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Weinheim (Stadt Weinheim) –  Es wurde schnell klar beim ersten Netzwerk-Gespräch der Weinheimer Stadtverwaltung mit den mobilen Pflegediensten: In der Pflege drückt der Schuh. „Was bewegt die Akteure der Pflege?“, wollte Oberbürgermeister Manuel Just von den Damen und Herren wissen, die als Vertreter einer ambulanten Pflegeeinrichtung auf Einladung der Stadt jetzt im Alten Rathaus zum Meinungsaustausch gekommen waren. Rund ein Dutzend von über 20 Anbietern ganz unterschiedlicher Größe waren der Einladung gefolgt, dazu Dr. Andreas Marg als Sprecher des Vereins „Leben mit Demenz“ und des Runden Tisch Demenz. Insgesamt betreuen die „Mobilen“ in unterschiedlicher Intensität etwa 1000 Menschen in Weinheim.

Aus dem Erfahrungsaustausch wurde ein zweistündiges Fachgespräch, moderiert von Claus Hofmann und Ute Schleh vom Amt für Soziales, Jugend, Familien und Soziales. „Wir wollen Sie mit ins Boot holen, um für Weinheim das beste Angebot zu haben“, leitete der OB ein. „Wir wollen aber auch wissen, wo aus Ihrer Sicht die Lücken sind.“

Die Gesprächsteilnehmer lobten die Idee des Austauschs, den die stationären Einrichtungen am Runden Tisch Demenz schon seit zehn Jahren erfolgreich pflegen. Austausch untereinander, aber auch mit Ärzten und Organisationen wie dem Verein „Leben mit Demenz“.

Das gemeinsame große Problem ist: Der Fachkräftemangel. „Unsere Wartelisten sind lang und wir suchen händeringend nach Personal“, schilderte Markus Enzinger, der Geschäftsführer der Katholischen Sozialstation. Offen sprach er von einem „Pflegenotstand“. Und bedauerte: „Die Pflege hat in Deutschland keine Lobby.“ Jolanthe Schielek vom Bodelschwinghheim konnte berichten, dass der Pflegeberuf in anderen Ländern eine andere Wertigkeit besitze. Oft könnten und dürften auch anspruchsvollere medizinische Tätigkeiten verrichtet werden; die Abgrenzung zu Pflegehelfern sei klarer als hierzulande. Die Pflegedienste kommen mit der Arbeit nicht nach und haben die Last des demografischen Wandels zu tragen. „Unsere Patienten werden älter und kränker“, schilderte Babett Kabisch von der Freien Sozialstation, die alleine im Raum Weinheim rund 270 Haushalte anfährt.

OB Manuel Just verwies darauf, dass nicht alle Sorgen der Pflege auf kommunaler Ebene zu lösen seien. Er versprach aber, Kontakte zu den Ministerien und Abgeordneten herzustellen, damit die Anregungen an der richtigen Adresse ankommen. Sehr wohl könne aber auch die Kommune zu einer Verbesserung der Bedingungen beitragen. Claus Hofmann verwies in diesem Zusammenhang auf eine Image-Kampagne für den Pflegeberuf, auf einen „Wegweiser Pflege“, der gerade erstellt und lud die Anwesenden zur Teilnahme an der 3. Weinheimer Pflegekonferenz ein am 3. November ein, die diesmal in der Stadthalle alle Akteure der Pflege versammelt. OB Just sprach sich dafür aus, auch dazu Bundespolitiker einzuladen. In jedem Fall sollen die „Mobilen“ auch beim Weinheimer Gesundheitstag in der Stadthalle am 16. Oktober 2021 ihren Auftritt haben.

Die Parkplatzsuche vor Ort sei oft schwierig und zeitraubend, wurde moniert. Die Stadt werde prüfen, sagte der OB zu, ob man Parkausweise – ähnlich der Handwerker-Parkausweise – zu Verfügung stellen könnte. Die Wirtschaftsförderung biete sich an, so Just, wenn die Pflegedienste neue Räumlichkeiten sucht, denn viele Dienste expandieren und brauchen mehr Platz. Künftig will man sich in diesem Kreis einmal im Jahr treffen. Die Vertreter der regional aufgestellten Dienste lobten: „So etwas gibt es in anderen Kommunen nicht.“