Foto: Stadt Lorsch
Foto: Stadt Lorsch

Lorsch (Stadt Lorsch) – Letztes Jahr tauchten sie – Corona-bedingt – nicht auf. „Da haben sich die Leute regelrecht beschwert!“ war man im KULTour-Amt überrascht. Die Rede ist von den Lorscher Hoftorgedichten, die seit 2013 Teil des Lorscher Bienen- und Dichterprojektes sind. Dieses Jahr, dem Corona-Jahr II, konnte besser eingeschätzt werden, welcher Umgang mit der Pandemie sinnvoll ist. „Und spazieren gehen, wenn auch in der gesetzlich vorgeschriebenen Zusammensetzung, ist definitiv sinnvoll“, sind sich alle einig. Dazu laden ab sofort die Hoftorgedichte 2021 unter dem Motto „ZUSAMMEN AUFBLÜHEN!“ ein, von denen nun wieder über hundert Stück an den Hoftoren überall in Lorsch hängen.

„So viele Einsendungen wie in diesem Jahr hatten wir noch nie“, freut sich Moritz Rougelis, der alle zugesandten Gedichte erfasst hat. Besonders glücklich ist das Team in der Stiftstra0e darüber, dass dieses Jahr sogar gleich drei Schulen mitgemacht habe, auch das gab es noch nie. Allzumal – außer der Wingertsbergschule, auf die immer Verlass ist – die beiden anderen Institutionen in Bensheim beheimatet sind. Für die Lorscher Grundschüler*innen – derzeit bis auf die Notbetreuung im Homeschooling – wird es eine Hausaufgabe sein, ihre Gedichte in Lorsch an den Hoftoren zu suchen. „Die Kinder waren zunächst sehr aufgeregt, selbst Gedichte zu schreiben“, berichtet deren Lehrerin Hanna Lammers, die deshalb zunächst mit allen gemeinsam ein Klassengedicht verfasste.

In den Klassen 4b und 4d der Bensheimer Joseph-Heckler-Schule hatten die Kinder im Rahmen eines vierwöchigen Zeitungsprojektes selbst einen Pressebericht entdeckt, der auf die Lorscher Hoftorgedichte hinwies. „Das Schreiben der Gedichte fiel den Schülern sehr leicht, sie brauchten keine große Hilfestellung“, berichtet die Klassenlehrerin Sibylle Samstag stolz und auch, dass sich die Kinder regelmäßig mit Lyrik befassen.

Für Nina Schwarz, die Deutschlehrerin der Klasse 8c am Bensheimer Goethe Gymnasium, sind „im derzeitigen Online-Unterricht alle kreativen Aktionen, die über den Bildschirm hinausgehen, mehr als willkommen“. Auch sie erfuhr über die Presse von dem Poesie-Projekt. Nur ein Schüler der Klasse wohnt in Lorsch. Und so hofft die Pädagogin auch, „die Kinder vom PC aufs Fahrrad zu bewegen, um auf den Toren der Nachbarstadt nach den eigenen Texten zu suchen.“ Sie sagt, sie sei von den Gedichten „richtig angerührt“ gewesen, gerade auch durch die Beiträge von Schüler*innen, „bei denen ich solche Frühlingsgefühle gar nicht unbedingt erwartet hätte“.

Damit die Gedichte gefunden werden, gibt es eine Adressliste mit allen Hoftoren. Sie liegt vor dem KULTour-Amt als ausgedruckte Version zum Mitnehmen bereit oder ist im Internet unter www.lorsch.de/fruehlingstage einsehbar bzw. steht dort zum Download bereit

Die Hoftorgedichte sind in Teil der Lorscher Frühlingstage, die vom 10. – 24. Mai stattfinden. Sie ersetzen den traditioneller Lorscher Frühlingsmarkt, der Pandemie-bedingt nicht stattfinden kann. Doch werden die eingereichten Verse, teilweise auch bunt bemalt, nach dem Wunsch der Bürger*innen wie stets bis weit in den Juni hinein an den Hoftoren der Stadt hängen bleiben. Beteiligt haben sich wieder alle Altersgruppen, sowohl mit Lieblingsgedichten zum Thema als auch mit selbstverfassten Versen. „Wir danke allen, die mitgemacht haben und hoffen, dass sich – ganz besonders in diesem wiederum schwierigen Jahr – viele Menschen an den Lorscher Hoftorgedichten erfreuen“.

Eine Liste mit allen Hoftor-Adressen, an denen dieses Jahr Gedichte hängen findet man unter www.lorsch.de/fruehlingstage oder ausgedruckt zum Mitnehmen vor dem KULTour-Amt (Stiftstraße 1).

Die Hoftorgedichte sind Teil des Bienen- und Dichterprojektes und erscheinen immer zu einem anderen Thema im Frühling quer durch den ganzen Stadtraum an den Hoftoren, bevor sie vor Sommeranfang wieder verschwinden.