: Beraterinnen und Berater der Migrationsdienste und Integrationsbeauftragte des Kreises.
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Heppenheim (KB) – Zum jährlichen bundesweiten Aktionstag der Migrationsberatung für Erwachsene – „MBE“ geben die im Kreis Bergstraße tätigen und gut vernetzten Beratungsdienste des Deutschen Roten Kreuzes, des Diakonischen Werkes, des Caritas Verbandes und das Lernmobil e.V. einen gemeinsamen Einblick in ihre Arbeit während der Corona-Pandemie.

In Zeiten großer Umbrüche sind die Beraterinnen und Berater dem Appell zum Aktionstag gerne gefolgt, zu dem die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, die Träger der Migrationsdienste für Erwachsene und weitere Migrationsfachdienste, aufgerufen hat.  

Die aus Bundes- und Eigenmitteln finanzierten Beratungsstellen sehen ihre wesentliche Aufgabe in der Unterstützung der sprachlichen, sozialen und beruflichen/schulischen Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte. Demgegenüber berät die aus Kirchenmitteln geförderte Flüchtlingsberatung im Kreis Bergstraße diejenigen Menschen, die sich noch im Asylverfahren befinden. Auch Personen, deren Asylverfahren negativ beschieden wurde, haben hier eine Anlaufstelle für ihre Fragen.

Mit kreisweit 5,8 Personalstellen bewältigen die Beraterinnen und Berater der verschiedenen Träger und Dienste neben den vielfältigen und integrationsspezifischen Anliegen auch die neuen Herausforderungen, denen sie sich seit dem Frühjahr 2020 gegenübergestellt sehen.

Das Beratungsangebot konnte trotz Pandemie aufrechterhalten werden

Die Anfangszeit der Pandemie war für alle Beteiligten eine Zeit des Umdenkens, geprägt von Unsicherheiten im Umgang mit der neuen Situation. Da deshalb in den ersten Wochen nur wenige Menschen den Weg in die Beratungsstellen fanden, wurde das Angebot mit Online- und Telefonberatung erweitert. Beratung musste neu und kreativ gedacht und die Arbeit digital vorangebracht werden.

Schnell wurde klar, dass die Beratung vor Ort oftmals dringend notwendig blieb. Mit guten Hygienekonzepten und einer ständigen Überarbeitung und Anpassung der Hygienebedingungen an die jeweils vorherrschende pandemiebedingte Situation, konnten die Beratungsdienste nach und nach die Präsenzberatung wieder hochfahren. Viele Anliegen der Menschen lassen sich letztendlich nur im persönlichen Gespräch klären und vor allem praktisch regeln.

 

Besonders schwierig ist es für Ratsuchende während der Pandemie, z.B. behördliche Erfordernisse zu erfüllen. Es müssen verstärkt schriftliche Hilfen geleistet werden, Anträge erklärt und ausgefüllt, kopiert, gefaxt und Termine vereinbart werden. So erhalten die Menschen beispielsweise Unterstützung bei der Arbeitslosmeldung, Jobsuche oder beim Schreiben eines Lebenslaufes für eine Bewerbung.

 

Andere Fragen beziehen sich auf die Möglichkeiten der Aufenthaltssicherung, der Anerkennung von Bildungsnachweisen oder auch auf den Familiennachzug. Hier hoffen Eltern und Kinder auf ein Wiedersehen… oft nach jahrelanger Trennung.

 

Alltagsthemen wie z.B. die Ausbildungsplatzsuche oder die Suche nach einem Schul- und Kinderbetreuungsplatz sind häufig Beratungsthemen, ebenso wie die Wohnungssuche und belastende enge Wohnverhältnisse in den Flüchtlingsunterkünften. Bei manch spezifischen Fragen jedoch, kooperieren die Migrationsdienste und die Flüchtlingsberatung mit Fachstellen wie z.B. der Schuldnerberatung, der Schwangeren-Konflikt-Beratung und anderen. 

Hierbei wird in der Pandemie die Rolle der Beraterinnen und Berater als „Brückenbauer“ besonders deutlich. Die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern ist wichtig, um den ratsuchenden Menschen praktisch und unbürokratisch helfen zu können. Sprachliche Hürden, Unsicherheiten und Hemmschwellen erschweren die Kontaktaufnahme der Klientinnen und Klienten zu vielen Ämtern und Behörden, die in der Zeit des Lockdowns und auch gegenwärtig nur per Mail oder telefonisch erreichbar sind. Vor allem fehlende technische Mittel zur Kontaktaufnahme und die dafür notwendigen sprachlichen Fähigkeiten sind die größten Hemmnisse, um selbstständig behördliche Sachverhalte klären zu können.

 

Bei all diesen Anliegen sind die Beratungsdienste besonders gefordert und trotz Pandemie stets für die ratsuchenden Menschen da. Allen Beraterinnen und Beratern trägerübergreifend ist es wichtig, als gut kooperierendes Netzwerk zu fungieren.

Die Netzwerkarbeit wird durch die Integrationsbeauftragte des Kreises organisiert. Sie kümmert sich um die Planung und Durchführung der Austauschtreffen, die mindestens vier Mal im Jahr stattfinden. Die Teilnehmenden des Netzwerkes profitieren voneinander sowie von den weiteren relevanten Akteuren, die – je nach Thema – zu den Sitzungen eingeladen werden. Auch die gemeinsamen Aktionen sind die Ergebnisse der Netzwerkarbeit. So wurde unter anderem ein gemeinsamer Flyer mit den Kontaktdaten der Migrationsdienste im Kreis erstellt, um den haupt- und ehrenamtlichen Akteuren sowie den Zugewanderten einen schnellen Überblick über die Beratungsdienste im Kreis zu ermöglichen.

 

MBE-Aktionstag 202

Mit ihrer gemeinsamen Presseaktion wollen die Träger der Migrationsdienste im Kreis Bergstraße nicht nur auf die zunehmenden und komplexer gewordenen Bedarfe von Migrantinnen und Migranten aufmerksam machen. In der Pandemie-Zeit wird vor allem deutlich, dass der Jugendmigrationsdienst, die Migrationsberatung für Erwachsene und die Flüchtlingsberatung mit ihren jeweiligen Beratungsangeboten aus der heutigen Einwanderungsgesellschaft nicht mehr wegzudenken sind. Die etablierten Regeldienste avancierten im Laufe der letzten Jahre zu einem wichtigen Integrationspfeiler mit sozialpolitischer Relevanz.