Wer in den Kreis Bergstraße kommt und übernachtet, will auf guten Service nicht verzichten. Die NGG Darmstadt und Mainz stellt allerdings fest, dass im Hotel- und Gaststättengewerbe immer weniger Profis arbeiten. Dafür aber immer mehr angelernte Mini-Jobber. Wenn der „Touri-Trend“ im Kreis anhalten soll, müsse sich das ändern.
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Bergstraße (NGG) – Der Kreis Bergstraße liegt im „Touri-Trend“: Vom Hotel über die Pension bis zur Ferienwohnung – im Landkreis Bergstraße gab es im vergangenen Jahr rund 649.400 Übernachtungen. Das sind 11,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt blieben die Gäste 2,5 Tage im Kreis Bergstraße. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG Darmstadt und Mainz beruft sich dabei auf Zahlen des Hessischen Statistischen Landesamtes.

„Vom Reisekoffer der Touristen bis zum Aktenkoffer der Geschäftsleute: Die Menschen haben den Kreis Bergstraße auf dem Reise-Ticket. Es kommen reichlich Gäste. Aber die wollen guten Service. Und genau daran hapert es oft. Die Branche braucht Fachkräfte. Also Profis, die ihren Job gelernt haben – von der Hotel-Rezeption über die Bar bis zum Spa. Für das Housekeeping braucht die Branche genauso Know-how wie für die Haustechnik. Weder ein Hotelfachmann noch eine Restaurantfachfrau lässt sich durch angelernte Mini-Jobber ersetzen“, sagt Guido Noll von der NGG Darmstadt und Mainz.

Während der Corona-Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe im Kreis Bergstraße deutlich zurückgegangen. Davon habe sich die Branche noch längst nicht erholt. Im Gegenteil: „Mehr Arbeit wird aktuell von weniger Köchinnen, Kellnern und Rezeptionistinnen geschultert. Das geht auf Dauer nicht gut“, so NGG-Geschäftsführer Noll. Schon jetzt würden kräftig Abstriche im Angebot gemacht: „Dünnere Speisekarten, weniger Zimmer, dafür mehr Ruhetage – der Personalmangel macht vielen Hotels, Restaurants und Gaststätten zu schaffen“, so Guido Noll.

Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels oft hausgemacht: „Gute Leute bekommt die Branche nur über gute Löhne. Und genau daran hapert es: Wer in der Gastronomie arbeitet, hat einfach zu wenig im Portemonnaie. Dabei sind das Kochen und Kellnern echte Stress-Jobs. Dazu kommen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und viele spontane Überstunden“, sagt NGG-Geschäftsführer Guido Noll.

Es sei jetzt vor allem auch notwendig, mehr in den Nachwuchs zu investieren, so Guido Noll. Denn die Abbrecherquote bei Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe in Hessen liege deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen. „Die Gründe dafür, die Ausbildung an den Nagel zu hängen, sind ganz unterschiedlich: Die Azubis begreifen schnell, dass sie noch arbeiten müssen, wenn andere längst frei haben. Dazu kommt, dass das Klima zum Beispiel in den Küchen oft rau ist. Da hilft es auch nicht, wenn Gäste mit dem Trinkgeld quasi ein Trostpflaster kleben“, sagt der Gewerkschafter.

Das Trinkgeld sei übrigens ein beliebtes Argument von Arbeitgebern, die sich gegen faire Löhne stemmten. „Viele Chefs in der Gastro-Branche machen einen weiten Bogen um den Tariflohn. Wer in so einem ‚Niedriglohn-Haus‘ arbeitet, dem kann man nur sagen: Job-Wechsel – Tariflohn lohnt sich immer“, sagt Noll. Denn eines sei klar: „Die Branche wird auch im Kreis Bergstraße weiter Konjunktur haben – und gute Leute brauchen. Denn der Trend zum Reisen wird nicht abreißen“, so der Geschäftsführer der NGG Darmstadt und Mainz.