Bei der Herstellung der Fruchtsäfte ist Hygiene oberstes Gebot.
Foto: MW

Viernheim (MW) – Frauen aus ganz Burkina Faso reisen zurzeit nach Silly, der Partnergemeinde Viernheims in Westafrika. Ihr Ziel ist es, an den Fortbildungskursen des im Jahr 2012 von Focus e. V. gegründeten Berufsbildungszentrums teilzunehmen. In den fünf dreißigtägigen Lehrgängen werden bis Dezember 2022 jeweils 35 überwiegend junge Frauen in der Verarbeitung von tropischen Produkten eingewiesen. Die Maßnahmen umfassen die Herstellung von Trockenfrüchten und Flocken, von Säften und Sirup sowie von Granulaten und Essig. Dazu werden in der Hauptsache Mangos, Zitronen, Hibiskus und Ingwer weiterverarbeitet und Kenntnisse zur richtigen Verpackung, Hygiene, Konservierung und Vermarktung der Produkte vermittelt. Begleitend erfolgt eine Berufsorientierung, die den Lernenden verschiedene berufliche Optionen bis hin zur Selbständigkeit ermöglichen soll.

Projekt der GIZ

Das Projekt ist auf eine Initiative der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) in Bonn zurückzuführen, die seit 50 Jahren Entwicklungsprojekte in 120 Ländern der Erde begleitet. Dabei hat sich das Berufsbildungszentrum als idealer Partner erwiesen. Dank der Spendenbereitschaft der hiesigen Bevölkerung und Unternehmen sowie mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konnte die Infrastruktur der Bildungsstätte ständig erweitert werden. Heute findet man auf dem großzügigen Gelände neben den Schulungsräumen und den Übernachtungsmöglichkeiten ein Restaurant, Lagerhallen, Viehställe und die maschinelle Ausstattung für die Weiterverarbeitung von Produkten. Auf den Freiflächen sind Mustergärten, Baumplantagen, eine Baumschule und ein Großflächenanbau angesiedelt.

Hintergrund für das Engagement der GIZ ist die zunehmende Verarmung der ländlichen Bevölkerung. Das Wachstum der Volkswirtschaft kann nicht mit dem Wachstum der Bevölkerung schritthalten. Zudem ist das bitterarme Land durch den Klimawandel, Covid-19 und die Migration zusätzlich stark belastet. Nach wie vor ist der Agrarbereich mit seinen kleinbäuerlichen Betrieben die wichtigste Einnahmequelle der Bevölkerung. Hier sind aber insbesondere die Frauen deutlich benachteiligt. Sie haben nur ansatzweise Zugang zu Ressourcen wie eigenes Land, landwirtschaftlichen Geräten und Krediten. Deshalb richten sich die Bildungsmöglichkeiten zum Aufbau einer „Agrar- und Lebensmittelindustrie“ vorwiegend an die weibliche Bevölkerung, um nachhaltige Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen in ländlichen Gebieten zu schaffen.

Eine gute Ausbildung ist nicht umsonst.

Schon seit über 10 Jahren werden junge Menschen am Berufsbildungszentrum in Silly in Theorie und Praxis in effektiven Methoden der Landwirtschaft, Viehhaltung und Weiterverarbeitung ausgebildet. Die internatsmäßige Unterbringung und die Kosten für die zweijährige Ausbildung können zumindest zum Teil durch Patenschaften gedeckt werden. Trotzdem bedarf es seitens des Vereins Focus stets großer Anstrengungen, die Deckungslücke zu finanzieren.

Eine Ausbildungspatenschaft in Höhe von 10 EUR pro Monat hilft bei der Finanzierung. Patenschaftsformulare sind auf der Website unter www.focus-viernheim.de/spenden zu finden bzw. können unter 06204 75 371 (Klaus Hofmann) angefordert werden.

 

Bild 2: Das Früchtegranulat lässt sich als Süßigkeit genießen oder mit Wasser zu Saft anrühren.

Bild 3: Ausbilderin Odile Kaboré vom Berufsbildungszentrum vermittelt die theoretischen Grundlagen und gibt Tipps für eine gelungene Vermarktung.

Bild 4: Bei der Herstellung der Fruchtsäfte ist Hygiene oberstes Gebot.