Stadtverwaltung, Landkreis und staatliches Schulamt ziehen konzeptionell an einem Strang

Bürgermeister Matthias Baaß, Landrat
Christian Engelhardt, Rainer Kilian und Daniela Vogel vom staatlichen Schulamt sowie Sabine Ruth von der Jugendförderung (v.l.) arbeiten in der Schulentwick-lungsplanung eng zusammen.
Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Viernheim) – „Es eilt“, war die Aussage des Landrats Christian Engelhardt in der gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag, 7. November 2019 im Viernheimer Rathaus. Gemeinsam mit Bürgermeister Matthias Baaß, Sabine Ruth von der städtischen Jugendförderung sowie Rainer Kilian und Daniela Vogel vom staatlichen Schulamt wurde die Entwicklung in der Schullandlandschaft Viernheims dargestellt.

„Der Kreis Bergstraße als Schulträger der öffentlichen Schulen im Kreis wird in diesem Jahr seinen Schulentwicklungsplan fortschreiben“, erklärt Bürgermeister Matthias Baaß zu Beginn. Hintergrund ist, dass der bis 2021 geltende Schulentwicklungsplan aufgrund zunehmender Schülerzahlen im Kreis Bergstraße nicht mehr den gegenwärtigen und zukünftigen Bedarfen entspricht. „Im südlichen Ried, sprich auch in Viernheim, ist der Kinderanteil am stärksten am Wachsen, in den letzten drei Jahren um 18%“, erklärt Landrat Engelhardt die Entwicklung. So werden die Schülerzahlen im Grundschulbereich bis 2024 um knapp 200 Schüler ansteigen, von 1.200 auf rund 1.400 Schüler, was einen Mehrbedarf im Grundschulbereich von 14 auf insgesamt 18 Züge bis 2024 ergibt. Da die baulichen Voraussetzungen in den bereits bestehenden vier Grundschulen (Goethe-, Schiller-, Nibelungen- und Friedrich-Fröbel-Schule) jedoch nicht gegeben sind, hat man sich im Sinne eines ausgewogenen Größenverhältnisses zwischen den Viernheimer Grundschulen für den Bau einer neuen 4-zügigen Grundschule in Viernheim entschieden.

Der Anstieg der unter Sechsjährigen bedeute in erster Linie eine positive Entwicklung, so der Landrat, „das zeigt, dass die Menschen gerne in unserer Region leben“. Jedoch verdeutlicht er auch, dass dies gleichzeitig eine große Herausforderung sowohl für die Kommune in Bezug auf die Kleinkindbetreuung, als auch für den Schulträger bedeute. Bis die neue Grundschule fertig ist, wird es drei Jahre benötigen.

Daher soll der Neubau in Viernheim im Schulentwicklungsplan mit hoher Priorität versehen werden, wenn im Frühjahr das Land seine Entscheidung zum Schulentwicklungsplan trifft. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, so Landrat Engelhardt.

Dass das Bild einer Schule heute ein wesentlich anderes ist als noch zu Zeiten, als 1960 der letzte Neubau einer Grundschule in Viernheim übergeben wurde, nämlich der der Nibelungenschule, darüber herrscht Einigkeit zwischen Stadt Viernheim, Landkreis und staatlichem Schulamt. Mittlerweile sind die Anforderungen an eine Schule schon aufgrund der Digitalisierung nicht mehr zu vergleichen. Aber auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wesentlicher Faktor, weshalb man sich zukünftig auch mit dem Thema Ganztagesschule beschäftigen wird.

„Daher hat man sich gemeinsam mit dem Landkreis für einen Beteiligungsprozess aller Partner entschieden“, bei dem laut Bürgermeister Baaß das staatliche Schulamt, die Leitungen der Viernheimer Grundschulen und Förderschulen, die kommunale Jugendhilfe sowie Vertreter der Stadtverwaltung gemeinsam Leitorientierungen für die künftige Schulentwicklung im Primärbereich (Grundschulen, Grundstufe Förderschule) erarbeitet haben. Dieses Eckpunktepapier war Grundlage für eine Bildungskonferenz Ende September 2019, bei der alle Akteure unter Hinzuziehung der Elternvertretungen an Schulen sowie politischen Mandatsträgern gemeinsam die Umsetzung bildungspolitischer und bildungskonzeptioneller Zielsetzungen diskutierten und festlegten, die sodann verbindlich in die Schulentwicklungsplanung des Kreises Bergstraße einfließen sollen. „Der Prozess findet noch in diesem Jahr seine Fortsetzung“, erklärt Baaß, der die enge Zusammenarbeit zwischen Kreis, Schulamt und Verwaltung als „etwas Besonderes“ im Kreisgebiet bezeichnet.

Dass die Schulen in Viernheim einen hohen Stellenwert haben, zeigt auch die freiwillige Mitfinanzierung von Seiten der Stadt auf. So werden die Angebote im Rahmen der Grundschulbetreuung, Ferienangebote sowie Leseförderung neben der Bezuschussung des Kreises Bergstraße von Seiten der Stadt mit rund 220.000,- Euro pro Jahr finanziert.

50 % der Schülerinnen und Schüler, d. h. 120-150 Kinder besuchen aktuell das Ganztagesangebot ihrer jeweiligen Grundschule, berichtet Sabine Ruth von der städtischen Jugendförderung, an deren Standort im „Treff im Bahnhof“ mittlerweile 17 Vereine und Institutionen „unter einem Dach“ mit der Jugendförderung im außerschulischen Bildungsbereich zusammenarbeiten. Aus diesem Grund wäre das Gelände am T.i.B. auch der Favorit für den Neubau der Grundschule, da man hier die bestmöglichen Bedingungen für eine nachhaltige, lebensweltorientierte und chancengerechte Bildung von Kindern und Jugendlichen in Viernheim sieht.

Gedanken machen müssten sich die Eltern jedoch nicht, so Daniela Vogel vom staatlichen Schulamt. „Es ist gewährleistet, dass jedes Kind in die Schule kommt, in der es bereits angemeldet wurde“, so die Schulamtsmitarbeiterin. Mit der Gebäudewirtschaft wurden bereits Ausweichmöglichkeiten in Form einer Modulbauweise ähnlich wie in der Alexander-von-Humboldt-Schule besprochen, sollte der höhere Bedarf sich vor der Fertigstellung des Neubaus der Grundschule abzeichnen, erklärt der Leiter des staatlichen Schulamts Rainer Kilian.

Abschließend informiert Landrat Engelhardt über die in der Alexander-von-Humboldt-Schule ebenfalls geplanten Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahme. Hierfür wir eine „Leistungsphase Null“ durchgeführt, in der die pädagogischen Anforderungen für die geplanten baulichen Maßnahmen entwickelt werden. Dazu gibt es einen Impulsvortrag am 9. Dezember 2019, um 18:30 Uhr in der Mensa der Alexander-von-Humboldt-Schule.