Viernheim (AM) – Das Schützenwesen und das Wirken der Schützenvereine widmet sich nicht nur dem Breiten- und Leistungssport. Eine wesentliche Aufgabe der oft altehrwürdigen Vereine besteht in der Traditions- und Brauchtumspflege. Hier werden uralte Traditionen und Bräuche gelebt und von Generation zu Generation weitergegeben.

So gehört das Königsschießen und der im Nachgang ausgerichtete Schützenball mit der feierlichen Verabschiedung des alten und der Proklamation des neuen Königs zu den wichtigsten Festen im Schützenjahr, die – in normalen Zeiten – feierlich und im großen gesellschaftlichen Rahmen begangen werden.

Das Königsschießen dient der Ermittlung des Schützenkönigs und seiner Gefolgschaft (bestehend aus dem 1., 2. und 3. Ritter). Dazu werden in den einzelnen Schützenvereinen unterschiedliche Wettbewerbe veranstaltet. Im SSV Viernheim 1953 e.V. ist es ein schöner Brauch, jedem Mitglied dabei eine Chance zu geben, die Königswürde zu erlangen.

Ermittelt werden die Ritter und der König daher in einer Art Glücksschießen. Der Adler, welcher die Königswürde symbolisiert, wird auf einem dicken Holzbalken montiert. Alle Schützen, die an der Auswahl teilnehmen, schießen nacheinander auf den Balken unter dem Adler, bis dieser so weit durchlöchert ist, dass er von alleine umfällt.

Aus Rücksicht auf die aktuelle Pandemiesituation und die geltenden Regelungen fand das Königsschießen in viel kleinerem Rahmen als sonst üblich statt. Auf einen Schützenball mit Königsproklamation musste sogar ganz verzichtet werden. Dieses Jahr durften nur aktive Vereinsmitglieder, welche die 3-G-Regeln erfüllen, teilnehmen. Auch bei der Durchführung der Veranstaltung musste einiges anders ablaufen, als es in den Jahren davor Tradition geworden war.

Um das Geschehen mit dem nötigen Abstand verfolgen zu können, wurde dieses Jahr eine Kamera auf den Adler und die Schützen gerichtet, so dass alle Schützen auch aus sicherer Entfernung live zuschauen konnten, wie Ritter und König ermittelt wurden.

Eröffnet wurde die Veranstaltung bei strahlendem Sonnenschein durch ein gekonntes Böllerschießen. Danach begaben sich die Schützen – einer nach dem anderen – auf den Schießstand um ihr Glück zu versuchen.

Nach dem die Symbole für die drei Ritter gefallen waren, wurde es immer spannender: Um 13:53 Uhr fiel nach 108 Schüssen der Adler.

Schütze und damit neuer König war Alexander Weiß. Alexander Weiß ist bereits seit seiner frühen Jugend ein sehr aktives und erfolgreiches Mitglied des SSV Viernheims 1953 e.V. Er kann auf unzählige große Erfolge im Bogenschießen zurückblicken und hat regelmäßig auf überregionalen und deutschen Meisterschaften teilgenommen. Derzeit ist er ein erfolgreicher Trapschütze und ein aktives Mitglied in der Böllergruppe des Vereins. Alexander Weiß: „Beim Bogenschießen habe ich die komplexen Grundlagen des Schießens erlernt. Heute bin ich in der Lage mein Wissen auch in anderen Disziplinen erfolgreich umzusetzen.“ Neben seinen sportlichen Erfolgen und einer aktiven Teilnahme an Training und Wettkämpfen macht sich Herr Weiß in vieler Hinsicht um den Verein verdient. Als Vorsitzender des Vergnügungsausschusses bekleidet er ein wichtiges Amt, das viel Organisationstalent verlangt und einen hohen Einsatz erfordert. Auch bei den Umbaumaßnahmen der Kurz- und Langwaffenstände hat er für den Verein viel geleistet. Entsprechend groß war der Beifall für sein Königtum.

Achim Balzer und Thorsten Drogosch, die Vorstände des SSV Viernheim, verabschiedeten den scheidenden König Norbert Hapke den I. und beglückwünschten den neuen König. Dies geschieht durch Übergabe der Königskette an den neuen Schützenkönig.

Während der gesamten Veranstaltung ist das Verhalten der anwesenden Sportschützen lobend hervorzuheben, die sich mustergültig an die geltenden Abstands- und Hygieneregeln gehalten haben! Vielleicht kam dabei den Mitgliedern auch die Disziplin und Besonnenheit zu Gute, welche Sportschützen bei der Ausübung ihres Sportes von Anfang an lernen und beachten müssen.

Das Organisatorenteam rund um Alexander Weiß und die beiden Vorstände Achim Balzer (1. Vorstand) und Thorsten Drogosch (2. Vorstand) hatten auch dieses Jahr hervorragendes geleistet und aus der nicht ganz einfachen Situation das Beste gemacht!

Einen großen Anteil an dem trotz aller Einschränkungen sehr feierlichen Rahmen hatte die Böllergruppe rund um Böllermeister Edgar Samstag und unter Führung des Böllerkommandanten Roman Hussek, welche zu Beginn der Veranstaltung und nach der Ermittlung der Ritter und des Königs ihr Können zeigte. Mit exaktem Timing donnerten ihre Böller (auch eine alte Schützentradition) zu Ehren des neuen Königs.