Wie beurteilen Sie die Hessische Bildungspolitik während Corona, welche Schlüsse ziehen Sie für die künftige Ausgestaltung der Bildungspolitik?

Foto: Alexander Bauer

Wiesbaden/Kreis Bergstraße (AB) – Hessen hat seit Beginn der Krise konsequent und planvoll agiert. Die Strategie, besonnen mit allen Öffnungsschritten umzugehen, war erfolgreich. Und auch die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an fünf Tagen für alle Schüler wird sich nach einem durchdachten 14-Punkte-Plan gestalten. Corona hat gezeigt, dass wir mit unserem Programm „Digitale Schule Hessen“, das Maßnahmen zur pädagogischen Unterstützung unserer Schulen, zur verantwortungsvollen Mediennutzung von Schülerinnen und Schülern, zur Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften und zur technischen

Ausstattung und Infrastruktur der Schulen bündelt, genau auf dem richtigen Weg sind.

Sind die hessischen Schulen gut auf den Unterricht nach den Ferien vorbereitet?

Ganz klar: Ja! Die Schulen und Schulgemeinden haben sich während der Sommerferien auf den Schulstart unter diesen besonderen Bedingungen gut vorbereitet. Wir haben dazu gemeinsam mit Schulpraktikern den bereits erwähnten 14-Punkte-Plan konzipiert, der unter anderem das Abstandsgebot im Unterricht aufhebt, um zu einem geregelten Klassen- und Kurssystem ohne Begrenzung der Gruppengrößen zurückkehren zu können. Neben den gängigen Hygieneregeln, die weiter gelten, besteht die Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung außerhalb des Unterrichts. Sie gilt überall in der Schule bis zum Sitzplatz im Klassenraum. Ergänzend zu der bereits zur Verfügung gestellten Schutzausrüstung haben Schulen zudem rechtzeitig vor Schuljahresbeginn erneut eine große Lieferung erhalten. Jede Lehrkraft kann sich bei Bedarf kostenfrei auf das Virus testen lassen. Schüler, die nicht am Unterricht teilnehmen können, werden digital ins Klassenzimmer zugeschaltet und erhalten dazu ein mobiles Endgerät.

Welche Schwerpunkte setzen sie in diesem Schuljahr in der Bildungspolitik?

Wir werden auch weiterhin die Digitalisierung der Schulen unter dem Primat der Pädagogik vorantreiben. Denn die Digitalisierung der Schulen gelingt dann am besten, wenn die technische Ausstattung der Schulen, die pädagogischen Konzepte und gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer ineinandergreifen. Wir werden auch die Bildungssprache Deutsch, die das 1×1 für eine erfolgreiche Schullaufbahn ist, weiter stärken und dafür die Stundentafel für die Grundschule um eine Stunde Deutsch ab diesem Schuljahr erweitern. Darüber hinaus werden wir – zur Vereinbarkeit von Bildung, Familie und Beruf – in Fortsetzung der bewährten Praxis aus den vergangenen Schuljahren das vielfältige Angebot ganztägig arbeitender Schulen auch zum Schuljahr 2020/2021 weiter ausbauen.

Welche Themenbereiche wollen Sie schwerpunktmäßig bis zum Ende der Legislaturperiode noch angehen?

Zuallererst die Bildungssprache Deutsch: Jedes Kind muss zu Beginn seiner Schulzeit ausreichende Deutschkenntnisse haben, die Voraussetzung für Bildungserfolg und auch im täglichen Leben sind. Daher wollen wir die bereits sehr erfolgreichen Vorlaufkurse für alle Kinder verbindlich machen, um Kinder bereits vor der Einschulung in der deutschen Sprache zu fördern. Neben den bereits genannten Themen überarbeiten wir überdies aktuell die Lehrerbildung in Hessen. Ein Kernpunkt wird sein, dass wir aktuelle Prio-Themen, wie z.B. die Digitalisierung, in allen drei Phasen der Lehrerbildung verankern.