Foto:KB/ K.Krug

Birkenau/Heppenheim (K:Krug) – Wie erleb(t)en Menschen mit Behinderung die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen? Damit befasst sich derzeit die Kreisteilhabekommission mit ihrem Vorsitzenden, dem Kreisbeigeordneten Karsten Krug (SPD). Denn von jetzt auf nachher brach alles weg und alles zusammen. Unterstützende Dienste und Tagespflege standen den behinderten Menschen und ihren Angehörigen nicht mehr zur Seite. Bis zur nächsten Kommissions-Sitzung am 18. August sollen nun Erfahrungen gesammelt werden.

Angehörige von Kindern mit Behinderungen, aber auch Menschen mit Handicap selbst werden gebeten, bis möglichst 11. August ihre Erlebnisse während dieser entbehrungsreichen Zeit an die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) weiterzugeben (E-Mail eutb-bergstrasse@wir-dabei.de). Krug erläuterte die Zielrichtung bei einem gemeinsamen Termin mit Christina Luhn von der EUTB und Vorstandsmitglied Petra Doering von „Wir Dabei!“.

Als Schulen und Kindergärten Mitte März schlossen, bedeutete diese Situation für viele Eltern sowieso eine große Herausforderung. Ein Kind mit erhöhtem Betreuungsbedarf machte alles noch einmal ungleich schwieriger. Die Eltern standen vor der Zwickmühle, zugunsten der Betreuung und/oder Homeschooling der Kinder nicht arbeiten zu gehen oder viel Geld für Betreuung auszugeben, sofern diese überhaupt zur Verfügung stand. Ein Teufelskreislauf, der etliche Rat Suchende zu Petra Doering führte.

Sie nannte gegenüber Krug zwei weitere Kritikpunkte: Pflegende Angehörige wurde allein gelassen, monierte Doering. Sie mahnte an, dass auch diese Schutzkleidung bekommen müssten. Corona-Tests in den Pflegeheimen sind ihren Worten zufolge das eine, aber andererseits dürfe man die in der häuslichen Pflege Tätigen nicht vergessen. Doering kritisierte darüber hinaus, dass Inklusionskinder teilweise im Unterricht von anderen Schülern getrennt wurden. Die fehlende soziale Gemeinschaft könnten sie schwer ertragen. 

Luhn ergänzte ihre Erlebnisse in Bezug auf die Besuchsverbote in Pflegeheimen und anderen Wohneinrichtungen. Zu Beginn war die Situation ganz schwierig, als niemand hineindurfte – weder Berater noch Angehörige. Andererseits durften die betreuten Menschen ihre Einrichtung auch nicht verlassen. Mit den nach und nach beschlossenen Lockerungen gestaltet es sich ihren Worten zufolge derzeit etwas entspannter. Trotzdem gibt es nach wie vor den Bedarf, behinderte Menschen zu besuchen, weiß sie.

Die Fachfrau wies auf das Online-Angebot der EUTB hin. Über E-Mail lässt sich ein Termin mit den Beratern ausmachen. In der Antwort findet sich der Link für die Onlineberatung. Wie die stattfinden soll, kann ausgewählt werden: zwischen Sprach- oder Videoanrufen und Chats.

Den Akteuren geht es darum, eine Agenda fürs künftige Handeln zu erstellen. Dafür ist wichtig zu wissen, wie sich in der Krise die Situation von behinderten Menschen im Kreis darstellte, welche Erfahrungen sie machten. Daraus wiederum, so der Kreisbeigeordnete, soll sich ableiten, ob Verbesserungsmöglichkeiten gegeben sind. Und: Kann man etwas aus dem Geschehenen lernen?   

„Wir können wir es in Zukunft besser machen?“ ist laut Krug der zentrale Punkt künftiger Bestrebungen. Die Kreisteilhabekommission will mit Blick auf eine mögliche zweite Welle besser aufgestellt sein. Der Kreisbeigeordnete unterstrich den nach wie vor großen Handlungsbedarf der Kreisteilhabekommission für die Belange von Menschen mit Handicap und chronisch Kranken. „Wir dürfen sie nicht vergessen“, forderte er.