Projektgruppe der Verlegung 2017.
Foto: Stadt Viernheim
Stolperstein für Franz Grammig, verlegt 2017.
Foto: Stadt Viernheim

Viernheim (Stadt Viernheim) – „Ein etwas anderer Stadtrundgang“ ist das Motto der diesjährigen Stolpersteinverlegung. Sie wird zu vier Häusern führen, an denen man dem Schicksal von Viernheimer Familien begegnet. Dazwischen erfahren die Teilnehmer auch Informatives über weitere Gebäude und ihre Rolle in der Geschichte der Stadt.

Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule geben einen Einblick in die Schicksale der von den Nationalsozialisten verfolgten Viernheimer Familien. Der auch in der Regionalgeschichtsforschung engagierte Historiker Peter Bilhöfer wird auf die historischen Spuren zur Stadtgeschichte „am Wegesrand“ verweisen.

Der circa einstündige Rundgang findet am Samstag, den 14. September 2019, ab 14.30 Uhr statt. Treffpunkt ist das Museum der Stadt Viernheim, Berliner Ring 28. Die Stolpersteinverlegung führt zu folgenden Häusern: Berliner Ring 16 und Blauehutstr. 30a (Familie Gernsheimer), Wasserstr. 30 (Familie Kaufmann) sowie in die Neubaustr. 13 (Peter Hanf).

Die Bevölkerung ist zu dem Rundgang herzlich eingeladen. Informationen zur Übernahme einer Patenschaft für Stolpersteine finden Sie unter www.museum.viernheim.de

Seit Jahren finden sich an der Alexander-von-Humboldt-Schule Jugendliche zusammen, die die Recherchearbeit zu Schicksalen verfolgter Familien aus Viernheim fortsetzen. In einer Projektwoche verbinden sie ihr Unterrichtswissen mit der Alltagsgeschichte ihres Heimatorts. Sie geben so den historischen Ereignissen ein Gesicht und entreißen persönliche Schicksale dem Vergessen. Neben Jüdinnen und Juden wurden in der NS-Zeit auch Menschen wegen ihrer Behinderung oder Krankheit getötet. Die Projektgruppe 2017 recherchierte das Schicksal des Viernheimers Franz Grammig. Als Soldat wurde er im 1. Weltkrieg verschüttet und litt seitdem an einem Trauma. Damals passte diese Diagnose nicht in das gesellschaftliche Selbstverständnis, schon gar nicht zu dem Bild vom soldatischen Heldentum. Mit der Krankheitsbezeichnung Schizophrenie wurde Grammig in eine Heilanstalt eingewiesen und 1941 im Zuge des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms („Aktion T4“) in Hadamar ermordet.

In diesem Jahr begegnen wir dem Schicksal des Sohns von Bäcker Philipp Hanf, einem überzeugten Gegner des Nationalsozialismus. Gemeinsam ist bei beiden Fällen, dass die Täter versuchten, die Ermordung vor der Familie zu vertuschen.

Ansprechpartner ist Gisela Wittemann, Kultur- und Sportamt, Fachbereich Museum, Berliner Ring 28, Tel: 06204/ 929207-3, eMail gisela.wittemann(at)viernheim.de