Viernheim (SL) –  Und jährlich grüßt die Treibjagd: am Samstag (27.11.21)  wurde die Landstraße 3111 und der Wald zwischen Viernheim und Hüttenfeld für die alljährliche Bewegungsjagd gesperrt. Nicht nur vorbeikommende Spaziergänger, Freizeitsportler und Autofahrer waren über die Sperrung verärgert, auch zahlreiche Tierrechtler aus dem Rhein-Neckar Gebiet. Letztere veranstalteten auch in diesem Jahr eine Mahnwache am Kreisel vor dem Anglersee in Viernheim. Organisiert wurde sie von der Gruppe Viernheim vegan, die bereits seit 2015 anlässlich der Treibjagd protestiert und diesmal u.a. von Gruppen wie Mannheim Animal Save, der Bürgerinitiative Pro Fuchs Rhein-Neckar e.V. und Vegan in Bensheim unterstützt wurden. Corona bedingt mit Maske und Abstand, informierten sie mit Plakaten über die Probleme der Jagd.

Besonders viel Zuspruch gab es von Autofahrern und Passanten die mit zahlreichem Hupen gegen die Treibjagd und Daumen hoch ihre Unterstützung bekundeten. „Dies zeigt deutlich, dass ein Umdenken in der Gesellschaft geschieht und die Bevölkerung den Eingriff in unser Ökosystem kritisch hinterfragt.“, sagt Susann Lammer, Initiatorin der Mahnwache und Gründerin von Viernheim vegan. Nur vereinzelt ernteten die Tierrechtler auch Kopfschütteln für ihren Protest. „Aber genau dafür sind wir hier, um Aufzuklären und auf die Probleme der grausamen Methode dieser Jagd und der Jagd an sich aufmerksam zu machen.“, sagt Lammer. Mahnwachen-Teilnehmerin Martina Schraub von Vegan in Bensheim meint, „Ich bin grundsätzlich gegen die Jagd und finde sie im 21. Jahrhundert völlig überholt. Und dass sogar solche Events wie diese Gesellschaftsjagd, eine besonders grausame Drückjagd, heutzutage noch erlaubt sind, kann ich erst recht nicht verstehen.“

Aber was wäre Teil der Lösung? Tierschutzzäune, Reflektoren und weitere moderne wildtiergerechte Sicherheitsmaßahmen könnten helfen das Risiko von Wildunfällen deutlich zu verringern. Zahlreiche Studien, zeigen, dass die Bestände etwa beim Wildschwein, Fuchs oder Reh in Gebieten mit geringem Jagddruck stabiler und auf einem niedrigeren Niveau sind, als in denen mit hohem Jagddruck. Langzeitstudien und renommierte Fachleute, wie der bekannte Förster Peter Wohlleben, sind sich sicher: die Natur würde sich von selbst regulieren, wenn wir uns nicht ständig einmischten. Jagdbefürworter argumentierten oft mit der Notwendigkeit dieser, aus Brauchtum und Tradition und greifen damit massiv in unser Ökosystem ein, wissenschaftlich begründet werden diese Maßnahmen nicht. Die Zerstörung von Familienstrukturen und Sozialverbänden durch die Jagd führt zu unkontrollierter und verstärkter Vermehrung.

Auch die Hobby- und Trophäenjagd ist Teil des Problems. Hobbyjäger, die von Jahr zu Jahr in Deutschland zunehmen. Es gibt 1.000 Berufsjäger und fast 400.000 Hobbyjäger. So kann der Jagdschein in Deutschland in zweiwöchigen Crash-Kursen erworben werden. „Die Behörden sind aufgefordert bessere und tierleidfreie Lösungen zu finden, um Wildunfälle in betroffenen Gebieten zu verhindern. Diese Drückjagd ist jedenfalls kein geeigneter Lösungsweg.“, fordert Sabine Frank aus Viernheim.

Ulrike M. die an der Mahnwache teilnahm, bergründet ihren Protest „Besonders traurig ist, wie viele Tiere bei einer Treibjagd nur angeschossen werden und dann qualvoll verenden. Die Tiere werden in Todesangst durch den Wald gehetzt. Laut der Tierärztlichen Vereinigung sterben 70 % der Tiere dabei nicht sofort. Tagelange Schmerzen und ein qualvoller Tod sind die Folge. Wir konnten es nicht verhindern, kein Leben retten, aber wir waren da um zu zeigen, dass es uns nicht egal ist.“

Auch Mannheim Animal Save unterstütze die Mahnwache anlässlich der Treibjagd, um auf das Tierleid aufmerksam zu machen. „Wir von Mannheim Animal Save lehnen jegliche Gewalt und Ausbeutung von nichtmenschlichen Tieren ab. Wir kämpfen an vielen Fronten für Gerechtigkeit und Aufdeckung von Missständen. Nicht nur in Schlachthöfen und Tötungsfabriken wird milliardenfach gemordet, sondern auch an vielen anderen Orten auf dieser Welt hinter verschlossenen Türen, erfahren Tieren Gewalt und unermessliches Leid. Eines davon ist die Jagd, die der feige Mord an unschuldigen Mitgeschöpfen ist und sofort abgeschafft gehört.“

„Jeder kann etwas ändern, unterstützen sie Tierrechtsorganisatoren, schreiben Sie ihrer Regionalpolitik und dem Forstamt Lampertheim, dass auch sie mit dieser Treibjagd nicht einverstanden sind.“, so Lammer.