auch glaube ich nicht, dass das Streben nach dem freien Fall tief in der menschlichen Natur verankert ist. Das Bedürfnis wurde schlicht erst geschaffen – und das bestimmt nicht, um dem menschlichen Wachstum und der Humanität zu dienen.

Wahrscheinlich geht’s doch eher um ein lukratives Investitionsobjekt! Nach dem betriebswirtschaftlichen Grundsatz: Je überflüssiger und extravaganter ein Bedürfnis, desto leichter die Verführbarkeit des zukünftigen Kunden und umso mehr lässt sich damit verdienen.

Zweitens zeichnet sich das ehemalige Bauhaus-Gelände nicht gerade durch landschaftliche Schönheit aus, und ein neuer Bauhaus-ähnlicher Skydiving-Kasten wird daran nichts ändern. Wohl eher das Gegenteil! Auf der einen Seite liegt das riesige schachtelanaloge Parkhaus des Rhein-Neckar-Zentrums, im Norden das architektonisch blendende TK Maxx plus das attraktive Kinopolis und im Osten das Hotel NH, zu dem sich, was architektonische Qualitäten angeht, eigentlich nichts weiter sagen lässt!

In Summe: Die Gegend um das ehemalige Bauhaus ist – potthässlich. Landschaftsvernutzung pur! Und diese Hässlichkeit soll also mit einem Skydiving-Gebäude noch ausgebaut werden!

Da bietet sich doch – drittes Argument – eine wunderbare Alternative an: Wie wäre es, wenn man dieses Areal renaturieren würde! Eine, zugegeben, völlig unrealisierbare Idee, denn die Investoren und sonstigen Profiteure eines Indoorprojektes, die bereits in den Startlöchern stehen, werden das auf jeden Fall zu verhindern wissen.

Aber nur einmal hypothetisch weitergedacht: Man stelle sich statt des Bauhaus-Gebäudes und der davor gelagerten Parkplätze tatsächlich eine Parkanlage vor, bestanden mit vielen Bäumen drum herum, sodass der Flanierende weder vom Verkehrslärm auf der Heidelberger noch von dem auf der Bürgermeister-Neff-Straße und auch nicht dem des RNZ und des TK Maxx berührt würde. Ja, die Besucher dieser Konsumtempel könnten sich nach den Kauffreuden in dieser Parkanlage von den Kaufanstrengungen erholen! Aber was noch wichtiger wäre: Die gesamte Gegend erhielte endlich die längst nötige grüne Lunge!

Eine bewaldete Grünfläche dort könnte einiges zur Stärkung des Immunsystems beitragen.

Also auch eine Maßnahme im Rahmen der Infektionsbekämpfung!

 

Bernd Lukoschik