Kreis Bergstraße (kb)Seit der Katastrophe von Fukushima ist die Energiewende zu einem der bestimmenden Themen in Deutschland geworden. Aktuelle Nachrichten über einen dreifachen „Fast-Blackout“ im Europäischen Stromnetz während des Juni, aber auch die aufgrund des Klimawandels gewünschte schnellere Reduktion fossiler Brennstoffe zeigen, dass die „Energiewende“ an vielen Stellen noch Anstrengungen bedarf. Im Kreis Bergstraße zeigen sowohl die Planungen für die neue Stromtrasse „Ultranet“, das im Rückbau befindliche AKW Biblis wie auch die Windkraftanlagen im Odenwald verschiedene Teilaspekte der Energiewende.

Die Windkraftanlagen im Odenwald sind umstritten. Die Gegner der Anlagen führen ins Feld, dass die Windräder das Landschaftsbild störten, schädlich für die Tierwelt seien und auch gesundheitliche Beeinträchtigungen auf den Menschen nicht ausgeschlossen werden könnten.

Landrat Christian Engelhardt setzt im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien deshalb auf die Kommunen und den Dialog vor Ort: „Eine Energiewende ist nur möglich, wenn wir bereit sind, unseren Beitrag dazu zu leisten“, so die Meinung des Bergsträßers Landrats. „Gleichzeitig kann die Energiewende aber auch nur gelingen, wenn dafür die gesellschaftliche Akzeptanz vorhanden ist. Gegen den Willen der Bevölkerung lässt sich keine sinnvolle dauerhafte Entwicklung gestalten“.  

Engelhardt hat die Kontroverse zum Anlass genommen, auch im Rahmen seiner Sommertour vor Ort an den Windkraftanlagen zwischen Fürth und Grasellenbach mit Umweltvertretern das Gespräch zu suchen. Ebenfalls am Gespräch nahmen die Bürgermeister der beiden Gemeinden, Volker Oehlenschläger und Markus Röth, teil. „In beiden Gemeinden hat die Konsensfindung über die Gemeindeparlamente sehr gut funktioniert. Das war ein vorbildlicher Prozess“, findet Engelhardt. Er hofft, dass auch künftige Verfahren ähnlich erfolgreich in den Gemeinden stattfinden werden. „Wie auch immer die Kommunen sich entscheiden, der Kreis wird diese Entscheidung mittragen. Nachhaltige Entwicklung kann nur dort stattfinden, wo die Gemeinschaft sie mitträgt!“

Bedenken, dass ein Bau weiterer Windkraftanlagen die Auszeichnung des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald als „UNESCO Global Geopark“ gefährden könnte, konnten inzwischen zwar generell zerstreut werden. Wie die UNESCO mitteilt, gäbe es keine prinzipiellen Probleme beim Bau weiterer Anlagen, sondern es käme auf den jeweiligen Einzelfall an. Aber genau diese Betrachtung des Einzelfalls erfordere auch das nötige Augenmaß in der Beurteilung der einzelnen Projekte, so Engelhardt.

Der Geo-Naturpark trägt mit seiner Ausgestaltung auch dazu bei, den Odenwald touristisch zu erschließen. „Auch im Bereich Tourismus müssen die Angebote auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein, wollen wir einen unserer wichtigsten Rohstoffe, den vorhandenen Naturreichtum, nicht gefährden“, sagte Christian Engelhardt. Dies gilt auch für den Erhalt und Betrieb vorhandener Kulturdenkmäler, wie beispielsweise der Überwaldbahn, von der eine Teilstrecke heute durch den Betrieb der Solardraisine genutzt wird.

„Mit der Solardraisine befahren jährlich mehr als 30.000 Besucher den Odenwald. Von dieser Form des nachhaltigen Tourismus profitieren auch zahlreiche weitere Unternehmen im Odenwald, gerade im Gastronomiebereich“, erklärte Engelhardt. Um die Bahn weiterzuentwickeln, ist erst im vergangenen Jahr auf einen neuen Technik-Dienstleister umgestellt worden. Zudem wurden viele andere Parameter des Konzepts optimiert, um die Bahn dauerhaft wirtschaftlicher zu machen. So wurde unter anderem das Kundenangebot mit Hilfe eines neuen Gastronomiekonzeptes ausgebaut, so dass sich die Gäste vor Ort nun auch mit Speisen und Getränken für die Fahrt versorgen können.

Für Landrat Engelhardt ist die Solardraisine ein Gewinn: Sie mache nicht nur touristische Angebote, sondern trage eben auch zum Erhalt eines Kulturdenkmals bei. „Dem müssen wir bei der wirtschaftlichen Betrachtung der Solardraisine auch ehrlich Rechnung tragen“, findet der Landrat, der vor allem im letzten Jahr viel Zeit mit dem Thema verbracht hat. „Insgesamt sind wir auf einem guten Weg“, ist Engelhardt überzeugt.