Alte Schule Sulzbach.
Foto: Stadt Weinheim
Alter-Friedhof.
Foto: Bernhard-Kreutzer

Weinheim (Stadt Weinheim) –  Es ist ein Tag, der in Weinheim eine ganz besondere Bedeutung hat – in der Zweiburgenstadt mit ihrer historisch wertvollen alten Bausubstanz: Der bundesweite Tag des offenen Denkmals. In der Großen Kreisstadt, die über eine  Untere Denkmalschutzbehörde und jede Menge Aufgaben verfügt, wird der Tag stets über Monate vorbereitet. Und jedes Jahr kommen neue Attraktionen dazu – sei es, weil sie erst frisch saniert worden sind oder das Jahr über gar nicht zugänglich.

 

So ist es auch in diesem Jahr, in dem sich Organisatorin Kathrin Feißt vom Amt für Baurecht und Denkmalschutz schon im Frühjahr für eine „Hybrid-Version“ entschieden hat, um auf Nummer sicher zu gehen, damit Corona keinen Strich durch die Rechnung machen kann, insbesondere in den alten Gemäuern, in denen es eng zugehen würde, wenn sich zu viele Menschen auf einmal darin aufhalten. Der diesjährige Tag des offenen Denkmals steht bundesweit unter dem Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege.“

Wenn sich Weinheim jetzt also am 12. September an die bundesweite Aktion anschließt, werden vier Angebote (nach Anmeldung bis zum 9. September über bauordnung@weinheim.de oder telefonisch unter 06201 – 82 283) zum echten Besuch mit Rundgängen und Führungen locken. Weitere Denkmäler öffnen sich dem Betrachter virtuell über Video-Filme, die überwiegend von der städtischen Pressestelle produziert worden sind.

Sie sind direkt anzuschauen unter https://www.weinheim.de/575505_651577_651711_655289_1647566_657352.html. In der Navigation von www.weinheim.de findet man die Informationen über den Pfad: Stadtthemen-Entwicklung-Denkmalschutz. Allgemeine Informationen gibt es auch unter: https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/aktionstag/programm?ort=Weinheim&seite=1

 

Vier Angebote sind physisch nutzbar: Der Alte Friedhof an der Peterskirch, die Alte Schule in Sulzbach, die Evangelische Kirche in Heiligkreuz sowie die historische Stadtbefestigung, die um 14 Uhr und um 16 Uhr ab dem Vorderen Schlosshof erkundet werden kann.

 

Der Alte Friedhof

 

Der Alte Friedhof an der Peterskirche war über rund 1000 Jahre hinweg die Ruhestätte für Angehörige beider christlicher Konfessionen. Wichtige Weinheimer Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft haben dort in teilweise herrschaftlichen Grabstätten ihre letzte Ruhestätte gefunden. Er stellt außerdem eine wildromantische Parkanlage dar. Der Alte Friedhof ist seit Jahren ein besonderes Anliegen der  Bürgerstiftung Weinheim.  Auch dort werden kompetente Führungen um 14 Uhr und um 16 Uhr angeboten.

 

Die Kirche in Heiligkreuz

 

In einer landschaftlich sehr reizvollen Umgebung steht in einem lieblichen Taleinschnitt des Oden­waldes die ehemalige Simultankirche Heiligkreuz, die seit 1969 evangelisch ist. Eine Akte des Evangelischen Kirchenbauamtes in Karlsruhe nennt als Gründungsdatum des Chorraums das Jahr 1242, also feierte die Kirche im Jahr 2017 ihren 775. Geburtstag. Die Kirche in Heiligkreuz ist  damit die älteste Kirche im Evangelischen Kirchenbezirk Ladenburg-Weinheim. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten führen Pfarrerin Nicole Mautner und Kirchendiener Werner Weygoldt durch die Kirche. Nach einem Gottesdienst um 10 Uhr finden Führungen um 11 Uhr, um 14 Uhr und um 16 Uhr statt.

 

Die Alte Schule Sulzbach

 

Der Tag des offenen Denkmals macht am 12. September auch im nördlichen Ortsteil Sulzbach Station. Dort steht die Alte Schule, die 1901 errichtet wurde. Es handelt sich um einen zweiflügligen  Putzbau mit roter Sandsteingliederung in Neubarockformen. Es wurde bis in die 60er Jahre als Schule genutzt und ist eines der das Ortsbild prägenden Gebäude. Das Kulturdenkmal wurde in den letzten Jahren umfassend saniert und vom Deutschen Roten Kreuz zu Seniorenwohnungen umgebaut. Bauexperten leiten dort Führungen um 14 Uhr, 15 Uhr und 16 Uhr.

 

Im Internet werden (teilweise erst freigeschaltet am 12. September) rund um die Uhr virtuelle Führungen über den Alten Friedhof angeboten, außerdem durch das ehemalige Grundbuchamt, das ehemalige Notariat, das Schloss, die Friedrichschule, den „Ratskeller“ und den Roten Turm.

 

Das Schloss

 

Das ehemalige Schloss, heute Rathaus und Sitz der Stadtverwaltung, setzt sich aus Bauteilen verschiedener Epochen zusammen. Zum ältesten Baubestand aus der Zeit um 1400 gehört die Durchfahrt des Obertorturms, der durch den Umbau Ende des 17. Jahrhunderts seinen wehrhaften Charakter verlor. Rechts schließt sich der Renaissancebau des Kurpfälzischen Schlosses von 1537 an (Eingang C). Hier verbrachten Mitglieder der kurfürstlichen Familie wie Ottheinrich, Johann Wilhelm und seine Frau Anna Maria Luisa Medici sowie Elisabeth Auguste längere Zeit. Dann folgte der von der Familie Berckheim in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgebaute Schlossteil mit dem 1868 errichteten neugotischen Turm (Eingang D). Der südlich des Obertors gelegene barocke Schlossteil wurde 1725 durch die Familie Ulner von Dieburg errichtet (Eingang A). Seit 1938 befindet sich die gesamte Anlage im Besitz der Stadt Weinheim.

Das ehemalige Grundbuchamt

Das denkmalgeschützte Gebäude in der Ehretstraße  steht auf einem Eckgrundstück zwischen Ehret- und Moltkestraße. Das zweigeschossige Gebäude zeichnet sich durch seine lebendige Fassadengestaltung und seine bewegte Dachlandschaft aus. Stilistisch spiegelt das Gebäude den Geist des Historismus; der Architekt lässt hier Elemente der Gotik, Renaissance und des Jugendstils miteinander verschmelzen. Nach umfassenden Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen wird das Gebäude seit 2018 als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.

 

Der Ratskeller

Das Anwesen besteht aus einem Haupt- und einem ehemaligen Nebengebäude. Das dreigeschossige Haupthaus ist auf 1607 datiert und steht auf einem massiven Unter- und Erdgeschoss. Es ist das älteste Gasthaus Weinheims. Die oberen Stockwerke sind mit reichem Zierfachwerk im Stil der Spätrenaissance verziert. Im Erdgeschoss befindet sich die Gaststätte „Zum Ratskeller“. Die oberen Stockwerke wurden in den letzten Jahren umfassend zu Hotelzimmern saniert.

 

Der Rote Turm

Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Turm war Teil der Stadtbefestigung und diente bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts als Gefängnisturm. Der Pyramidenkegel über dem Zinnkranz trug früher ein rotes Ziegeldach, das dem Turm seinen Namen gab. Er diente auch als Gefängnis, letztmals nach der Badischen Revolution 1848.