Foto: Stadt Weinheim

Weinheim (Stadt Weinheim) –  Es war die vierte Veranstaltung dieser Art – und noch immer ist die „Weinheimer Pflegekonferenz“ auf kommunaler Ebene einzigartig. Jetzt trafen sich wieder rund 40 Akteure aus der „Pflege“ – aus Behörden, Vereinen und Organisationen, Pflegediensten und –  heimen –  um aktuelle Probleme, Herausforderungen und auch Sorgen zu besprechen. Dass Gesprächsbedarf angesichts der aktuellen Situation sehr wohl besteht, machte Oberbürgermeister Manuel Just schon in seiner Begrüßung deutlich. Der Rathauschef ging auf den aktuellen Report der Bertelsmannstiftung ein, die voraussagt, dass schon im Jahr 2030 in Deutschland etwa eine halbe Million Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen.

Just sprach den Pflegeakteuren dennoch Mut zu. Er habe Hoffnung, weil es in diesem Metier „so überzeugte und überzeugende Menschen gibt, wie jene, die heute hier in der Stadthalle sitzen“. Daher nutzte Manuel Just seine kurze Begrüßung, um den Pflegeakteuren für Ihre Arbeit und Ihren Einsatz zu danken. Es müsse gelingen, Mittel und Wege aus dem Pflegenotstand zu finden, so der OB. Es müsse gelingen, den Beruf   beliebter und verträglicher zu gestalten, attraktiver und ordentlich bezahlt. Just: „Die aktuelle Zuwanderungssituation kann uns sicherlich dabei helfen; aber das reicht nicht aus. Wir alle haben dafür zu sorgen, dass diese Arbeit in der Gesellschaft und in der Politik geschätzt und gewürdigt wird. Wir müssen unsere Pflegenden pfleglicher behandeln. Sie sind Helden unserer Zeit.“

Dabei sei die Pflegekonferenz ein wichtiges Instrument der Artikulation und Vernetzung. Er betonte: „Ich möchte Sie ausdrücklich ermutigen, immer wieder klar Stellung zu beziehen, Ihre Meinung zählt – zumindest hier in Weinheim.“ Die anwesenden Stadträtinnen sicherten auch die Unterstützung durch den Gemeinderat zu.

Mehrere Stunden lang erörterten die Expertinnen und Experten ihre Situation, aktuelle Herausforderungen und neue Ideen. Dabei entstand zum Beispiel auch eine Arbeitsgemeinschaft, die sich „Dialog mit der Stadt“ nennt und von Christian Rupp vorgestellt wurde. Der Leiter des Bodelschwinghheims ist einer der Sprecher des „Runden Tisch Demenz und Pflege“. Man könne sich vorstellen, dass Pflegekräfte in der Stadt noch weiter unterstützt und motiviert werden. Zum Beispiel durch einen Busverkehr, der besser auf die Arbeitszeiten ausgerichtet ist. Oder indem die Stadt bei der Suche nach günstigem Wohnraum ebenso hilft wie bei der Suche nach einem Betreuungsplatz für die Kinder von Pflegenden. Auch ein „Bonusprogramm Pflegekräfte“ wurde angeregt. „Es geht darum, dass Weinheim das Image eines besonders attraktiven Standorts für Pflegekräfte bekommt“, fasste Rupp zusammen.

In anderen Arbeitsgruppen wurden weitere kreative Ideen entwickelt, zum Beispiel, wie man junge Menschen für soziales Engagement gewinnen könne. Da sei eine Preisauslobung für Schulen und Vereine eine Möglichkeit, ein „Weinheimer Generationen-Award“, wie ihn DRK-Kreisgeschäftsführerin und Sozialexpertin Christiane Springer in die Diskussion brachte. „Prävention, aktiv im Alter, Altersarmut, Einsamkeit älterer Menschen, Nachbarschaftspflege“ waren weitere Themen, mit denen sich die Arbeitsgruppen intensiv beschäftigten.

Insgesamt zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein positives Fazit. Weinheims Pflege-Akteure konnten sich noch intensiver vernetzten, weil auch Vertreterinnen von ambulanten Pflegediensten vertreten waren. „Diese Personen“, so Stadtseniorenratsvorsitzende Sonja Kühn, „sind für uns in der Kommunikation sehr wichtig, weil sie direkt die Situation ihrer Patienten und deren Wohnumfeld beobachten können“.

Zuvor hatte OB Just die Gelegenheit genutzt, in dem Kreis Dana Scheil als Leiterin des Amtes für Soziales, Jugend, Familie und Senioren vorzustellen; es war ihre erste Pflegekonferenz in diesem Amt. Gleichzeitig erwähnte er, dass Ute Schleh, die im Fachamt zu den Ideengebern und Initiatoren der Pflegekonferenz gehört, demnächst in den Ruhestand geht. „Sie haben die Stadt Weinheim in den zurückliegenden Jahren ein gutes Stück sozialer gemacht“, bescheinigte der OB. Sie sei die „Frau, die alle Netzwerke zusammengehalten hat“. Erstmals nahm Ute Schlehs Nachfolgerin Anna Dreißigacker an der Pflegekonferenz teil, die – so viel steht schon fest – im nächsten Jahr ein erstes kleines Jubiläum feiert: fünf Jahre.