Norbert, Schübeler
Foto: zg

Liebe Viernheimerinnen, liebe Viernheimer,

wer in den letzten Tagen die Hektik und Anspannung der Menschen bei Last-Minute-Einkäufen beobachten konnte, fragt sich schon, wie Trubel und Kaufstress mit einem besinnlichen Advent in Einklang zu bringen sind. Jetzt jedoch bieten das Weihnachtsfest und die Zeit zwischen den Jahren eine willkommene Gelegenheit zum Ausspannen und Innehalten, für Erinnerung und Dankbarkeit, aber auch für Überlegungen, was das kommende Jahr wohl bringen mag.

Das Jahr 2018 neigt sich seinem Ende entgegen, Jahresrückblicke erinnern an Ereignisse aus Weltgeschehen, Politik, Sport oder Unterhaltung. So freuten wir uns mit erfolgreichen Sportlern über deren Erfolge, hofften auf Entspannung im Verhältnis zwischen den USA und Nordkorea oder verfolgten mit Interesse die politische Entwicklung in Frankreich, Italien oder Groß-Britannien. Tagesaktuell erreichten uns auch Berichte über Unglücke, Naturkatastrophen, Kriege oder religiösen Fanatismus. Ja, die Welt rückt immer näher zusammen. Doch kann und darf es uns nicht egal sein, wenn demokratische Strukturen in der Türkei, Polen und Ungarn abgebaut werden, ein Journalist im Konsulat seines Heimatlandes ermordet wird, in Syrien Giftgas gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wird oder und im Jemen Menschen verhungern.

Menschenverachtende Terroranschläge wie vor wenigen Tagen auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt richten sich gegen uns alle. Unsere demokratische Staats- und Rechtsordnung, unsere gesellschaftlichen Errungenschaften, unsere gemeinsamen Werte und unsere Freiheit sind keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen sie verteidigen, zum einen gegen Angriffe von außen, aber auch nach innen, wenn in unverantwortlicher Weise Ängste und Missgunst geschürt werden, um Menschen zu verunsichern und politisch Stimmung zu machen.

Wir werden von vielen auf der Welt beneidet, dabei ist unser Land keineswegs perfekt. Notwendige Investitionen in Bildung und Infrastruktur sind viel zu lange aufgeschoben worden, die Auswirkungen des Klimawandels mit langer Trockenheit und hohen Temperaturen bewegen und verunsichern viele Menschen in gleicher Weise wie die mit der Digitalisierung zu erwartenden Veränderungen unseres Lebensumfelds. Die Menschen erwarten auf ihre Fragen Antworten und dazu bedarf es nachhaltig tragfähiger Konzepte, auf populistische Sprüche können wir gut verzichten.

Unterschiedliche Vorstellungen und Streit in der Sache gehören zum Wesen der Demokratie, sei es im Bundestag, im Landtag oder in unserer Stadtverordnetenversammlung. Diskussionen und Entscheidungen müssen dabei in der Sache nachvollziehbar und transparent sein. Strittige Entscheidungen werden zwar auch dann nicht auf einhellige Zustimmung stoßen, vielleicht aber auf etwas mehr Verständnis.

Ich möchte allen Stadtverordneten danken für faire und sachliche Diskussionen, für ihr Engagement, für den gemeinsamen Willen, Viernheim zu gestalten und ihre Bereitschaft, Sachkenntnis und Erfahrung bei vielen herausfordernden Fragestellungen einzubringen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

Im Mai wird das Europäische Parlament neu gewählt. Vieles, was in Straßburg oder Brüssel beschlossen wird, beeinflusst die nationale Gesetzgebung und wirkt sich direkt vor Ort aus. Doch bereits im Januar wird die Stadtverordnetenversammlung über eine Partnerschaft mit der polnischen Stadt Mlawa befinden. Ich würde mich sehr über eine große Zustimmung freuen, gemeinsam mit unseren polnischen Freunden wollen wir die Idee eines einigen Europas weitertragen. Ohnehin sollten wir uns alle viel intensiver mit Europa befassen, denn nationale Alleingänge waren und bleiben keine Lösung.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr 2019!

Norbert Schübeler
Stadtverordnetenvorsteher