Kreis Bergstraße (KB) – Ein reibungsloser Start in die Ausbildung bildet für junge Menschen das Fundament für ihr gesamtes weiteres Berufsleben. Aufgrund der Corona-Pandemie standen viele Schulabgänger in diesem Jahr jedoch vor unerwarteten Herausforderungen. Denn: Die bewährte, persönliche Berufsberatung in den Schulen und Berufs-Informations-Zentren konnte in den zurückliegenden Monaten wegen der Corona-Pandemie nicht in gewohnter Weise stattfinden. Auch Praktika zur beruflichen Orientierung und Ausbildungsvorbereitung waren im ersten Halbjahr 2020 kaum möglich. Darüber hinaus unterlagen viele Bewerbungsverfahren für Ausbildungsstellen erheblichen Einschränkungen. Dies alles sind Faktoren, die den Wechsel von der Schule zum Beruf gerade für Jugendliche, die Leistungen nach dem SGB II (Hartz IV) beziehen, deutlich erschwert haben. So gab es in der Zeit während des Lockdowns von März bis Mai für Bewerberinnen und Bewerber kaum Kontaktmöglichkeiten zu den Unternehmen – und das in fast allen wirtschaftlichen Bereichen. In dieser Zeit wurden zum Beispiel Bewerbungsgespräche auf unbestimmte Zeit verschoben und das Probearbeiten neuer potentieller Mitarbeitender konnte nicht stattfinden. Außerdem konnten viele Betriebe ihren Personalbedarf für die kommenden Monate nicht vorausplanen, was die Arbeitsmarktsituation weiter verschärfte.

In dieser herausfordernden Situation waren und sind die Kommunalen Jobcenter in Hessen besonders gefordert. Während klassische Info-Veranstaltungen und vergleichbare Formate wegen der Pandemie ausfielen, rückten vielerorts neue und kreative Beratungsansätze in den Vordergrund – ob telefonisch, per Messenger-Dienst, Webkonferenz oder E-Mail. So auch beim Kommunalen Jobcenter „Neue Wege“ des Kreises Bergstraße: „Dank des Einsatzes digitaler Medien ist die Kommunikation auf Augenhöhe zu unseren Kundinnen und Kunden nicht abgerissen – besonders nicht zu den Jugendlichen. Um diese fit für ihren Ausbildungsstart zu machen, haben wir bei Neue Wege maßgeschneiderte Beratungs-, Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote genutzt. Dabei legten die Mitarbeitenden den Fokus konsequent auf die persönlichen Stärken und Potentiale der jungen Menschen“, betont die Erste Kreisbeigeordnete und für den Eigenbetrieb „Neue Wege“ zuständige Dezernentin Diana Stolz.

So bietet „Neue Wege“ zum Beispiel mit der Maßnahme „Aktivcenter U25“ ein spezielles Angebot für Jugendliche unter 25 Jahren, das in Modulen aufgebaut ist und die Teilnehmenden in Arbeit und Ausbildung vermitteln soll. Diese Maßnahme führt die Merkur-Schule Private Schulgesellschaft mbH als Träger für das Kommunale Jobcenter des Kreises durch. Während des coronabedingten Lockdowns konnte auch die Beratung der Teilnehmenden dieser Maßnahme nur digital und telefonisch stattfinden. Dabei war es besonders herausfordernd für die Mitarbeitenden, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in dieser angespannten Situation dazu zu motivieren, nicht aufzugeben und sich eventuell auf alternative Berufswünsche einzulassen. Nach den Lockerungen Mitte Mai hat das Aktivcenter U25 die direkte und persönliche Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden unverzüglich wiederaufgenommen. Besonders herausfordernd war dabei, dass sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die neuen AHA-Regeln (Abstand – Hygiene – Alltagsmaske) gewöhnen mussten.

2020 erzielte die „Merkur-Schule“ trotz der temporären Schließung ähnlich gute Vermittlungsergebnisse wie im Vorjahr. So konnten nach dem Lockdown drei junge Erwachsene eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen und im August begannen weitere acht Teilnehmende eine Ausbildung. Doch „Corona“ wird die Arbeit der Kommunalen Jobcenter noch eine ganze Zeit lang weiterbegleiten. Dabei zeichnet sich bereits jetzt ab, dass besonders die Unwägbarkeiten für die Unternehmen und die hohe Flexibilität, die von den potentiellen Arbeitnehmenden gefordert wird, eine Herausforderung sind. Gleichzeitig ist eine hohe digitale Kompetenz jedes und jeder Einzelnen essentiell. Hierbei gibt es auch jetzt noch Aufholbedarfe. Zudem müssen auch die entsprechenden technischen Voraussetzungen für Kundinnen und Kunden der Kommunalen Jobcenter geschaffen werden, damit diese eine höhere digitale Kompetenz entwickeln können.

Gemeinsam mit den Agenturen für Arbeit und den einzelnen regionalen Arbeitgebenden, Kammern sowie Wirtschaftsverbänden arbeiten die Kommunalen Jobcenter unermüdlich daran, passgenaue Lösungen zu finden, um jungen Menschen, die Leistungen nach dem SGB II beziehen, mit einer Ausbildung eine zukunfts- und existenzsichernde Perspektive zu eröffnen. Über allem steht das Credo der Kommunalen Jobcenter in ganz Deutschland: Stark. Sozial. Vor Ort.