Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Viernheim) – Die traurige Nachricht hatte sich vor einigen Wochen in Viernheim wie ein Lauffeuer verbreitet: Die Traditionsmetzgerei Kempf in der Lorscher Straße schließt nach 174 Jahren ihre Pforten. Am Samstag, den 12. November 2022, ist es soweit und das Ladengeschäft am Rathausparkplatz öffnet das letzte Mal. Der alteingesessene Familienbetrieb, der in der 5.Generation geführt wurde, kann mangels Personal nicht mehr weiterbetrieben werden.

 

Ein großer Verlust für Viernheim“, drückt Bürgermeister Matthias Baaß bei einem Abschiedsbesuch mit Wirtschaftsförderer Alexander Schwarz sein Bedauern über die Schließung aus, mit der auch ein großes Stück Innenstadtgeschichte zu Ende ginge. Der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel seien die Hauptgründe dafür, dass Metzgereien deutschlandweit für immer die Türen schließen müssten, weiß Schwarz. „Diesen Zustand können die Geschäftstreibenden alleine nicht mehr auffangen“. Umso bedauerlicher sei es, dass es die Metzgerei Kempf im Herzen von Viernheim getroffen habe.

 

Für viele Kundinnen und Kunden war die Metzgerei Kempf, die bei den „Vernemern“ gerne „Kempf’s Gerda“ genannt wurde, seit Jahrzehnten das Stammgeschäft für frische Fleisch- und Wurstwaren, Wurstkonserven sowie diverse Schinkenspezialitäten. Nicht zu vergessen die große Auswahl beim Frühstückssortiment, für die die Menschen gerne noch schnell einen Zwischenstopp auf dem Weg zur Arbeit einlegten. Nahezu alle Wurstvarianten kamen aus der Wurstküche von Metzgermeister Manfred Kempf, der mit viel Engagement und Herzblut die Metzgerei Kempf über 20 Jahre führte und dabei von seiner Frau Kerstin tatkräftig unterstützt wurde. Übernommen hatte er das Geschäft von seinen Eltern Gerhard und Gerda Kempf.

 

Die Entscheidung, das Geschäft zu schließen, sei schweren Herzens gewesen, denn Manfred Kempf hätte gerne noch zehn Jahre weiter gemacht. „Aber was soll man machen, wenn kein Personal für die Produktion und den Verkauf zur Verfügung steht“. Seit über einem Jahr war er auf der Suche nach geeigneten Kräften und reduzierte bereits die Öffnungszeiten. „Bevor das Kind ganz in den Brunnen fällt, schließen wir lieber und hinterlassen aber zufriedene Kunden“. Denn die Kundenzufriedenheit, bekräftigt Kempf, stand in diesem Betrieb immer an erster Stelle. Und was die Energiekrise noch für Auswirkungen gehabt hätte, darüber wollte er gar nicht erst mutmaßen. Aber feststünde, dass die Lage für bestehende Metzgerbetriebe nicht besser werde.

 

Ein kleiner Trost bleibe aber, so Kempf: Niemand müsse trotz der Schließung seine Arbeit verlieren. „Das komplette Personal ist anderweitig untergekommen oder orientiert sich anderweitig“.

 

Auch wenn das Geschäft am 12. November des letzte Mal die Tür öffnet, wird noch bis Ende nächster Woche produziert, um die zahlreichen Bestellungen abzuarbeiten. Der Catering-Service läuft noch bis Ende des Jahres, bevor dann auch die „letzte Tür“ der Metzgerei Kempf für immer schließen wird.