Offener Brief an Matthias Baaß von Marc und Annette Sowa
Übergestülpt und ausgebremst
Gegen Ende 2022 fand eine Bürgerinformation vor Ort bezüglich der Verkehrssituation in Waldstraße und Friedrichstraße statt. Dabei wurde von Seiten der Stadt der Eindruck vermittelt, die Gesichtspunkte der Anwohner würden in den Planungen in irgendeiner Weise berücksichtigt. Das am 22.02.2023 anberaumte Treffen im Ratssaal wurde daher auch aus Anwohnersicht so erwartet.
Bei diesem Treffen wurde ein Vorhaben verkündet. Diskussion war offenbar unerwünscht, jeder Vorbehalt wurde vom Tisch gewischt und auf Vorschläge nicht eingegangen. Die Anwohner fühlten sich wie bockige Kleinkinder behandelt. Einzelne verließen empört den Raum vorzeitig.
Durch das vorgestellte Vorhaben soll sichergestellt werden, dass
- Beide Straßen weiterhin Einbahnstraßen bleiben.
- In beiden Straßen der Fahrradverkehr in beide Richtungen laufen kann.
- Die Bürgersteige von parkenden Fahrzeugen frei bleiben.
Nicht eingelassen haben sich erster Stadtrat und Bürgermeister auf Vorschläge wie Markierungen auf den teilweise recht breiten Bürgersteigen. Diese würden deutlich machen, wie weit diese mindestens frei zu halten sind, aber das aufgesattelte Parken grundsätzlich auf gesamter Länge zu erlauben, wo dies möglich ist, ohne die Bürgersteige zu blockieren. Auch Anwohnerparkausweise auszugeben scheint der Stadt eine Zumutung zu sein. Die Forderung, zumindest auf Brachflächen in der Nähe einen gewissen Parkraum zu schaffen, z.B. in der Nähe des TiB oder durch den Ankauf eines seit Jahrzehnten unbebauten Grundstücks, wurden abgewunken.
Sicher ist also, dass bei der geplanten Veränderung die sowieso schon angespannte Parkplatzsituation in den beiden Straßen sich massiv verschärfen wird. Bereits jetzt passiert es, dass Anwohner lange herumsuchen, um irgendwo in Laufnähe noch einen legalen Parkplatz zu finden, mehrere Minuten sind keine Seltenheit. Da solche Veränderungen bereits in angrenzenden Straßen durchgeführt wurden und deren Anwohner z.Zt. vermehrt in der Friedrich- und Waldstraße parken, wird sich dieses Problem in die Fläche ausbreiten. Zum Teil werden Anwohner ihre Autos in Höfen abstellen, die das bisher nicht tun, viele aber können dies gar nicht mehr, als sie es bisher sowieso tun.
Tatsächlich wurden für die Ablehnung von Vorschlägen keinerlei Argumente vorgebracht, alles wurde einfach abgebügelt. Es war klar, dass man sich bereits auf einen Plan eingeschossen hatte. Dann aber hätte man sich das Treffen sparen können, das wäre ehrlicher gewesen.
Aus Klimaschutzgründen ist es ausgesprochen sinnvoll, das Fahrrad zu fördern und die Nutzung von KFZ unattraktiver zu machen, aber hier hätte die Stadt den Weg durchaus zu Ende gehen können, denn es gibt eine Alternative:
Wir halten die Einrichtung von Fahrradstraßen für die sinnvolle Alternative, für Anlieger mit KFZ aus einer Richtung befahrbar, aber die Fahrradfahrer haben VORRANG! Markierungen auf den Bürgersteigen stellen sicher, dass hier immer mindestens ein Meter zwischen Häusern und Straße frei bleiben, damit Kinderwägen, Rollatoren und Rollstühle ausreichend Platz haben. In dieser Lösung müssten eventuell einige Flächen markiert werden, in denen Autos Fahrräder passieren lassen können, aber die bieten die vorhandenen Einfahrten an vielen Stellen bereits.
Diese Lösung würde die derzeit inoffiziell gebräuchliche Situation legalisieren, den Durchgangsverkehr auf die dafür ja existierenden Hauptverkehrsstraßen ableiten und den vielen Schulkindern, die besonders häufig auf der Waldstraße unterwegs sind, Sicherheit schaffen.
Nicht zuletzt ist diese Lösung um vieles günstiger als die von der Stadt vorgestellte. Abgesehen von etwas Farbe und Schildern sind keine baulichen Veränderungen nötig.
Bitte verstehen Sie uns richtig, es müssen sicher verkehrspolitisch Weichen gestellt werden, und der Schutz von Fußgängern und Radfahrern ist absolut notwendig. Dennoch kann man nicht quasi über Nacht so viel Parkraum beseitigen, ohne irgendwelche Alternativen zu schaffen. In anderen Straßen ist genau das gemacht worden, und trotz dieser Maßnahmen ist vom Gesamteindruck kein Auto weniger in der Stadt unterwegs oder geparkt, es wird nur weiter gefahren, um einen Parkplatz zu finden.
Man braucht zu allen Maßnahmen, die Autos aus der Innenstadt verdrängen sollen, auch immer eine ernsthafte Alternative zum Individualverkehr und Kraftverkehr, sonst werden nur neue Probleme geschaffen und keine wirklich gelöst.
Die Bewohner der Wald- und Friedrichstraße sind sicherlich bereit, mit Ihnen in einen ernstgemeinten Diskurs zu treten, sofern dies von Ihrer Seite gewünscht ist. Wir kennen die Situation vor Ort, wenngleich vermutlich anders als Sie, und gehören auch zu der von Ihnen viel beschworenen Allgemeinheit, für die Sie Politik machen müssen.
Mit den besten Wünschen für einen konstruktiven Prozess,
Marc und Annette Sowa