Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim) –  Der Schulchor jauchzte „Herzlich willkommen in der Zweiburgenschule“, eine Schulleiterin kämpfte mit den Tränen und Menschen lagen sich in den Armen, schwelgten in Erinnerung an die Zeit, aus der die ersten Ideen für diese Schule stammten. Ideen und Visionen, die wahr geworden sind. Es war auch ein großer emotionaler Moment, als Weinheim am Samstag das neue Schulzentrum eröffnete, die Zweiburgenschule, in der jetzt die frühere Albert-Schweitzer-Schule und die frühere Johann-Sebastian-Bach-Förderschule unter einem Dach miteinander Schule machen.

Im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Land schaue durchaus auf dieses Weinheimer Schulprojekt, bestätigte auch Daniel Hager-Mann, der als Ministerialdirektor des baden-württembergischen Kultusministeriums die Schuleinweihung begleitete.

Er lobte die Stadt Weinheim mit den Verantwortlichen in der Verwaltung und im Gemeinderat für „diesen mutigen und zukunftsweisenden Schritt“. Dieser Schritt zeige, welch hohen Stellenwert die Schulen in Weinheim haben – insbesondere mit Blick auf die Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder, die hier im Einzugsbereich der Zweiburgenschule leben. Und er fragte: „Wo, wenn nicht hier, kann das soziale Miteinander gelebt werden? Wo, wenn nicht hier, kann auch dem großen Begriff der Bildungsgerechtigkeit, welcher der Landesregierung sehr wichtig ist, Rechnung getragen werden? Wo, wenn nicht hier, können die Unterschiede der Kinder in Bezug auf ihre Herkunft, ihre Voraussetzungen und Lebensbedingungen zum großen Gewinn für alle werden? Und wo, wenn nicht hier, können Sie die Zukunft der Kinder besser gestalten und Ihre Ideen von einer Schule der Zukunft zukünftig umsetzen?“

Die beiden Schulleiterinnen Jutta Wirth und Karen Backmeyer konnten diese Einschätzung des Bildungsexperten mit ihren Erklärungen zum pädagogischen Konzept der Zweiburgenschule an praktischen Beispielen untermauern. Mehr als 30 Arbeitsgemeinschaften in Kooperation mit Weinheimer Vereinen ergänzen den Unterricht im Ganztagsbetrieb der Schule, dazu kommt ein starkes kommunales Betreuungsteam.

Das ist, schmunzelte Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just, „education networking, made in Weinheim“.

Der OB ging auf die lange Vorgeschichte des Schulneubaus ein, in der gleich mehrere Moderations- und Entwicklungsprozesse zum Ziel führten, und betonte: „Heute ist nicht nur der Tag, an dem wir eine wunderbare neue Schule einweihen, noch dazu auf dem neusten Stand eines kommunalen Bildungsangebotes und mit einem beeindruckend modernen pädagogischen Konzept. Heute ist auch der Tag, an dem sich ein langjähriger und konstruktiver Prozess, der in der Stadtgesellschaft geführt worden ist, gewissermaßen vollendet.“  Die neue Schule sei nicht nur auf stabilen baulichen Fundamenten gebaut,   sondern sei auch verankert in einer Stadt und ihrer Stadtgesellschaft, die das hohe Gut der Bildung und der Teilhabe durch Bildung als Zukunftsaufgabe nicht aus den Augen verliert.“

Just würdigte die Verdienste seines Vorgängers Heiner Bernhard, der starke Impulse in die Diskussion eingebracht hatte. Die damaligen Entscheider, so Just, handelten in einer Phase der Finanzkrise „genau andersherum als man es erwartet hätte: sie verkrochen sich nicht hinter den roten Zahlen, sondern sie dachten das Thema Schule in der Stadt neu, nicht nur neu, sondern deutlich größer.“

Diese Schule sei von einer großartigen Idee getragen: der Idee, dass Kinder unterschiedlicher Herkunft und Disposition unter einem Dach lernen, dass eine Schule des Lebens ihnen Achtung und Respekt lehrt – und dass eine gute Bildung der Türöffner für gesellschaftliche Teilhabe ist. Der Oberbürgermeister: „Diese Vision wird seit diesem Schuljahr in diesen Mauern von rund   engagierten Lehrerinnen und Lehrern   und motivierten   Schülerinnen und Schülern gelehrt und gelebt.“

Just nahm gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner symbolisch einen großen Schlüssel aus den Händen der Architekten Tim Denninger und Michael Scholz von den v-Architekten entgegen. Die beiden Planer schilderten ihre Aufgabe: „Im Rahmen der Inklusion war es erforderlich, bei der Zusammenlegung der beiden Schulformen sowohl inklusiven Unterricht als auch eine neue, interkollegiale Gestaltung von Lehrkonzepten zu realisieren. Die Schulen sollten bei gemeinsam Nutzung verschiedener Bereiche gleichsam ablesbare, identitätsstiftende Einheiten bilden und über eigene Außenbereiche verfügen.“

Die Bauzeit sei von Begeisterung geprägt gewesen. Den Planungsprozess beschrieben die Architekten als „offen und transparent“. Er sei von dem Wunsch aller Beteiligten getragen gewesen, die beste Lösung für die jeweils gestellte Aufgabe unter den Aspekten der Funktionalität, der Gestaltung und der Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Und sie lobten: „Die Art und Weise wie die Stadt Weinheim in einem partizipativen Prozess ein Bauvorhaben in dieser Größenordnung umgesetzt hat, ist für uns beeindruckend und beispielhaft.“ Schulleiterin Jutta Wirth lobte wiederum die Architekten: „Unsere neue Schule ist ein Juwel.“

Außer dem Schulchor umrahmten der Akkordeonclub, eine Rode-Skipping-Truppe und die Musikschule Badische Bergstraße die Einweihungsfeier.