Solare Wasserdesinfektion – Ein Projekt des Vereins „Ingenieure ohne Grenzen“ in Darmstadt

Foto: Focus e.V.

Viernheim (MW) – In den letzten Jahren hat Focus in Silly fast 30 Tiefbrunnen bohren lassen, um die oft mangelhafte Wasserversorgung der örtlichen Bevölkerung deutlich zu verbessern. In vielen Dörfern stehen aber oft nur selbstgegrabene Löcher mit verschmutztem und bakteriell verseuchtem Oberflächenwasser zur Verfügung. Das führte zu Magenschmerzen, aber auch zu schlimmeren Infektionen. Trotzdem wird dieses Wasser getrunken, teils aus Unwissenheit, teils aus Mangel an Möglichkeiten, das Wasser abzukochen und die Bakterien damit zu töten. Das Projekt „Solare Wasserdesinfektion“ des Vereins „Ingenieure ohne Grenzen“ in Darmstadt könnte hier Abhilfe schaffen.

„…und dann kommt das abgekochte Wasser hier heraus und kann verwendet werden“ erklärt Julius Breuer von „Ingenieure ohne Grenzen“ der afrikanischen Delegation aus Silly, die im September 2019 zu Arbeitsgesprächen in Viernheim weilte. Organisiert wurde der Besuch in Darmstadt von Gerrit Lohmann, Vorstandsmitglied bei Focus e. V. Die Gruppe steht vor dem Prototypen der solaren Wasserdesinfektionsanlage, die im Wesentlichen aus einem großen Kollektor besteht. Über ein ausgeklügeltes System, welches ohne Mechanik, Elektrik oder Elektronik auskommt und nur mittels Schwerkraft und Sonnenlicht arbeitet, wird bakteriell verseuchtes Wasser in dem Kollektor über 100°C erhitzt und damit die Bakterien abgetötet. Da erhitztes Wasser leichter ist als kaltes Wasser steigt dieses auf und wird oben wieder ausgeschieden. 40 Liter pro Tag schafft die Anlage in europäischen Breiten, im sonnenreichen Burkina Faso wird eine deutlich größere Leistung erwartet. „Natürlich müssen die Leute vor Ort zu der Handhabung und Wartung der Anlagen geschult werden“ ergänzt Julius Breuer, „aber das gehört zu unserem Konzept“.

Auch zu dem Konzept gehört, dass die Anlagen mit dem vor Ort verfügbaren Material und Know-how gefertigt und gewartet werden können. „Vor dem Biegen des Wasserrohres muss es mit Sand gefüllt werden, damit der Querschnitt erhalten bleibt“ – ein einfacher, aber wichtiger Hinweis bei der Erstellung der Anlage. Und: „Der Sand muss dann natürlich wieder komplett raus, sonst fließt das Wasser nicht durch. Das ist uns auch schon passiert und wir haben uns gewundert, warum die Anlage nicht funktioniert. Dieses und vieles mehr ist in der umfangreichen Aufbauanleitung festgehalten.“ „Im Ikea-Stil“ schmunzelt Herr Breuer „damit es auch gut verstanden wird“.

Daran wird gerade noch gearbeitet. Auch den Aufbau, das Troubleshooting, die Robustheit und die Handhabung will man weiter verbessern, so dass die Anlage wirklich tauglich auch für den extremen Einsatz in ländlichen Gebieten ist. Nächstes Jahr möchte man soweit sein, die nächsten Testreihen in Tansania stehen jetzt an. Genug Zeit zum Überlegen für die Verantwortlichen in Silly und den Vorstand von Focus e. V., inwieweit diese Anlagen in den Gehöften der Dörfer ohne sauberes Brunnenwasser eingesetzt werden können. Eine Überlegung ist es jedenfalls Wert.