Geschreibsel in Zeiten von Corona

Dieses Geschreibsel ist all denen gewidmet hier in Viernheim – aber nicht nur –, die die Aufgabe von Tageszeitungs- und Onlinegeschreibseln in kritischen Zeiten allein darin sehen, „Mut und Zuversicht zu verbreiten“, „Hoffnung“ zu stiften, kurz: die Bevölkerung einzulullen, wonach sich dieselbe auch herzlich sehnt.

Ein Blick auf die aktuellen Lockerungsmaßnahmen seitens der großen Politik zeigt aber erneut, dass sich Geschreibsel wirklich nicht in der therapeutischen Maßnahme des Sedierens und Beruhigens erschöpfen darf. Zu skurril sind diese politischen Aktionen!

Schulterklopfen

„Es darf jetzt kein falsches Vorpreschen geben“, so unsere Kanzlerin. Man habe zwar etwas erreicht, aber es sei ein „zerbrechlicher Zwischenerfolg“, warnt sie.

Erstens: „etwas“ erreicht. Kein Wort zu einem Maßstab, an dem gemessen etwas erreicht wurde. Keine Datenbasis als Grundlage der Bewertung. Nichts. Das Wort derer da oben reicht, und schon ist beschlossen.

Zweitens: etwas „erreicht“, ein „Erfolg“. Klar, dass da, wie behauptet, etwas erreicht wurde, ist natürlich fraglos der „Erfolg“ der Regierung. Ist das so klar? Ganz banaler Einwand: Könnte es nicht einfach sein, dass die Epidemie wie jede andere winterliche Infektionswelle in den Jahren zuvor einfach am Abklingen ist? Das will ich nicht behaupten. Ich weiß es nicht. Aber es ist denkbar. Aber die da oben heften es sich ganz selbstverständlich an die Brust, dass das Abklingen von ihrem Handeln verursacht wurde. Wiederum gibt die Kanzlerin keine Beweise. Sie behauptet. Und das Volk wird spuren!

Lockerungsmaßnahmen

Die sind besonders interessant. Autohäuser, Fahrradläden, Buchhandlungen dürfen öffnen, worüber ich mich natürlich für sie und mich freue. Dennoch bleibt es einigermaßen rätselhaft, welche Gedanken da im Vorfeld der Lockerungen in den Gehirnen der Entscheider wohl herumgegangen sind. Finden die Viren ebendort nicht so guten Nährboden, gehen sie Büchern, Fahrrädern und Autos eher aus dem Weg? Oder sind Kunden dieser Geschäfte weniger coronagefährdet? Aber zugegeben, dieses mangelnde Verständnis liegt wohl ganz auf meiner Seite, wo sich doch dort in Berlin die Experten, Wissenschaftler, kompetenten Politiker ballen.

Masken

Schutzmasken werden „dringend empfohlen“. Empfohlen? Sind sie nun dringend oder sind sie es nicht? Erwartet man sich von ihnen nun wirklich einen Schutz oder nicht? Wenn ja, dann muss es Maskenpflicht geben. Was soll das Geeiere?

Dahinter steckt jedoch ein anderes Problem. Wenn die Regierung Maskenpflicht anordnen würde, müsste sie Masken flächendeckend zur Verfügung stellen.

Was sie allerdings nicht kann! Wie man zurzeit an der einen Maske hier, an der anderen Maske dort, die mal so beiläufig angeboten werden, sehen kann.

Was sie auch einfach nicht will! Wenn sie es wollte, würde sie die Firmen, die solche medizinischen Artikel, wie auch Beatmungsgeräte und die Ausstattung von Intensivstationen, produzieren, einfach enteignen, wie es das Grundgesetz in Krisenzeiten zum „Wohle der Allgemeinheit“ erlaubt. Und innerhalb allerkürzester Zeit hätten alle ihre Schutzmasken, wären genug gut ausgestattete Intensivstationen und Beatmungsapparaturen als strategische Reserven da. Aber Enteignung? Das ist gar keine Option. Da lässt man lieber die Bevölkerung noch einige Zeit länger zu Hause vor sich hin schmoren, um nur ja die Infektionskurve flach zu halten. – Es tut mir sehr leid, dass mit diesem Geschreibsel wieder einmal nicht Mut und Zuversicht verbreitet wurde. Aber vielleicht ein wenig kritisches Nachdenken, damit der Leser nicht gar zu schnell wieder nur der gehorsame und devote Bürger sei!

Bernd Lukoschik