Struktureller Wandel der Kirche bietet Raum für neue Nutzungsmöglichkeiten

Bauschäden vor kurzem geschlossen werden. Die Zukunft des Gotteshauses ist völlig offen.
Foto: Stadt Viernheim

 Viernheim (Stadt Viernheim)Die katholische Kirche verändert sich: die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt, es gibt weniger Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, die Kirchensteuereinnahmen werden zurückgehen. Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 2019 von Bischof Peter Kohlgraf der „Pastorale Weg“ ausgerufen – mit dem Ziel, die Kirche im Bistum Mainz neu zu strukturieren und bis 2030 zukunftsfähig aufzustellen. Die Zielvorgabe des Bischofs ist, dass es statt der bisherigen 132 Pfarrgruppen im Bistum nur noch rund 50 geben wird, die sich in einem größeren „Pastoralraum“ zusammenfinden.

Vor wenigen Tagen hatte der Mainzer Bischof die künftigen 46 Pastoralräume im Bistum Mainz benannt, die an Ostern 2022 offiziell errichtet werden. Dies und die vor kurzem geschlossene Hildegardkirche nahmen Bürgermeister Matthias Baaß und Erster Stadtrat Jörg Scheidel zum Anlass, sich in einem Schreiben direkt an den Bischof Peter Kohlgraf zu wenden, um einen gemeinsamen Blick auf die zukünftigen Entwicklungen in Viernheim einzunehmen.

Denn schon lange sei der Wandel, der nun in den neuen Strukturen des Bistums zum Ausdruck käme, auch in Viernheim erkennbar. „Es gibt nach wie vor vier katholische Kirchengebäude, die zusammen mit den Aktivitäten einer dazugehörigen einzelnen Pfarrgemeinde jeweils prägende Wirkung für das Stadtgebiet im Umfeld der Kirchengebäude hatten. Dies hat sich verändert und wird sich vermutlich weiter ändern“, heißt es in dem Schreiben. Als Beispiele benennt die Stadtspitze das frühere Pfarrhaus und Pfarrbüro von St. Michael, das mittlerweile gewerblich vermietet ist, das frühere Pfarrhaus von St. Aposteln, das schon seit einigen Jahren für Dienste des Caritasverbandes genutzt wird sowie das Molitorhaus, das früher Treffpunkt für Veranstaltungen der Gemeinde war und komplett zur Kindertagesstätte geworden ist. Hinzu komme die Hildegardkirche, die vor kurzem aufgrund Bauschäden geschlossen werden musste – mit ungewisser Zukunft. Ebenfalls merkbar für das Stadtbild und das Stadtgeschehen an allen Standorten sei die geringere Nutzung der Kirchengebäude, eine sicher durch Corona jetzt noch verstärkte Entwicklung.

Mit Blick auf das Ganze bringen Baaß und Scheidel den Wunsch zum Ausdruck, gemeinsam mit dem Bistum neue Nutzungsmöglichkeiten für Immobilien oder Grundstücke, die im kirchlichen Besitz sind, zu finden. Dabei soll überlegt werden, welche Stadtentwicklung an den Standorten möglich ist und welche soziale Infrastruktur in Viernheim auch in Zukunft benötigt wird. „Wohnraum für spezielle Zielgruppen, wie eine selbstverwaltete Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte Ältere ist gefragt, auch eine Tagespflege für Pflegebedürftige wäre ein sinnvolles Angebot“, so die Verwaltungschefs. Die Bandbreite der Möglichkeiten gehe von einer reinen Umnutzung eines Kirchengebäudes bis hin zu dessen Aufgabe.

 

Baaß und Scheidel berufen sich in ihrem Schreiben darauf, dass bereits in der Vergangenheit im Zusammenwirken mit der Stadt Viernheim für zunehmend nicht mehr genutzte Gebäude oder absehbar nicht mehr nötige Immobilien gute Lösungen gefunden werden konnten. In Anbetracht des zusätzlichen Bedarfs bei den Kindertagesstättenplätzen wurden sogar Räume neu hinzu gebaut.

 

Abschließend heißt es: „Mit den Gemeinden der Katholischen Kirche in Viernheim weiß sich die Stadt Viernheim seit jeher in einem guten Einvernehmen, deswegen sind wir überzeugt, dass ein gemeinsames Handeln von Stadt und Bistum auch dem neuen gemeinsamen katholischen Pastoralraum in unserer Stadt dienen wird.“