Befürchtete Umwege über das PZN in Wiesloch bleiben aus

Weinheim (GRN) – Im Fünf-Minuten-Takt rollen Transporter vor den Eingang des neuen GRN-Betreuungs- und Altersmedizinischen Zentrums in der Röntgenstraße in Weinheim. Patienten werden gestützt, im Rollstuhl fahrend oder liegend in den Neubau begleitet, der an diesem Tag von 192 Bewohnern bezogen wird. Ein logistischer Kraftakt, der zuvor vermutlich nicht nur dem verantwortlichen Personal die eine oder andere schlaflose Nacht bereitet hat.

Acht Sprinter der Firma Fahrdienste T. Schüler fahren wie am Fließband zwischen altem und neuem Betreuungszentrum hin und her. Dort, in der Viernheimer Straße, helfen die mit Mundschutz bestückten Mitarbeiter Bewohnern beim Einsteigen, hier, in der Röntgenstraße, werden sie von ehrenamtlichen Helfern in Empfang genommen und einer nach dem anderen aufs Zimmer begleitet. „Herr Meier*, Gebäude 3, Etage 2“, liest eine Dame mit gelber Weste und Mundschutz von der großen Plastik-Tüte ab, in der sich die persönlichen Dinge des Bewohners befinden. Freundlich spricht sie den Herrn an: „Kommen Sie, Herr Meier, ich bringe Sie in Ihr Zimmer.“
 
Platz bietet der in drei Jahren mit einem Investitionsvolumen von 47 Millionen Euro hochgezogene Bau für insgesamt 250 Bewohner. Einbett-Zimmer statt Zwei- oder Vierbett-Zimmer, Gemeinschaftsräume und Therapieküchen zum gemeinsamen Backen und Kochen, große Glasflächen für den Panoramablick nach draußen und geräumige Terrassen auf allen Ebenen zeichnen den cremefarbenen Komplex aus, der auf einem 18.000 Quadratmeter umfassenden Grundstück errichtet worden ist.
 
192 Zimmer werden am Ende des Tages belegt sein. 57 weitere Patienten folgen in Kürze, wenn auch das Altersmedizinische Zentrum mit Akutgeriatrie und Alterspsychiatrie, einem Gemeinschaftsprojekt der GRN-Klinik Weinheim und des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden (PZN), sowie die GRN-Klinik für Geriatrische Rehabilitation ihre Arbeit aufnehmen.
Wie im Zeitraffer verändert sich über den Tag das Bild im Foyer von Gebäude eins des Neubaus. Anfangs stehen vereinzelt ein paar Rollstühle und gestapelte Umzugskartons auf dem Boden. Nach und nach füllt sich der Raum: Massen an Grünpflanzen, immer mehr Rollstühle und Rollatoren, dazwischen werden Bewohner – zu Fuß, im Rollstuhl oder auf Liegen – sowie das Hab und Gut der Bewohner von fleißigen Helfern in die Zimmer gebracht. Darunter der ehrenamtliche Begleitdienst, Seelsorgerinnen, Pflegefachpersonal, aber auch die GRN-Führungsriege höchstpersönlich.
Seelsorgerin Monika Paschke-Koller beispielsweise nimmt sich gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Begleitdienst der Sorgen der Bewohner an, für die der Wohnort-Wechsel eine große, teils beängstigende Herausforderung ist. „Wir helfen beim Ausräumen der Umzugskartons, zeigen den Bewohnern, wo der Speisesaal ist, reden mit ihnen und hören vor allem auch einfach mal nur zu“, so Monika Paschke-Koller, die sich nach Wochen Corona-bedingter Einschränkungen freut, endlich einmal wieder vor Ort helfen zu können und für die Menschen da zu sein.
Auch GRN-Geschäftsführer Rüdiger Burger, der Weinheimer Klinikleiter Markus Kieser, die Leiterinnen des GRN-Betreuungszentrums Sinsheim und des Seniorenzentrums Schwetzingen sowie viele weitere GRN-Mitarbeiter krempeln an ihrem eigentlich freien Samstag die Ärmel hoch. So nimmt der Weinheimer Klinikleiter Markus Kieser am Transporter eine betagte Dame in Empfang, schlendert mit ihr in gemächlichem Tempo Richtung Haupteingang und dann zum Fahrstuhl. GRN-Geschäftsführer Rüdiger Burger kümmert sich um einige Rollstuhlfahrer und schiebt sie freundlich plaudernd aufs Zimmer.
Kurz staut es sich vor dem Fahrstuhl, als Helfer mehrere Rollatoren gleichzeitig auf den Weg nach oben schicken, während Fahrdienst-Mitarbeiter entgegenkommend die nächste Liege Richtung Ausgang schieben. Aber sonst läuft es überraschend reibungslos an diesem Tag.
 
Große Erleichterung herrscht hinterher beim Leiter des GRN-Betreuungszentrums Weinheim, Henning Hesselmann, und seiner Stellvertreterin Ulrike Wüst. „Die befürchteten Umwege über das Psychiatrische Zentrum Nordbaden in Wiesloch waren zum Glück nicht nötig“, sagt Ulrike Wüst erfreut. Einige Bewohner hatten die Tage vor dem Umzug mehrfach betont, dass sie den Wechsel nicht mitmachen würden. Notfalls hätte die Heimleitung mithilfe der Polizei eine Einweisung ins PZN nach Wiesloch erwirken müssen. „Polizei und PZN waren bereits informiert“, bestätigt Henning Hesselmann. „Aber das war zum Glück nicht nötig.“ Pflegepersonal und Therapeuten haben mit Engelszungen geredet und die Vorteile der neuen Einrichtung angepriesen. Schließlich sind alle mitgekommen und scheinen sich dort doch ganz wohlzufühlen.
Einige räumen nach dem Ortswechsel in ihrem neuen Zimmer Kisten mit persönlichen Gegenständen aus und suchen einen geeigneten Platz in den Schränken, andere sitzen im Aufenthaltsraum mit Aussicht ins Grüne zusammen und erholen sich von der Aufregung, die der Umzug ohne Zweifel mit sich gebracht hat. Ein Mann löffelt genüsslich einen Joghurt, eine Frau trinkt etwas, während die Bewohner durch die gläserne Front das noch bis zum Nachmittag anhaltende Umzugs-Treiben um sie herum beobachten.