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Viernheim (M.Schneider/RM) – Wer sich für unsere Pflanzenwelt interessiert, hat einige neue Möglichkeiten. Mit dem Smartphone lässt sich in der Natur nicht nur der Weg finden, sondern auch erkennen, was am Wegrand zu sehen ist. Einige Apps erleichtern das Erkennen von Pflanzen und dokumentieren die Funde. Damit ist auch die Schwelle erheblich gesenkt mit der man zu Citizen-Science-Projekten beitragen kann. Bürgerwissenschaft kennen schon viele von der „Stunde der Gartenvögel“ (vom NABU), bei den Beobachtungen der Teilnehmer-Innen zu wichtigen Informationen über die räumliche Verbreitung und die zeitliche Entwicklung der beobachteten Tierarten verhelfen. Das funktioniert auch bei der heimischen Flora. Aber man kann natürlich auch nur für sein eigenes Interesse zu den Apps greifen.

Bei dem Workshop am 20.7.2021 stellte Roland Matern im Lichthof der Bibliothek besonders „Flora inkognito“-App vor, die nahezu 5000 heimische und im Freien vorkommende Pflanzenarten enthält. Meist verrät sie sehr schnell per Bilderkennung mit ein, zwei oder drei Fotos, welche Pflanzenart gesucht wird. Die Ergebnissicherheit ist erstaunlich. Eine weitere App lässt sich auch für Zimmer- und Gartenpflanzen nutzen. Die Anforderungen an den Nutzer sind noch geringer aber auch die Treffsicherheit ist etwas niedriger. Nach einer kurzen Anleitung wurde von den interessierten TeilnehmerInnen im Lichthof die Verwendung vor Ort gleich praktisch ausprobiert.

Da klassische Pflanzenbücher sicher nicht überflüssig werden, wurde auch über deren Handhabung und Anwendungsbereiche gesprochen. Bei Bestimmungsbüchern arbeitet man sich meist durch verzweigte Abfragen an das Ergebnis heran. Das ist zwar mühsamer, dabei erfährt man aber etwas über die Unterscheidungsmerkmale und die Verwandtschaften. Um Pflanzen sicher und schnell zu erkennen, ist es wichtig auf systematische Merkmale zu achten. Das sind beispielsweise die Blattstellung, – formen und die Blattränder oder auch Blütenstände, Symmetrieverhältnisse und Anzahl der Blütenelemente. So auch ob die Blütenblätter verwachsen sind oder frei wie bei den Rosengewächsen.

Spezielle Apps als auch Bücher informieren darüber wie man die Fundorte festhält, um diese Erkenntnisse mit anderen zu teilen. Wer „Flora incognita“ benutzt kann seine Funde direkt weitergeben. Die Verbreitung der Pflanzen landen so im floraweb.de des Bundesamts für Naturschutz.

Roland Matern wies auch besonders darauf hin, dass die Zahl der Pflanzen- und TierkennerInnen leider immer geringer würde. Auch in Viernheim haben einige mit ihrer Fachkenntnis initiiert, dass wertvolle Naturschätze geschützt und erhalten werden konnten.

Pflanzennamen sollte man lernen wie Vokabeln, so Matern, auch dafür gibt es mittlerweile Apps fürs Handy, die ähnlich arbeiten wie das herkömmliche Karteikärtchensystem. Im Volksmund gibt es manchmal für eine Pflanze gleich mehrere Namen, so sei es durchaus erstrebenswert die botanischen Begriffe zu lernen, die Verwechslungen vermeiden lassen.

Anschließend ging es gemeinsam mit dem Radel zum Waldsee. Exemplarisch wurden einige Pflanzenarten, wichtiger Familien und einiger Lebensräume erkundet. Man sah sich den kleinen, am Boden kriechenden Vogelknöterich an, der charakteristisch für die sogenannten Trittrasen ist. Diese Vegetation auf Wegen wird oft kaum wahrgenommen. Am Waldrand stieß man auf die blaue Ackerkratzbeere, die gern für eine Brombeere gehalten wird. Ein Lebensraum mit seltenen Pflanzen stand am Schluss des Treffens. Am Schindersbuckel wuchs früher eine Sandrasengesellschaft, von der noch dort einige Arten zu finden sind, darunter das Schillergras als Charakterart dieses Lebensraums. Sie ist eine Besonderheit, die Viernheim im Bereich Naturschutz hervorhebt.

Für das Projekt ziehen BUND eV und KOMPASS eV an einem Strang. Gemeinsam möchten sie Naturschutzaufgaben praktisch angehen und zum Thema natürlich Leben Interessierten Anstöße und Anregungen mit kleinen Infoveranstaltungen geben. 

Infos und Rückfragen bei KOMPASS e.V., Wasserstr. 20, 68519, Tel.: 06204-8551, Email: umwelt-kompass@t-online.de.