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Südhessen (ots/Polizeipräsidium Südhessen) – Nach rund der Hälfte der diesjährigen Motorradsaison zeigt sich das Polizeipräsidium Südhessen besorgt über die Entwicklung der Unfallzahlen. Bei insgesamt 171 Unfällen wurde 38 Biker mit Motorrädern über 125 ccm Hubraum schwer- und 83 leichtverletzt. Sieben Menschen verloren ihr Leben. Im Vergleichszeitraum 2019 gab es 24 Schwerverletzte, 72 Leichtverletzte sowie 3 getötete Motorradfahrer.

Sechs der sieben tödlichen Unfälle ereigneten sich ohne jegliche Beteiligung weiterer Verkehrsteilnehmer. In vier Fällen handelte es sich bei den Verunglückten im Odenwaldkreis und im Kreis Bergstraße um ortsfremde Personen. Polizeipräsident Bernhard Lammel sagt in diesem Zusammenhang: „Wir sehen durchaus, dass sich die allermeisten Motorradfahrer an die Regeln halten. Jeder verunglückte Motorradfahrer ist aber einer zu viel. Es wird leider immer noch zu schnell gefahren. Wir appellieren daher insbesondere auch an die Motorradfahrer, welche die örtlichen Gegebenheiten nicht so gut kennen: Der Odenwald und die Bergstraße sind keine Rennstrecken. Fahren Sie stets mit Bedacht!“

Insgesamt kontrollierten die Ordnungshüter in den ersten sechs Monaten des Jahres über 4000 Motorradfahrer. Immerhin 77 Fahrern drohen wegen erheblicher Geschwindigkeitsüberschreitungen Fahrverbote. 26 Motorräder stellte die Polizei bei den Kontrollen an Ort und Stelle sicher, weil unter anderem Manipulationen an den Auspuffanlagen bemerkt wurden. Bei insgesamt 41 Maschinen war aufgrund unzulässiger Veränderungen die Betriebserlaubnis erloschen. Die Polizei appelliert daher weiterhin an die Eigenverantwortung der Motorradfahrer. Die Teilnahme am Straßenverkehr durch motorisierte Zweiradfahrer birgt ein hohes Unfall- sowie Verletzungsrisiko. Sich an die Verkehrsregeln zu halten und die Maschine sowie die Ausrüstung vor Fahrtantritt auf einwandfreie Funktionstüchtigkeit überprüfen, sollten hierbei selbstverständlich sein.

Neben den zahlreichen Kontrollen, spielt in diesem Jahr aber auch die Prävention wieder eine große Rolle. Auf großflächigen Plakaten in ganz Südhessen sensibilisiert aktuell Superbike-Champion Markus Reiterberger, das Gesicht der Unfall-Präventionskampagne des Polizeipräsidiums Südhessen „Du hast es in der Hand – Überlasse beim Biken nichts dem Unfall“, die Motorradfreunde und macht mit seinem Slogan: „Racer gehören auf die Rennstrecke und nicht in den Straßenverkehr“ auf die Gefahren in diesem Zusammenhang aufmerksam. Zudem fand Ende Juli eine ganz spezielle Präventionsveranstaltung im Odenwaldkreis statt. Im Rahmen einer „Biker Safety Tour“ ging es für 16 Bikerinnen und Biker mit Beamten der Verkehrsinspektion des Polizeipräsidiums Südhessen und einem Vertreter des Vereins „Rennleitung 110″ rund 1 1/2 Stunden durch den Odenwald. Insgesamt vier Stopps wurden bei der circa 55 Kilometer langen Ausfahrt anschließend eingelegt. Dabei ging es den Polizisten im Dialog mit den Teilnehmenden um örtlich spezifische Präventionsthemen im Zusammenhang mit dem Motorradfahren. Unter anderem wurde die Geschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften und an Straßen mit offener Bebauung, die Lärmvermeidung durch das Verhältnis von Gang, Drehzahl und Geschwindigkeit, enge Straßen ohne Leitlinien oder Fahrstreifenbegrenzungen sowie Fahrbahnverschmutzung im Zusammenhang mit land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen thematisiert.

Ein besonderes Augenmerk legen die Ordnungshüter nach wie vor auf vermeidbaren Lärm, den Motorradfahrer verursachen und der Anwohner erheblich stört. Dazu hat
auch Polizeipräsident Bernhard Lammel eine klare Meinung: „Hier gilt nach wie vor „Null Toleranz“. Wer DB-Killer ausbaut und mit viel zu lauten Maschinen unterwegs ist, für den ist die Fahrt an der Kontrollstelle beendet.“ Einen Appell richtet die Polizei aber auch an die Autofahrer: „Achten Sie insbesondere an Kreuzungen und Einmündungen unbedingt auf Motorradfahrer!“ Biker gehören zu den schwächeren Verkehrsteilnehmern im Straßenverkehr. Sie haben weder Lenkradairbag noch Knautschzone. Jeder kleine Fehler der Wagenlenker könnte für sie schlimme Folgen haben! Motorradfahrer haben eine deutlich kleinere Silhouette, insbesondere bei schwierigen Licht- oder Wetterverhältnissen kann das gefährlich sein. Aus der Entfernung ist ein Kleinkraftrad auch nicht immer von einer schweren Maschine zu unterscheiden. Die Geschwindigkeit wird deshalb häufig unterschätzt. Zudem ist der Bremsweg bei Bikern in der Praxis meist länger als gedacht.